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Eine Werkschau in annähernd fünf Minuten

Prolog

Da ich dachte, es sei eine gute Idee, einen kurzen skizzenhaften Abriss und Führer durch die Historie dieser wegweisenden, Horden von ihr nachfolgenden Musikern beeinflussenden Formation zu verfassen und da ich gerade eine schlaflose Nacht zu verschwenden hatte, findet sich hier nun also dieser kleine, unvollständige, schludrige, inkompetente Eintrag, zu dem mich einige alteingesessene Verehrer, etwa für die eine oder andere, auch mal vorkommende nicht allzu schmeichelhafte Einschätzung, wahrscheinlich gerne in eher wenig freundlicher Manier beglückwünschen würden ... vor allem jene, welche die Pink Floyd bereits anno 1967 im legendären Londoner UFO-Club die Freude und das Privileg hatten, zu einer Zeit live erleben zu dürfen, als sie nur Insidern der englischen Psychedelic-Szene begrifflich waren und meine Wenigkeit hingegen sich noch mit dem nicht wirklich verlockenden Gedanken in eine erneute irdische Inkarnation einzutauchen, gerade eben erst widerwillig vertraut zu machen versuchte...
Alle ihre Alben kenne ich selbst leider nicht so eingehend wie es für eine Werkschau angeraten erschiene - welche das sind, dürfte aus dem Text hervorgehen -, vielleicht helfen meine in Einzelfällen auch mal zweifelhaften Einschätzungen ja dem einen oder anderen dennoch, der vielleicht die Floyd tatsächlich noch nicht kennen sollte, sich zu orientieren oder sich überhaupt erst für sie zu interessieren.
Und außerdem hatte ich einfach mal Lust dazu.

 

The Piper At The Gates Of Dawn ('67)

the piper at the gates of dawnManche Musik besteht den "Test of Time" nicht und manche war gar schon zu zu ihrem Enstehungszeitpunkt kaum genießbar. Auf dem Debut muß man leider so manches diesen Kategorien zuordnen, wie etwa der nicht unstressige, in der ersten Hälfte gar dilettantisch anmutende "Interstellar Overdrive", welcher für den frühen strukturlosen Livesound der Floyd charakeristisch sein, aber nur dort und in Verbindung mit den aciddurchwirkten Synapsen eines überbrückten Verstandes soetwas wie "Sinn" ergeben dürfte. Dann etwa das seltsam kinderliedhafte "Bike", oder aber Waters nervenzerfetzendes "Take Up Thy Stethoscope And Walk". Die ihm nachgesagte verschrobene Genialität des Bandgründers Syd Barrett läßt sich ansonsten in dem weiteren, nennen wir es mal psychedelischen Folk-Beat, der im London der Swinging Sixties sicher der Knaller war, aber durchaus erkennen und nachvollziehen. "The Gnome", "Scarecrow", "Chapter 24" und natürlich vor allem "Astronomy Domine" sind auch heute noch richtig gute Songs. Aber das war's dann auch so ziemlich. Nostalgiker und solche, die sich in die damalige Zeit und Atmosphäre hinein versetzen, sich auf Spurensuche nach den Wurzeln der modernen Popkultur begeben möchten, könnten ihre Freude am "Piper" haben, ansonsten entgeht bei Nichtbeachtung dem heutigen Musikliebhaber andererseits nicht allzu viel. Ähem...
Nun, vieles, das sicherlich auch auf jenem Fundament fußt, welches Platten wie die besagte legten, an aktuellen Veröffentlichungen läßt einen solchen Klassiker mittlerweile, wie meine anfängliche Einlassung bereits vermitteln sollte, relativ antiquiert erscheinen. Unbestritten bleibt sein historischer Verdienst als eines der ersten und einflußreichsten musikalischen Werke des Psychedelic.

A Saucerful Of Secrets ('68)

a saucerful of secretsDas überlange Titelstück ist, wie "Interstellar Overdrive" (der Name spricht mich an, keine Frage) vom Vorgänger, über weite Strecken kaum zu goutieren, eine verstörende Kakophonie ungezügelter, die Grenzen des bisherigen Harmonieverständnisses ausreizenden und überschreitenden Experimentalmusik (mit einem superben vierminütigen Ausklang sakraler Art allerdings, genannt "Celestial Voices"!), Waters leistet sich wieder eine schräge Verschrobenheit am Ende der ersten Seite, ansonsten recht interessante Songs auf Seite A, klar, womit vor allem einer der Floyd-Klassiker schlechthin, nämlich das hypnotische "Set The Controls For The Heart Of The Sun" gemeint ist, sowie das kultige "Let There Be More Light" withspacedoutearwormmelody, das klassizistisch-abgehobene "Remember A Day" und auch das hippieeske "See-Saw" auf Seite B.
Inhaltlich läßt man sich, wie mancher Titel andeutet, durch den Weltraum treiben und erfreut sich phantastisch-versponnenen Geschichtenerzählens...
Das alles besitzt eine ganz eigene, irgendwie entrückte Atmosphäre, befindet sich deutlich außerhalb dessen, was wir gemeinhin "Normalität" zu nennen pflegen.
Noch seinen Teil hierzu beitragend und mehr als beachtenswert: die superabgepfiffene Coverbildcollage...!

More ('69)

Ist mir bisher leider noch nicht untergekommen. Nun, man kann und muß ja auch nicht wirklich alles kennen...

Ummagumma ('69)

ummagummaSelbiges wird von einigen Kennern als der Band avantgardistisches Meisterwerk gehandelt. Eine Einschätzung, welche eine Hörprobe meinerseits nicht bestätigen konnte. CD # 1 mit Ausschnitten von Livekonzerten habe ich mir mal geschenkt, allerdings scheinen diese Versionen überlang und deshalb eventuell interessant zu sein. Was man von den Solo-Studioexperimenten auf CD # 2 nicht ohne weiteres behaupten kann. Musik im eigentlichen, üblichen Sinne findet sich hier kaum. Hat Rick Wrights "Sysyphus" mit seiner symphonischen Anlage und dem mittigen, kontrolliert-chaotischen Pianoausbruch zumindest noch einen leidlich reizvollen Ansatz, hinterlassen Roger Waters' gelangweiltes Akustikgitarrenpicknick "Grantchester Meadows" mit seinen nervenden Naturgeräuschen und das nur aus echoenden, sich überlagernden, tierischen Lauten nachempfundenen Stimmen bestehende "...Small Furry Animals...", sowie Nick Masons Getrommel bei seinem "Grandvizirs Garden Party" ausschließlich gedankliche Fragezeichen. Wer, bitteschön, soll mit diesem unausgegohrenen Quatsch etwas anzufangen wissen? Allenfalls David Gilmour läßt mit seiner gelungenen Komposition "The Narrow Way" aufhorchen, die er nach eigenem bekunden "einfach nur dahingerotzt" hatte, was zwar dem einzigen musikalisch ausgereiften Stück der Platte etwas unrecht tut, jedoch Bände spricht hinsichtlich der Motivation, mit der damals dieses Projekt angegangen wurde.
So, damit dürfte das jetzt, nach den bisher vorangegangenen Andeutungen, also endgültig mein persönliches Outing als musikalisch ebenso ahnungsloser wie erzreaktionärer Schwachmat gewesen sein...
Die einen nennen sowas wie "Ummagumma" halt avantgardistisch und revolutionär, andere wiederum, genauso berechtigt, uninspiriert und orientierungslos.

Atom Heart Mother ('70)

Sehr gute Suite mit Orchester auf Seite A, auf B kürzere, und, soweit ich beurteilen kann, nicht ausnahmslos überzeugende Stücke.

Meddle ('71)

meddle"Echoes", sich über 23 Minuten verteilend, scheint einem Nichtendenwollendenopiumtrip gleich zu kommen, wobei nach weitreichendem Abtauchen ins endlos erscheinende Meer, auch so manch skurriler Tiefseebewohner mit unheimlichen Lauten sich dem Erforscher dieser abgeschiedenen Unterwasserwelt nähert. Eine kultige, surreale Reise in Bereiche, in denen noch nie ein Mensch zuvor...
Die andere Seite wartet mit wieder kürzeren, strukturierteren, kompakteren und guten Songs wie "One Of These Days" (den Anfang kennt jeder - sobald in Fernsehbeiträgen sich in den Weltenraum vorgewagt wird, wißt ihr, was einfallslose Redakteure in 90% der Fälle den Bildern an Sounds unterlegen ... und für die restlichen 10% muß dann logischerweise "Shine On..." herhalten, haha..!), der smokeigen Hippie-Reminiszenz "A Pillow Of Winds" oder dem genial-rhythmusmelodischen "Fearless" auf. Selbst das zweiminütige "Seamus" fällt nicht negativ ins Gewicht. Vielmehr zeigen hier die sonst so ernsthaften Floyd Humor, bei dieser kurzen, nächtlich-alkoholisierten Blues-Session, zu welcher der Schäferhund eines Bekannten, eben jener titelgebende "Seamus", sein erschütternd klagendes Jaulen anstimmt! Witzig. Ja, er hatte wirklich den Blues...
Versehen mit ausgezeichnetem Klang, zeigt "Meddle" die Floyd offensichtlich auf der Höhe ihres damaligen Schaffens.
Sollte man sich durchaus mal irgendwann, irgendwie, irgendwo, möglichst kostengünstig bzw. -neutral, verschaffen.

Obscured By Clouds ('72)

Eher simple, kurze, sehr höhepunktarme, rockige, lausig produzierte Songs. Klingt beim ersten Eindruck wirklich lustlos und wie schnell hingezimmert, diese ursprüngliche Auftragsarbeit für einen Film. Vielleicht liege ich ja auch falsch, aber dies könnte mit das Schwächste von Floyd sein.

The Dark Side Of The Moon ('73)

dark side of the moonDas bekannteste und nach aktuellsten Angaben mittlerweile mit, sage und schreibe, wahnwitzigen 55 Millionen verkauften Exemplaren erfolgreichste Werk der Engländer, mit welchem sie dem ehemaligen Frontmann Syd Barrett, der seiner geistigen Gesundheit, was vor allem wohl dem übermäßigen Gebrauch in hohem Maße psychoaktiver Substanzen zuzuschreiben war, verlustig ging, wie auch nebenthematisch dem Zustand der Gesellschaft und Umwelt, von der Haupttexter Roger Waters wohl selbiges annahm, ein erstes Denkmal setzten. Faszinierendes Album, mit ganz eigenem, ernstem, düsterem, abgehobenem, kühlem, wissendem, introspektivem Feeling - welches viele ihrer besten Werke auszeichnet -, musikalisch sehr vielgestaltig und tiefgehend, wobei vor allem die ätherischen "Breathe", "Us And Them" (mit dramatischen, von Backround-Sängerinnen unterstützten Ausbrüchen) / "Any Colour You Like" und "Brain Damage" / "Eclipse", welche das grandiose Finale markieren, gut wegschicken, hinein in die, von vielen nicht allzu häufig aufgesuchten verwinkeltsten Ecken und schattigen Endungen des Innern. Einzig "On The Run", ein glücklicherweise eher kurzes instrumentales Zwischenspiel, ist mit seinen monotonen Sequenzer-Rhythmen nicht so gelungen, hätte man durchaus mehr draus machen können. Was soll's, dafür sind auch das von einer Soulsängerin hochemotional vorgetragene "The Great Gig In The Sky", "Time" und sogar das sarkastische, mit super Mittelteil versehene "Money" einfach klasse. Womit wir das ganze Opus auch schon so gut wie durch hätten - aber was schreibe ich denn überhaupt noch, sollte eh jeder schon längst kennen...

Wish You Were Here ('75)

wish you were hereDie letzte obige Anmerkung gilt in noch verstärkterem Maße für diesen Klassiker. Sicherlich nicht nur für meine Wenigkeit ihre beste, jeglichen Rahmen durchbrechende, Pink Floyd endgültig in den Zustand der Unsterblichkeit erhebende Schöpfung.
Von in sich geschlossener Brillanz, ragen die beiden Space-Opern "Shine On You Crazy Diamond, Part I & II" (zusammen 26minütig, Alpha und Omega markierend), wiederum eine Hommage an Syd, noch einmal heraus - und zwar nicht weniger als himmelweit in allen Richtungen, und sich ausdehnend bis mindestens zur Beteigeuze, nach Squornshöllisch Zeta und den Pleiaden!!! Schwereloses Schweben inmitten traumhafter Harmonien, umweht von einem stillen melancholischen Hauch. Das Finale, den endgültigen Ausklang, hätten sie denn auch gerne noch länger. . .und. . . . . . . . . .länger. . . . . . . .länger. . . . . . . .hinaus. . . . . .ziehen. . . . . . .können - nicht nur darin, in diesem Melodieraum, möchte die Musikseele ewig schwelgen, driften, resonieren dürfen. Without Time, Without End.
Ziemlich zu Beginn des einleitenden "Shine On..." Teiles, nach der bereits gravitationsauflösenden Ouvertüre, finden wir übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie mit wenigen, wie mit einfachsten Mitteln, feinen Synthesizerwölkchen und vier Gitarrennoten, man den Menschen mit musikalischem Ausdruck, so er denn inspiriert sei, auf unvergleichliche Weise anzurühren und zu verzaubern vermag. - Die Band steigt hernach vollständig ein und Dave verströmt mehrere seiner gefühlvollen Gitarrensoli, weitergeführt und kontrastiert von Ricks fanfarenhaften Keys, bevor dann der Hauptteil mit seinem ebenso schwermütigen wie hymnischen Gesang einsetzt. In jedem, mit nur etwas Sensibilität gesegneten Menschen, sollten diese schon fast archetypisch zu nennenden Stimmungen innerlich eine bestimmte Saite zum vibrieren und widerhallen bringen, diejenige in uns, welche aufgespannt wurde durch all die kleinen oder größeren zugefügten Verletzungen durch Schicksal, Existenzbedingungen und lastende Zeit, sowie demgegenüber gleichsam derjenigen, diesen leidbehafteten Akkord weiterführenden und wandelnden Saite, im Innern des sich zwar dem unvermeidlichen Verfall alles Erblühenden gewärtig Werdenden, welcher sich jedoch trotzdem noch seinen Glauben an das unbeschattete Glück, wie seine Überzeugung der letztendlichen Heilung und Heiligung bewahrt.
Mit einer leicht gequält wirkenden, fast resignativen, schrägen Saxophoneinlage verklingt "Shine On..." ins nächste Stück hinein. Damit kündigt sich bereits "Welcome To The Machine" an. Dies Aufbegehren gegen die Umstände soll hier im Text jedoch erst später folgen... laßt uns zuerst, völlig unchronologisch, zum Finale kommen....
...Winde kommen auf, Vorboten eines heraufziehenden Sturmes in der Sanduhr der Zeitlichkeit. Die alte, fest gefügt scheinende Ordnung gefährdend, wirbeln sie durch die kontinuierlich und rastlos dahinrieselnden Körnchen, welche ein charakteristischer, durch die Leere pulsierender Basslauf auf- und mit sich nimmt, aus der nun gleichsam sanfte Tastenakkorde entströmen - bis schließlich ein immer ungebändigteres, waidwund aufheulendes Slide-Gitarrensolo tosend in die Szenerie einbricht, den unhinterfragten Gang der Dinge nicht mehr hinnimmt und die untragbar gewordenen Verhältnisse der Entbehrung und Unfreiheit völlig entfesselt niederreißt...! Die beengte, umschließende Dimensionalität des Stundenglases letztendlich in tausend Splitter zerspringen läßt... Der Song gleitet wiederum über auf die beruhigteren Wogen des Hauptthemas, welches mit den letzten Worten "...come on, you boychild, you winner and loser....come on, you miner for truth and delusion........and shine!" überführt in die schon beschriebenen abschließenden Passagen, nun ungebundenes, freies Dahinfließen in stillbewegtem Gleichmut, in gänzlicher Versöhnung mit dem Vergangenen. "Shine On You Crazy Diamond", ein Monument tiefvioletter Melancholie - und zugleich darin sternhaft aufscheinender Hoffnung.
Das Titelstück folgt in musikalischem und textlichem Ausdruck der intentionellen Strömung von "Shine On...", mit etwas reduzierteren Ausmaßen, seinen schönen Akustik-Gitarren, dem nicht eben überragenden, dafür jedoch immens charismatischen und gefühlvollen Gesang - durchaus neben dem großartigen, wegweisenden Lead-Gitarrespiel Dave Gilmours und Rick Wrights vor allem auf diesem Album zur Geltung kommenden andromedanebelhaften Synthieteppichen vornehmlich zu den Stärken der Floyd gehörend -, und seiner wunderbaren Atmosphäre, einer Art gelöster, gleichmütig gewordener Traurigkeit, weiß dieser Song ebenso zu berücken. Ah... so angefüllt von Herzensschwere durch den Verlust eines nahestehenden Menschen, Verlorenheit und allgemeinem Weltschmerz - und letztlich doch so federleicht und fast versöhnlich, daß man fast weinen möchte und damit die eigenen Lasten von den Tönen loslösen, hinwegschwemmen zu lassen.
Ich persönlich hätte damals diesen Song als letzten und somit lichteren Abschluß der Seite A genommen, doch heute, durch die CD als durchgehenden Tonträger, erweist die Originalreihenfolge sich durchaus wieder als vorteilhaft. Die Abfolge der Stücke, da werdet ihr mir sicher zustimmen, ist ein nicht unwesentlicher Faktor für die Stimmigkeit und Geschlossenheit eines Klangkunstwerkes ... und wohl niemand würde "Wish You Were Here" inzwischen wirklich anders haben und hören wollen.
"Have A Cigar?", welches sich offenbar auf ironische Weise mit den sicher nicht immer gutmütigen und ehrlichen Praktiken des Musikgeschäftes auseinandersetzt, vor allem symbolisiert durch die heuchlerischen Sprüche und Versprechungen, die sie sich von feisten Plattenfirmen-Managern anhören mußten (besitze leider nur eine Kopie auf Tape, habe die Texte somit nicht vorliegen und bin zu mehr detaillierteren Aussagen also nicht fähig), gefiel mir anfangs am wenigsten, erst nach mehreren Durchläufen lernt man die unorthodoxe Melodieführung und den lässig swingenden Song zu schätzen.
Bleibt noch der Part, welcher ebenso wie "Have A Cigar?" - und im Gegensatz zu den, trotz allem, auch die soeben beschriebenen lichten Einlassungen beinhaltenden Stücken des Werkes - ausnahmslos die dunklen Erfahrungen der körpergebundenen Lebensreise auf dieser Planetenwelt verdeutlicht, verarbeitet, beklagt - "Welcome To The Machine"! Vorzügliche und markante, mit Wrights Synthies verschmolzene Akustikgitarren und eine desillusionierte Stimme, die in anmutigen, herzzerreißenden Wogen vom Ende aller hochfliegenden Hoffnungen und großen Erwartungen kündet, vom gezwungenen sich Hineinfügen in vorgefertigte Konventionen und scheinbar unabänderliche Existenzbedingungen, welche teilnahmslos keine Rücksicht auf persönliche, individuelle Vorstellungen, Ansichten oder Träume nehmen.
So verstehe, interpretiere ich die Aussage von "Welcome To The Machine", obwohl es vordergründig wieder um's vereinnahmende Musikgeschäft geht. Pink Floyds Musik und Texte haben irgendwie die Eigenschaft, die Phantasie des Hörers anzuregen, ihr Raum zu geben, sowie die eigene Person mit einzubeziehen und oftmals genau in der gefühlsmäßigen Mitte zu treffen.
Letztendlich sollten auch solche Stimmen wie jene von "Welcome To The Machine", neben den licht- und freudekündenden, nicht unwillkommen sein, da sie beide erhebend wirken können auf den menschlichen Geist. Und wenn schon nicht dies, so doch zumindest reinigend.

"Wish You Were Here" kann man immer wieder und wieder in sein Inneres einlassen.
Eines von vielen Jahrtausendwerken.
Mehr noch, eine ewiglich in der umfassenden Finsternis lodernde Flamme.

"Nobody knows where you are,
            how near or how far,
                      shine on, you crazy diamond...
You reached for the secret too soon,
            you cried for the moon,
                      shine on, you crazy            diamond...

Come on you raver, you seer of visions,
           come on you painter, you piper, you prisoner. . .
                                      . . .and S H I N E . . . . .!!!"


Animals ('77)

animals....wußte dann nicht mehr dieselbe abgehobene Eleganz zu vermitteln wie sein Vorgänger. Es ergeht sich vielmehr in einer tristen, depressiven Stimmung, über das Scheitern von Individuum und Gesellschaft, das schließliche Triumphieren der nivellierenden Naturkräfte, die Gier, Aggression und anderen destruktiven Neigungen der menschlichen Spezies. All dies scheint mir hier reflektiert in Text, Artwork und Musik. Ersteres wurde bei der LP leider nicht abgeruckt, was vor allem bei "Dogs" sehr schade ist - "So have a good drown, as you go down, all alone, dragged down by the stone...", derb und schonungslos formuliert, und doch tägliche hunderttausendfache erschreckende Realität -, es ist mir völlig unverständlich, wie man bei einer Band wie Pink Floyd so verfahren kann, wo die Lyrics einen unabdingbaren Teil des Konzeptes ausmachen und einfach wichtig sind - auch zum besseren, tieferen Verständnis der Musik. Das Cover zeigt das Bild eines riesigen, molochhaften, einer finsteren, bösartigen Kathedrale gleichenden Industrie-Komplexes, wobei zwischen Zweien der vier Schornsteine surrealistischerweise ein rosa Schwein durch die Lüfte segelt, die Innenseite der Hülle Details des selben Umfeldes, Fotos des Verfalls, der Hoffnungslosigkeit, der abgrundtiefen Hässlichkeit. Die Musik schließt sich dem Gesamteindruck an, ist basischer, erdbezogener, auf der zweiten Seite bei "Sheep" und "Pigs" etwas monotoner und rockiger, von erschütterter, desolater Stimmung. Wobei diese Songs durchaus ihre Momente haben, wie Wrights brillante Ouvertüre zu "Sheep", mit einem Sound, der an ein Vibraphon erinnert (selbiger wie er z.B. auch bei "Riders On The Storm" von den Doors zu hören ist) und der geilen, überraschenden Gitarrenmelodie beim Finale.
Herzstück des Werkes ist jedoch das bereits erwähnte, musikalisch superbe, 17minütige, verschachtelte, atmosphärische "Dogs", dessen schon sinistere Wucht und dessen Botschaft von Verzweiflung und Untergang des Einzelnen in den Niederungen einer inhumanen Umwelt wohl am ehesten zu verstehen ist, wenn man einmal einige Jahre Fronarbeit im "Akkord" an einem Fließband leisten durfte.
All dies ist nicht eben dazu angetan, einem den Sonntag Nachmittag wirklich angenehmer zu gestalten, anscheinend nicht, und trotzdem mag ich dieses Album von Floyd wirklich sehr, obgleich ich es mir andererseits nicht allzu häufig anhöre. Ich bin einfach der innersten Auffassung, daß auch dies, selbst dies, gerade dies, auf diese Weise einmal dokumentiert werden mußte. Das Elend gehört genauso zu uns wie der Glanz. Auch ihm sollte, wie mit "Animals" geschehen, ein Denkmal gesetzt werden.

Vielleicht noch abschließend eine kleine Anekdote. Es begab sich in Jahre 1996, im Anschluß an einen Irland-Aufenthalt, während zweier Tage Zwischenstop in London. Dort gastierten wir zum wiederholten Male in einem riesigen Jugendhotel namens "Euro Tower" (weiß nicht, ob er noch steht, ist in der Nähe der U-Station Stockwell), in welchem Reisende aus aller Herren Länder in jener Stadt relativ billigen Unterschlupf suchen. Dort fuhr ich mit dem Fahrstuhl in den obersten, ich glaube 14ten Stock, um einen überwältigenden Blick über die schier endlose City zu werfen, als ich so etwas wie ein Deja-Vu Erlebnis hatte - und zwar erspähte ich in nicht allzu großer Entfernung das Battersea-Kraftwerk in der Nachmittagssonne liegen, genau jenen unverwechselbaren Koloss, den Pink Floyd auf der Vorderseite von "Animals" abbildeten. "Shit, das hast du doch schon mal gesehen..." durchzuckte es mich, erst nach einigem Kramen im weiträumigen Bildersaal der Erinnerungen, fiel mir ein, wo dies nun gewesen war.
Die rosa Sau ließ sich jedoch zu meinem Bedauern nicht blicken....

The Wall ('79)

the wall....ist in meinen Augen eine eher zwiespältige Angelegenheit. Beim Doppelalbum "The Wall", welches, nicht zuletzt durch den dazu gehörigen Film mit Bob Geldorf in der Titelrolle des von seiner Mitwelt entfremdeten Pink, sehr viel Aufmerksamkeit des Publikums und Kritikerwohlwollen auf sich zog, ist desöfteren, etwa im letzten Drittel von Disc 1 oder bei dem überdrehten, operettenhaften "The Trial", der Punkt überschritten, an dem die Musik die neurotischen lyrischen Phantasmagorien von Waters nicht mehr aufzufangen und zu verwandeln in der Lage ist und den enervierenden Effekt seinerseits nur noch verstärkt. Wenn auch die Konsquenz des Werkes absolut beeindruckend, aber leider, wie angedeutet, sehr bedrückend ist.
Selbstredend beinhaltet "The Wall" ebenso verträglichere, ja, großartige Momente, in "Hey You", "The Thin Ice", "Mother", "Goodbye Blue Skies" oder dem abgehobenen, beim symphonischen Ausklang, wo Gilmours Gitarre ungeahnte Höhen emotioneller Ekstase erreicht, völlig losgelösten "Comfortably Numb" . . . und einigen anderen. Kaufen würde ich mir dies Album also eher nicht - ich hab's bei unserer Bücherei nunmehr zwanzig Jahre nach seiner Veröffentlichung ausleihen können und mir die besten Stücke auf eine Kassettenseite gezogen (mit "Confortably Numb" am Ende selbstverständlich). Bei Interesse würde ich jedem empfehlen, ähnlich zu verfahren, "The Wall" ist ja recht weit verbreitet, irgendwo, bei Bekannten vielleicht, wird sich mit ein wenig Geduld schon ein Exemplar auftreiben lassen.

Is There Anybody Out There? - The Wall, Live ('80 & '81)

...diese letzte Einschätzung möchte ich allerdings nicht auf diesen absolut superben Mitschnitt bezogen wissen, welcher mir gar deutlich besser gefällt als die originale Studiofassung! Alles wirkt hier nun noch atmosphärischer und lebendiger. Obwohl die Arrangements im Grunde identisch sind (der Kinderchor von "Another Brick In The Wall Pt. 2" wird der Einfachheit halber gleich von der Konserve geliefert; später übernahmen das die Backround-Sängerinnen), ist dies eine ganz andere Platte, ja, sogar die sonst etwas nervig-überspannt wirkenden Stücke gewinnen an Dichte und Eindringlichkeit, überzeugen und offenbaren ihre Notwendigkeit im Kontext. "The Wall" als Gesamtkunstwerk erschloß sich mir somit fünf Jahre nach dem Erstkontakt erstmals so richtig. Hey, sogar das kapriziöse Finale "The Trial" kann ich mir inzwischen reintun - und das will schon was heißen... Der Sound ist perfekt und die Räumlichkeit der Instrumente, vor allem Gilmours Gitarren, kommt brillant, während der Gesang keine Wünsche offen läßt, was besonders für die vielen mehrstimmigen Einsätze gilt, beispielsweise bei "Goodbye Blue Skies". Selbst Roger Waters, der die labile Gemütsverfassung des Protagonisten bemerkenswert 'rüberbringt, aber auf manchen Hörer schonmal einen enervierenden Effekt haben kann, trifft seine Töne sehr gut.
Ach ja, die solistischen Einlagen nehmen gegenüber dem Original in der Bühnensituation wie selbstverständlich einen breiteren Raum ein, etwa bei "Another Brick In The Wall Pt. 2" oder dem famosen, zum achtminütigen Opus ausgeweiteten "Mother". Dies gilt logischerweise ebenso für das Solo an sich: "Comfortably Numb", ein Finale von 2'45'' Länge; es ist ätherischer und dadurch nicht mit ganzer Schärfe zur Geltung kommend, eben noch - was man sowohl als Vor- als auch Nachteil sehen kann - ungreifbarer, sowie leicht differierend, spontaner, wilder, abgedrifteter im Vergleich zur ursprünglichen Albumversion oder dem 15 Jahre später auf "Pulse" (dazu, und ich lasse es gerne wie eine Drohung klingen, kommen wir später noch...) festgehaltenen emotionalen Freiflugschein. Könnte ich mir in tausenden Variationen anhören, ohne daß auch nur eine Handbreit das Interesse erlahmte.
Wirklich toll eingefangen, diese ganzen subtilen, vornehmlich düsteren Atmosphären von "The Wall".
Ein dunkles, mitunter sarkastisches Meisterstück wie man ein zweites vergeblich sucht.
Trotz aller vorhandener Tragik und Schwermut alles andere als ein Downer.
Ein weiterer - manche sagen: letzter - Geniestreich von Pink Floyd.

The Final Cut ('83)

the final cutEs ist wirklich nicht als sonderlich prickelnd zu bezeichnen, was sich auf "The Final Cut", welches viele eingeschworene Fans als das deutlich schwächste Werk der Band ansehen (laut Umfrage des Fanmagazins "The Amazing Pudding"), abspielt. Die Musik plätschert, verglichen mit den Texten, eher wenig ambitioniert vor sich hin, dient offenbar auf diesem Egotrip Roger Waters' weitgehend nur noch als Vehikel, um die lyrischen Obsessionen seines Erschaffers zu transportieren. Das einstige interstellare Raumschiff mußte damit eindeutig Havarie erleiden, ist abgeschmiert und zerschellt auf dem harten, unnachgiebigen Boden der Realität.
Klar, das Album ist nicht wirklich so schlecht, wie es - soeben auch von mir... - oftmals dargestellt wird; Michael Kamen und das London Symphony Orchestra heben sein Niveau mit ihrer klassischen Untermalung deutlich an, ein paar gute Songs und dichte Atmosphäre sind zu attestieren, nur, Rogers Sarkasmus, seine Politizismen und Anti-Kriegs-Tiraden, welche sich heftig in seinem Gesang niederschlagen, sind, wenn auch verständlich, über die Dauer eines Longplayers wohl eher weniger verträglich.

A Momentary Lapse Of Reason ('87)

a momentary lapse of reasonDie letzte Scheibe, im Grunde eh schon ein Solowerk, sollte nach Roger Waters Absicht tatsächlich und ganz konkret "der finale Schnitt" sein und die, wie er glaubte, künstlerisch ausgebrannte Formation im Anschluß endgültig ins kühle Grab geschickt werden. Seine Kollegen erdreisteten sich anderer Ansicht zu sein und die klangarchitektonische Arbeit unter dem Namen Pink Floyd weiterführen zu wollen, was zwischen beiden Parteien zu ein wenig spitzfindigem rechtlichen Tauziehen, sowie ausgiebigeren und unschönen medialen Auseinandersetzungen führte.
Das von David Gilmour schließlich auf die Beine gestellte Comeback erweist sich als gute und solide Produktion. Nicht weniger, leider aber auch nicht viel mehr als dies. "Signs Of Life" leitet mit schwelgerischen Synthies und Gitarrenlicks Gilmours ein, welche man freudig als typisch floydianische Sounds sofort identifiziert, doch die Stücke vor allem auf der ersten Seite erreichen einen nicht so, wie dies bei den besten 70er Sachen zwingend der Fall gewesen ist. Sie sind wie "One Slip" und "Learning To Fly" musikalisch einfach zu glatt und tiefenlos, sich den üblichen Popstandards annähernd, oder "Dogs Of War" zu zäh ausgefallen. "On The Turning Away" am Ende ist ein wirklich schönes, getragenes Lied. Dreht man die schwarze Scheibe, führt das klangliche Flanieren in etwas experimentellere Regionen, das achtminütige "Yet Another Movie" schimmert im Dunkeln, viele leuchtende Soli erhellen die Szenerie, "Terminal Frost" zerreißt den Schleier der Nacht, "Sorrow" sublimiert den Schmerz, und überläßt schließlich den Ausgesetzten, Gestrandeten, möglicherweise Gescheiterten, dem grellen, jedoch nicht mehr unerträglichen Licht eines erneut anbrechenden Morgens, verwundert und kopfschüttelnd über das noch immer rastlose Umherziehen unter der Sonne einer noch immer fremden und unverständlichen Welt.

Einer Welt, die durchaus auch geliebt werden sollte und kann.
Durch Kunst, Humor und Dichterblick.
Vergeistigt und gelichtet.

Wie schon erwähnt, um noch ein abschließendes Wort über das Album anzubringen, "A Momentary Lapse Of Reason" ist gut und hörenswert, wenn vielleicht auch zu sehr sich auf Gilmours - natürlich nichtsdestotrotz immer wieder gerne gehörte - Sologitarre verlassend und kompositorisch nur phasenweise herausragend.

The Division Bell ('94)

the division bellZum - nur vorläufigen, wie wir alle vergebens hofften -, Abschluß ihres Wirkens ist den Floyd doch tatsächlich noch einmal ein ganz großer Wurf gelungen. Die Stücke auf diesem, mit weit über einer Stunde Spielzeit auch quantitativ üppig ausgefallenen Opus, sind, mit gewissen (doch geringen) Schwankungen, die es logischerweise immer gibt, von erlesener Güte. Obwohl bei den Arrangements vieles einen wenn auch nicht allzu eng begrenzten Rahmen nicht überschreitet, auf spektakuläre Experimente zugunsten der Eingängigkeit und des Wohlklangs abgeklärter Kompsitionen verzichtet wird, braucht es doch einige Durchläufe, bis sich einem die mit vielen Details verschwenderisch verzierten Lieder erschließen. Eines nach dem anderen, gleich Blütenkelchen am ersten richtig warmen Frühlingstage sich einer milden Brise, öffnen sie sich dem geneigten und schließlich verzückten Wahrnehmenden. Am besten über Kopfhörer sich geben lautet hier mein Rat, dann gelingt (nicht nur) in diesem Fall das Eintauchen in die sich hier darbietende Klangfülle und schließliche Verschmelzen mit dieser, am leichtesten und weitreichendsten.
"Division Bell" ist zu vielschichtig, um jetzt noch auf alles einzeln eingehen zu wollen. Ein paar Aspekte seien dennoch hervorgehoben. So stellt man schon bald fest, daß das Album in seiner Grundtendenz eine deutlich positivere Einstellung ausstrahlt, als jene, deshalb nicht minder schätzenswerte, Schöpfungen zwei Dekaden zuvor. Exemplarisch ist für diese Einschätzung vielleicht "Coming Back To Life" zu nennen, das von einer verlorenen Liebe handelt, dem anschließenden Schmerz, der Leere, und dann dem schließlichen überwinden derselben, "I took a heavenly ride through our silence . . . and headed straight - into the shining sun", musikalisch erhebend umgesetzt.
Schnell reinlaufen müßte einem weiterhin "What Do You Want From Me?", nicht die einzige Nummer mit jenem tollen, souligen, eigentlich typisch floydigen, weiblichen Chorgesang (diese Steigerungen...!), den phantastischen, gleich Blitzen das dunkle Firmament durchzuckenden Gitarren und wiederum einem bemerkenswerten Text versehen, in welchem ein wohl ermüdender Künstler sich fragt, was denn sein Publikum eigentlich von ihm wolle, ob es Antworten auf grundsätzliche existenzielle Fragen oder ob es ihn einfach nur ausbluten sehen will. David Gilmour ist eine Persönlichkeit, der man sicherlich nicht Arroganz vorwerfen kann, wie man sie ihm, aufgrund obiger Aussagen, gegenüber den Käufern seiner Musik vielleicht anlasten möchte, ich frage mich nur, wie er damit, mit der herausfordernden Frage "was wollt ihr denn eigentlich von mir?", in Konzerten etwa, vor seine Hörer treten will. Wenn man diesen Text vollkommen auf ihn persönlich bezieht, muß da ein etwas paradoxes Selbstverständnis zu Tage treten, zudem bei monatelang sich an eine Veröffentlichung anschließenden riesigen Tourneen. Zumal es, das sei hinzugefügt, beim künstlerischen Ausdruck zu aller erst unabdingbar darauf ankommt, was der Künstler selbst, unabhängig von der kommerziellen Verwertbarkeit oder der vorhandenen Erwartungshaltung der Konsumenten, an inneren Bildern und Gefühlen verwirklicht sehen möchte, was in ihm selbst drängend zur Darstellung zu kommen verlangt. Im linden, der Schwere entbundenen letzten Drittel, nachdem Dave beteuert, man sei nicht auf ihn angewiesen, um glücklich zu sein, wird dann jedoch alles auf herausragende Weise wieder relativiert und zurechtgerückt ... "you can have anything you want ... you can drift, you can dream, even walk on water ... anything you want ... you can own everything you see ... sell your soul for complete control - is that really what you need? ... you can loose yourself this night ... see inside, there is nothing to hide ... turn and face the Light..."
Wunderbar floydianisch und doch in keinem Fall ein Abklatsch früherer Tage sind beispielsweise auch die beiden instrumentellen "Cluster One" und "Marooned", bei dem sich wieder zeigt, daß nur wenige (vielleicht Nick Barrett, Steve Howe, Steve Rothery oder Andy Latimer fallen mir da spontan namentlich ein, viele viele andere Gitarristen - und nicht nur aus dem Art Rock Bereich - sind natürlich ebenfalls überragend!) wie Gilmour das Vermögen besitzen ihre Gitarre gleichermaßen schwermütig wie filigran und abgehoben geradezu singen zu lassen, weiterhin das himmelblaue "Poles Apart", durch welches mittig ein paar regnerisch-gewittrige Wolken ziehen oder das ätherische "Keep Talking", mit seinem gesanglichen Frage- und Antwortspiel. Den superben Mittelteil von "Take It Back", diese leider nur angespielte Gitarrenmelodie, hätte man am Ende einfach nochmal bringen müssen, voll ausgespielt, mit Rhythmus drunter und allem, später noch weithallende Gitarren- und Synthiesoli darüber, auf dieser sonischen Welle dahingleitend, endlos, endlos, einfach endlos...
Das wolkengleiche "A Great Day For Freedom" scheint dann so wieso nicht mehr länger dieser Daseinsebene zugehörig.
Das letztendliche, unübertreffliche High Light erwartet den nun schon längst jeglichem grobstofflichen Zugriff ins geistige Innerliche entschwundenen Klangkosmosreisenden dann schließlich zum epischen Finale des Werkes, welches nochmals auf eindringlichste Weise den ewigen Fluß des Seins heraufbeschwört - "High Hopes"....!!! In Wort und Ton von selten erlebter Klarheit und Einheit, reflektiert Gilmour seine Erfahrungen, wie aus großer Ferne zurückblickend auf die Wege der Erinnerung, auf längst vergangene, einstmals, in einem scheinbar anderen Leben durchwanderte Landschaften, welche dem geöffneten, durchlässigen Geist doch immer wieder zugänglich und gegenwärtig sein können. Entrückt klingt er, abgeklärt, gleichmütig und gleichzeitig liebevoll, dies einstige kindliche Spiel mit all seinen Widersprüchen vollauf bejahend.
Eingebettet in stimmige, wunderschöne Musik, umgeben von geisterhaften Glocken, melancholisch-getragenem Piano, einer dramatischen spanischen Gitarre, sowie himmelwärts wehenden Streichern, entfalten sich jene holden, geradezu mythischen Bildnisse.
Zuerst, nur angedeutet, die paradiesischen Gärten. Dann, das Erkennen der Gegensätze, die Erbsünde, symbolisiert duch das Schlagen der Glocke der Teilung und Trennung, das Wagnis und Abenteuer der individuellen Lebensreise, die begleitende leise Verzweiflung über den Verlust der Vollkommenheit und die tiefe Sehnsucht nach diesem Zustande, schließlich eine Schau auf den letzten Horizont, die Wiedervereinigung, bei welcher alle internalen, auf den zurückgelegten vielfältigen Straßen der unzähligen Weltillusionen gesammelten, aber verloren geglaubten persönlichen Schätze und Reichtümer aus den unendlichen Strömungen des Ewiglichen wieder emporquellen und sich erneut entfalten, nun endgültig vergeistigt und gelichtet.
Nach den letzten Zeilen, den letzten wunderbaren Worten, beginnt Gilmours Slide-Gitarre, umspült von leuchtenden, dahinfließenden Streicherwogen, wiederum unvergleichlich und eindringlich, grenzenlos und strahlend zu singen, zu lobpreisen, zu jubilieren, in glückseilgem Taumel und Rausche, die Kette aller durchlaufenen individuellen Existenzen zerfließt sogleich in breitem durchlässigem Strome und nun unwiderruflich zu sternenhafter Musik, zur ganzheitlichen Symphonie des schließlich als schattenlos erkannten Seins, zu einem schillernden Fluß gleichzeitiger Struktur und Transzendenz, zu einem Fluß voller Erinnerung und Gegenwärtigkeit, voller einzigartiger erblühender Bilder und Gefühle, voller Verbundenheit zu allem jemals Geliebtem und allen jemals Geliebten, mündend, in den Ozean der Ewigkeit.

Beyond the horizon of the place we lived when we where young
In a world of magnets and miracles
Our thoughts strayed constantly and without boundary
The ringing of the division bell had begun

Along the long road and on down the causeway
Do they still meet there by the cut

There was a ragged band followed in our footsteps
Running before time took our dreams away
Leaving the myriad small creatures trying to tie us to the ground
To a life consumed by slow decay

The grass was greener
The light was brighter
With friends surrounded
The nights of wonder

Looking beyond the embers of bridges glowing behind us
To a glimpse of how green it was on the other side
Steps taken forwards but sleepwalking back again
Dragged by the force of some inner tide

At a higher altitude with flag unfurled
We reached the dizzy heights of that dreamed of world

Encumbered forever by desire and ambition
There's a hunger still unsatisfied
Our weary eyes still stray to the horizon
Though down this road we've been so many times

The grass was greener
The light was brighter
The taste was sweeter
The nights of wonder
With friends surrounded
The dawn mist glowin
The water flowing
The endless river

Forever and ever...

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Die inneren Sterne erglühen...

"High Hopes", sicherlich einer der gipfelhaftesten Songs aller Zeiten. Den Text mußte ich einfach komplett zitieren, der eine oder andere mag ihn zudem auch noch nicht kennen.
Gut, man könnte diesen nun ebenso ausschließlich als sensible Rückschau auf die Historie der Band interpretieren, völlig legitim, denn darauf gibt es ja verständlicherweise Bezüge, jedoch genau so viel deutet darauf hin, daß er noch viel mehr ist als dieses, viel mehr....

Pulse, Live ('95)

pulseGemeinhin üben Konzertmitschnitte wesentlich weniger Verlockung auf mich aus, als reguläre Alben der favorisierten Künstler. Klar, man hört bei Gelegenheit gerne mal rein, allzu oft erweisen sie sich jedoch allenfalls als bessere Best Of-Kompilationen, bei welchen, abgesehen vom Klang, kaum Unterschiede zur ursprünglichen Studiofassung auszumachen sind, bei denen kein Mut zur Abweichung, zur Neuinterpretation, zur Improvisation, zur Extention einzelner sich anbietender Themen, kurz gesagt: zur Überraschung gegeben ist. Davon findet sich hingegen auf "Pulse", dem superben Abschiedsdokument dieser großartigen, die moderne Musik prägenden und mitgestaltenden Gruppe namens Pink Floyd, das eine oder andere in dieser Richtung, weshalb jenes an dieser Stelle gebührende Erwähnung finden soll. Alleine die fulminante Neufassung des kompletten "Dark Side Of The Moon"-Zyklus, welche sich abgesehen von "Money" (aus dem ausgedehnten Mittelteil hätte man allerdings mehr machen können) und "The Great Gig In The Sky" (absoluter Wahnsinn!) eng ans Original hält, rechtfertigt bereits die aufgebrachte Aufmerksamkeit. Was die restliche Songauswahl angeht, reichen selbst zwei vollgepackte Discs offenkundig keinesfalls aus, um alle in Frage kommenden Klassiker, gerade eben auch die weniger bekannten, in die Neuzeit zu transportieren und -formieren zu können. Während ich statt "Learning To Fly", welches mich trotz seines guten Textes weiterhin kaum anzusprechen vermag, sowieso lieber was anderes gehört hätte und "Keep Talking" das einzige Stück ist, welches live nicht so gut funktionierte und leider gegenüber der Studiofassung etwas abfällt, kommen die erweiterten, neu ausgeschmückten "Another Brick In The Wall Pt. 2" und "Run Like Hell" immerns gut, und "Sorrow", noch besser als auf "A Momentary Lapse Of Reason", scheint schließlich nicht mehr von dieser Welt. Gleiches gilt sowieso für "Shine On You Crazy Diamond"; die Aufnahme zwanzig Jahre zuvor war zwar unmöglich steigerbar, das gravitationslose far-above-the-clouds Niveau wird jedoch locker gehalten, die wunderbare entrückt-melancholische Stimmung perfekt getroffen und, erneut verzückend, wieder aufleben lassen. Ganz groß auch "Wish You Were Here", also, hier müßte eigentlich ein jedes fühlende Wesen, wenn diese fast schon sentimentalen, charakteristischen Akustikgitarrenakkorde erklingen und schließlich das gesamte Publikum, wenn tausende von Menschen in diese sehnsuchtsvolle Ode einstimmen und Zeile um Zeile mitsingen, körperlich eine Gänsehaut überziehen und seelisch in völliger Ergriffenheit aufgehen. Welch einzigartige Atmosphäre.
Einen haben wir aber noch..... "Comfortably Numb"! Einen der herausragenden thematischen wie musikalischen Eckpfeiler des "The Wall"-Albums. Es beschreibt den kulminativen Punkt in der Leidensgeschichte des tragischen Rockstars Pink, eines klassischen Antihelden in der Tradition von The Who's "Tommy" und einer Mischung der Alter Egos von Syd Barrett und Roger Waters, welcher seine Probleme und Traumata durch den Rausch eines exzessiven Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Lebens, sowie den Zuspruch und die Anerkennung seines Publikums zu verdrängen trachtet. Es beschreibt den Punkt, an dem er sich an seinem Ruhm abgearbeitet, in der Genußsucht totgewühlt hat und ausgepumpt, ausgebrannt, leer, apathisch in seinem Umkleideraum sitzt und für die Außenwelt nicht länger ansprechbar ist. Der letzte Stein wurde aufgeschichtet, die schützende "Mauer" um die eigene Psyche, welche alle äußeren wie inneren Dämonen ausschließt, endgültig hochgezogen, Pink gegenüber der Realität in einen Zustand der "angenehmen Taubheit" versetzend. Die völlige Flucht nach innen. In den Überblendungen zwischen Strophe und Refrain wechselt der Blickwinkel hin und her, zwischen einerseits den musikalisch dunkel gefärbten Versuchen der an Pink ihre Forderungen stellenden Manager und Plattenfirmenleute, die mit ärztlicher Unterstützung zu ihm durchzudringen trachten - "hello, is there anybody in there?" -, um ihn verzweifelt für die nächste anstehende Show zumindest einigermaßen auftrittsfähig zu bekommen, wie andererseits introspektiv Pinks abgeschiedene Hochstimmung, wenn in seinem inneren Refugium auf schwerelosen Streicherwogen einige glückliche Momente seiner Jugend ins Bewußtsein aus den Tiefen der Erinnerung herauf gewirbelt werden.

Für alles andere....
unerreichbar;
unberührbar.
Alles Fordernde, alles Verletzende ist nun weit, weit weg...

Nach dem ersten Chorus setzte Dave Gilmours Gitarre bereits dazu an, sich zu erheben, weiterführend aufzusteigen, um allem, möglicherweise ihn, Pink, doch noch besitzergreifen Wollenden und auch allem letztlich hauchdünn noch Beengenden, davonzufliegen. Erst nach dem zweiten Chorus jedoch, breitet sie endgültig ihre mächtigen Schwingen aus, alles unter sich zurücklassend, nimmt sie Pink und uns mit, und durchrauscht die Leere, den unendlichen Raum zwischen den Sternen mit einem der denkwürdigsten, spektakulärsten Soli, welches je eines Menschen Bewußtsein in einem ekstatischen Taumel mit sich zu reißen wußte! Waaaaaaaaaahnsinn!!! OchGottochGottochGott....... Endlich, möchte man da fast ausrufen, endlich wurde dies Solo einmal gebührend ausgespielt, obwohl man sowas zuvor eigentlich nicht wirklich für möglich hätte halten können. Denn das ursprüngliche war ja schon genial, damals wurde es berdauerlicherweise jedoch nach knapp zwei Minuten bereits ausgeblendet, sicher auch auf Drängen Roger Waters', der seine Handlung durch längere instrumentale Sektionen in Gefahr sah verwässert zu werden (zu seiner Verteidigung sei erwähnt, daß man das Solo bei seiner 2002er "In The Flesh"-Tournee wirklich ausgiebig zelebrierte, gegen Ende gar zweistimmig, brillant vorgetragen von den beiden Virtuosen Chester Kamen und Snowy White). Bei der "Pulse"-Liveversion allerdings nimmt es annähernd die Hälfte des Stückes ein, markiert unzweifelhaft einen der intensivst-möglichen Momente menschlichen Erlebens und läßt unmittelbar alle ansonsten bestehenden materiellen und verstandesgemäßen Begrenzungen hinter sich zurück, zuckt und windet sich ganze viereinhalb Minuten lang, einem kosmischen supernovahaften Orgasmus gleichend, durch eine beseelt aufleuchtende Unendlichkeit...........!!! Dieses, ohne auch nur für den Bruchteil einer Sekunde jenen gigantischen, von Beginn bis Ende genial durchkonzipierten und dennoch völlig spontan wirkenden Spannungsbogen wanken oder gar abreißen zu lassen. Dabei gekonnt und perfekt ausbalancierend zwischen schmerzhaft-lustvoll läuternder Spannungsentladung und aufglühender, unverstellter, befreiender, eingeschrieben in die gestaltlose Zeitenlosigkeit ihre Intonation erwartende, pure Schönheit.

Fühlt es selbst.

Epilog
Nun, es dürfte euch letztendlich doch mehr als nur fünf Minuten abverlangt haben, dies zu lesen, wie es auch mich nicht eine schlaflose Nacht kostete, sondern gleich mehrere, um diese Verneigung auf den Bildschirm zu bringen, vor diesen musikalischen Pionieren der experimentellen Rockmusik, die dieses kleine Opfer aber zweifelsohne wert sind.
Schnell mußte ich mir eingestehen, daß ich die einzelnen Alben nicht, wie ursprünglich ersonnen, mit jeweils ein paar hastigen Worten im Vorbeigehen abtun könne. So respektlos kann man mit "Dark Side Of The Moon", "Wish You Were Here" und anderen einfach nicht umspringen.
Zugegeben, es gibt sicherlich Bands, welche bei mir häufiger zum Zuge kommen als Pink Floyd, doch dürfte deutlich geworden sein, daß bei mir für diese absolut schätzenswerte Formation sehr viel Zuneigung all-zeit bestehen wird.
Die Überschrift ist inzwischen natürlich der blanke Hohn ... ich find's lustig und belasse sie deswegen in ihrer ursprünglichen Formulierung bestehen. Der Kontrast zwischen der eigentlichen Absicht und dem, was dann auf erstaunliche Ausmaße anschwoll, sich verselbständigte, könnte grotesker kaum sein...
Vielleicht verfahre ich irgendwann in selbiger Form auch mal mit Mike Oldfield oder Alan Parsons, Genesis, Tangerine Dream oder Yes, widme deren zahlreichen und ja, vor allem bei den ersten zweien, nicht ausnahmslos empfehlenswerten Werken etwas Aufmerksamkeit. Es ist jedoch dies Zustandekommen sehr unsicher, ist wie so oft nur so 'ne wage Idee und allenfalls wenn's mich tatsächlich überkommen sollte, mache ich mich mal drüber her, zumal meine Sammlungen einiger dieser einflußreichen musikalischen Ikonen hinderlicherweise Löcher von den Ausmaßen eines Mondkraters aufweisen...
Schnell noch einen Buchtip eingeschoben, den ich damals in Nonkonform No. 3 schon ausführlicher darstellte: "Pink Floyd" von Nicholas Schaffner. Dort bekommt der weiterhin Interessierte detailierte Informationen über die Entwicklung der Band von ihren Anfängen bis zum Beginn der 90er ("The Division Bell" leider nicht mehr mit eingeschlossen!) und den Entstehungshintergrund der Alben, kompetent und spannend beschrieben.
Ich für meinen Teil bin damit zumindest am verbalen Ende meines Nachfolzuges von über einem Vierteljahrhundert Musikgeschichte endlich angelangt und hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Verfolgen meiner Ausführungen und Abgleichen eurer Ansichten mit den meinigen.
Die Selbstüberschreitung ist ja einer der grundsätzlichsten Antriebe des Menschen und deshalb empfinden wir die Kommunikation, in welcher Form sie auch immer stattfindet, als eine der Möglichkeiten des Brückenschlages zwischen Ich und Du, zwischen meiner und deiner ansonsten abgeschlossenen Insel, für uns derart gewinnbringend und schön - man öffnet sich dem anderen, tauscht sich aus, verbindet sich gedanklich und emotional miteinander. Deshalb reden wir so gerne, wesentlich über das, was uns wirklich innerlich bewegt, etwa Musik. Deshalb liest man auch so gerne über einen selbst berührende, für sich selbst metaphorisch bedeutsame Kunst. Deshalb schreibe ich darüber. Deshalb versuche ich, meine Empfindungen und Ansichten so wahrhaftig als möglich abzubilden.
Und irgendwann, da bin ich sicher, wird es uns noch viel weitreichender möglich sein, miteinander in Kontakt und Austausch zu treten als hier und heute.
Grenzenlos...

Wir sehen uns also dann, dereinst,
die dunkle Seite des Mondes hinter uns lassend,
irgendwo da draußen,
jenseits des Jupiter....

 

- Heiko -