U2 > Beeindruckend! Abermals zeigte diese Band auf ihrer 2001er "Elevation"-Tour, wie unglaublich leidenschaftlich und charismatisch sie ist.
R.E.M. > Fast schon bedauernswert, daß dieses gesendete Konzert
auf der "Monster"-Tour mitgeschnitten wurde, da durch diesen Umstand viele Stücke
aus eben diesem Album gespielt wurden. Vor allem im Kontrast zu den älteren
Hits zeigte sich deutlich, wie schwach und humorlos dieses mit Abstand rockigste
Werk der Formation wirklich war und ist. Selbst eingentlich gutes wie "What's
The Frequency, Kenneth?" kam nur noch düster und schräg rüber.
Einzig das dunkel-bedrohliche "Let Me In" aus diesem Album funktionierte live,
über öde Sachen wie "Crush With Eyeliner", Star 69" etc. wollen wir
lieber erst gar nicht reden. Damals wollten sie halt experimentieren und hatten
das berechtigte Gefühl, neue Wege des Ausdrucks finden zu müssen.
Man muß als Künstler dieses Risiko einfach immer wieder mal eingehen,
um sich selbst und sein Publikum nicht mit immer denselben Standards beginnen
zu langweilen. Demgegenüber ist es dann doch noch vorzuziehen, wenn man
die Leute auch einmal kräftig schockt, haha..! Das nachfolgende "New Adventures
In Hi-Fi" wurde ein ganz ordentliches Album, das allerdings ebenso einige schräge
Tracks überschatteten. Mit "Up" ging es unüberhörbar tatsächlich
wieder aufwärts. Hier gibt's nur wenig zu bemängeln ("Lotus" - total
daneben, der Chorus), es überzeugen und erfüllen positiv viele wunderbare,
emotionale, ruhige und subtile Lieder. Auch das letzte Werk "Reveal" fand zu
alter Stärke zurück, die ersten drei Singles - "Imitation Of Life",
"All The Way To Reno (You're Gonna Be A Star)" (!!!), "I'll Take The
Rain" - überstrahlen alles, aber auch der Rest reicht von gut bis grandios.
Diese faszinierend emotionale Melange aus Pop, Rock und Folk ist wirklich einzigartig.
Die Botschaft des Titels in Verbindung mit dem Cover und Backcover habe ich
erst mit der Zeit geblickt und läßt mich schließlich endgültig
jubilierend nach oben, in die Bläue und Unermeßlichkeit des Himmels
blicken!
Äh, ja, das Konzert. War natürlich trotz der Monstersongs sehenswert,
wobei neben den erwarteten wie "Everybody Hurts" (schmerzhaft schön), "Losing
My Religion" oder "Find The River", überraschenderweise der Depri-Song
des "Out Of Time"-Albums, nämlich das slowe, leicht gitarrendisonante "Country
Feedback" zu einem besonderen Highlight sich entwickelte. Gefiel mir noch besser
als auf Platte, vor allem das mitreißend grandiose, für R.E.M.-Verhältnisse
sehr ausgedehnte Gitarrensolo am Ende hätten sie damals dort in dieser
Form einfach genauso bringen müssen. Ausgedehnte instrumentale Passagen
sind ansonsten nun wirklich nicht das Ding der Amerikaner. Man erwartet dies
von ihnen aber natürlich auch nicht, denn gerade R.E.M. sind es, die uns
stets auf's neue zeigen, welch vielfältig anrührende Stimmungen sich
in drei, vier, fünf Minuten jeweils ausdrücken lassen!
Hier stimmt der Spruch einmal: Millionen Menschen können nicht irren -
und ich geselle mich gerne zu ihnen, denn auch ich liebe diese Band.
Peter Gabriel > es war spätnachts und ich stand nur knapp vier
teils richtig ätzende Stücke aus seinem "Secret World" Konzert durch.
Ein großer Sänger war er ja noch nie, aber bei Genesis wenigstens
originell. Sorry, mir erschloß sich in diesem Fall bislang noch nicht,
was es für Eigenschaften sind, die ihn zum Kritikerliebling und Millionenseller
machten...
Zugegeben, ich kenne nicht allzu viel von seinen Sachen, da mag sicher noch
das eine oder andere interessante Stück dabei sein.
Viel besser macht es der zweite ehemalige Genesis-Sänger allerdings auch
nicht. Jedesmal, wenn mir zufällig eine neue Single von Phil Collins zu
Gehör kommt, frage ich mich unwillkürlich, ob man belanglose und schematische
Popsongs denn noch seichter und zielgruppenorientierter zusammenschrauben
könnte - und tatsächlich, der gute Phil bleibt die entsprechende Antwort
niemals lange schuldig...
Millionen Menschen können nicht irren? Sicher. Aber sehr viele darunter,
die sich - um mal bei diesem Beispiel zu verweilen - die neue CD von Herrn Collins
in den Warenkorb legen, erhoffen sich davon zurecht zwar ein mehr an Gefühl
gegenüber der unzähligen anderen, toten und synthetischen Reißbrett-Chartsmusik,
verwenden diese jedoch nicht viel anders, als alle weiteren käuflich erworbenen
Konsumgüter des alltäglichen Lebens, wie etwa eine Packung Cornflakes
oder Kippen, eine Tüte Chips oder eine Flasche Likör. Sie wollen einen
leichten beiläufigen Genuß und kein komplexes, differenziertes Kunstwerk,
welches vollste Aufmerksamkeit einfordert, wollen keine Intensität, keine
Hingabe, keine Vereinigung und Selbstüberschreitung.
Wenn auch verständlich, ist es doch sehr schade, daß so viele Menschen
von einem der vielfältigsten, beglückendsten und spirituellsten Erfahrungsräume
in dieser uns auferlegten materiellen Daseinsform, nicht viel weiteres erwarten
als von einem guten Raumspray. Nämlich, daß es die Luft und Atmosphäre
im Zimmer etwas auffrischt und angenehmer macht.
Es liegt mir nun fern, Herrn Collins' Musik auf die künstlerische Stufe
eines WC-Steins oder das Verwendungsäquivalent einer Rolle Toillettenpapier
herunter argumentieren zu wollen, aber er hat sich letztlich selbst schon seit
langem degradiert zu einer der symbolträchtigsten Figuren unter den typischen
Soundtracklieferanten für Autofahrten, Kaffeekränzchen, Einkaufspassagen,
stupide Arbeitsplätze, Haushaltsarbeiten usw....
Es wird ihn ob seines anhaltenden Erfolges sicher nicht mehr kosten als ein
müdes Lächeln, solche unvorteilhaften Einschätzungen abzutun
- und natürlich spricht ja andererseits auch wirklich nichts dagegen, wenn
er während des Hemdenbügelns nebenbei aus dem Radio in die Wohnungen
der Leute sein "Two Hearts", "Groovy Kind Of Love" oder "Easy Lover" trällert...
[Nun, "You Can't Hurry Love" hat mir vor 20 Jahren gefallen; und "Mama"
ist eindeutig der beste Genesis-Song mit Phil Collins, wo er ungewohnt hämisch
rüberkommt... - Martin -]
Deep Purple > haben mich ebenso wie Uriah Heep oder Led Zeppelin
noch nie so recht interessiert. Man muß mit dem 70er Hardrock vielleicht
tatsächlich augewachsen sein, denn verglichen mit modernen Standards klingt
da vieles doch überholt oder bleibt nur im zeitlichen Kontext verständlich
und goutierbar. Wahrscheinlich läßt eine solche Aussage jegliche
Objektivität vermissen, denn demgegenüber fasziniert zumindest mich
der 70er Artrock wie ihn Yes, Genesis oder Pink Floyd zelebrierten, nicht weniger
als dessen weitere Entwicklung, die selbiger bis heute nahm.
Antiquiert-rockende Nummern wie "Black Night", "Highway Star" oder "Space Truckin'"
jedenfalls, treiben einen nicht gerade zur Raserei. Wohingegen "Child In Time",
"Woman From Tokio" oder natürlich "Smoke On The Water" mit seinem legendären
Monsterriff absolut okay sind und schließlich die ausgedehnten Soloeinlagen
der Herren Ritchie Blackmore und mehr noch Jon Lord regelrecht zu begeistern
wußten! Was letzterer minutenlang an Hammond und Keyboard zockte, also,
das war schlicht atemberaubend!
AC/DC > wenn ich nicht unbedingt die nachfolgenden U2 hätte
sehen wollen, wären AC/DC keinesfalls mehr bei mir zum Zuge gekommen, man
kennt das was sie bieten ja schon seit Jahren wirklich zur Genüge.
Aber nein, es war doch mal wieder ganz nett, eine kleine Auswahl an fetzigen
Hymnen des Brachial-Rock'n'Rolls von den Aussies zu hören. Banal aber geil!
Santana > ssssssssssssuper, was der südamerikanische Gitarrenzauberer
und seine großartige Band auf einem deutschen Sommerfestival nach seinem
fulminanten Erfolg mit dem guten Comebackalbum "Supernatural" an einem leidenschaftlichen
musikalischen Feuerwerk in den nächtlichen bayrischen Himmel aufsteigen
ließen!!!
Ich weiß nicht, ob das auf Platte genauso gut kommt, vielleicht sollte
ich diese Wissenslücke nun doch endlich mal schließen, live sorgte
diese berückende, mitfiebern lassende Verbindung von lateinamerikanischem
Rhythmen und eingängigen und doch jederzeit veritablen Melodien jedenfalls
für einen der faszinierendsten Auftritte, den ich je sah. Oh ja, zweifellos,
dies war supernatural.....!
Haindling > unglaublich sympathische Band voller Multiinstrumentalisten,
zwischen Humor und Nachdenklichkeit unverkrampft pendelnd und musikalisch in
ihren swingenden, ideenreichen Sound, neben der eigenen bayuwarischen Tradition,
Einflüsse aus aller Herren Länder miteinbeziehend. Der Sprechgesang
des Bandleaders geht durchaus in Ordnung, ansonsten prägte vor allem viel
Blech (Trompeten, Sax, Tuba, Posaune) und Piano/Keys die rhythmischeren Stücke,
welche mir fast genauso gut gefiehlen wie die schönen ruhigen Instrumentals
"Noch In Der Umlaufbahn" (welch Titel!) oder "Rahmenbedingungen Für Eine
Entspannung" (...), für dessen Grundton eine ordinäre Salatschüssel
sorgte, auf deren Klangfülle jede asiatische Klangschale glatt neidisch
werden könnte...
Ob ich mir das auf Platte holen würde? Na, ich weiß nicht. In der
singulären, spontanen, unterhaltsamen Bühnenversion jedenfalls war's
ein Erlebnis.
Ayreon > diesmal war ich sogar tatsächlich mal wieder vor Ort
(ansonsten kann ich mir im Grunde überhaupt keine Tickets mehr leisten)
und Arjen Lucassen und seine Band, zu welcher alleine fünf Sänger/innen
- u.a. Damian Wilson und Russel Allen - gehörten, nahmen auf ihrer Intergalactic
Space Crusaders-Tour die etwa 500 Besucher vom Aschaffenburger Colos-Saal
aus in der Tat mit auf eine Reise durch und jenseits von Zeit und Raum.
Wahnsinnskonzert, überbordende Stimmung, fantastische Musik!
Vangelis - Mythodea > die Aufzeichnung eines Konzertes aus dem Jahre
2001, welches parallel zur Veröffentlichung des gleichnamigen Albums stattfand.
Ja, er ist zweifellos nach wie vor genial, der Grieche. Wie bereits an anderer
Stelle erwähnt sehr klassisch das Ganze, wobei für meinen Geschmack
der - wenn auch vollendete - weibliche Sopran einfach zu sehr überwiegt.
Noch mehr Einsätze des, die Seele gleich eines sie aus weiter Ferne umhauchenden
Sternenwindes anrührenden grandiosen Chores oder längere, tragende
Instrumentalpassagen hätten die Symphonie sicher noch etwas aufgelockert.
Visuell hätte man analog hierzu gerne auch ausgiebiger Natur- Planeten-
und Outer Space-Bilder einflechten dürfen. Erfahrungsgemäß korrelieren
und verbinden sich solche, die - hier eher qualitativ gemeinte - Größe
der Schöpfung vermittelnden Aufnahmen auf adäquate wie wundersame
Weise mit solch atmosphärischer Musik, finden beide ineinander ihre Entsprechung.
Aber ich will nicht meckern, denn es war natürlich trotzdem Weltklasse;
und hätte man nicht mit eigenen Augen die durchaus menschlichen Musiker
und Sänger/innen gesehen, man wäre nur allzu leicht zu der Überzeugung
gelangt, daß solche Klänge keinesfalls ihren Ursprung in irdischen
Gefilden hätten nehmen können...
- Heiko - 01/03