Wer hat sich beizeiten nicht selbst schon einmal auf eine, nicht zwingend einsame,
aber doch recht weit entfernte, entlegene Insel gewünscht? Dorthin, wo
es immer warm und sonnig ist, fernab aller alltäglichen Probleme und Anforderungen.
An einen Ort, an welchem die einen beständig wieder und wieder bedrängenden
Notdürftigkeiten des Daseins nurmehr eine schwache, verblaßte Erinnerung
sind. Dorthin, wo ausschließlich angenehme und begrüßenswerte
Erfahrungen gegenwärtig sind.
Vielleicht wurde Alistair Murphy von ähnlichen Empfindungen geleitet, als
er sich dazu entschloß, zu fünf pardiesisch anmutenden Pazifikinseln
jeweils ein Stück Musik zu verfassen. Jedenfalls wurde "Islands" wie erwartet
zu einer recht relaxten Angelegenheit; und dies ohne in allzu seichten Ambient-Gewässern
vor sich hin zu plätschern, sondern sogar mit der einen oder anderen klanglichen
Gegenströmung aufwartend.
"Wake" und "Réunion" sind schöne, jeweils fünfminütige
In- bzw. Outros, mit deren bestimmenden und durchaus nicht unoriginellen Synthies
eine Frauenstimme verwoben wird.
"Water" und "Midway" zeigen sich ebenfalls als sanfte und zugleich leicht surreal
wirkende Klanggebilde, wobei letzteres als einziges Stück des Albums mit
Text versehen und selbiger von Alistair in passablem Gesang vorgetragen wurde,
und das im Verlaufe seiner 13 Minuten an Strukturiertheit und Dynamik zulegt.
Das über 17minütige "Ocean" schließlich läßt gar
einen regelrecht jazzigen Touch aufkommen - und dies nicht nur da das Stück
im Saxophon seinen Hauptmelodieerzeuger findet. Dieses wird begleitet u.a. von
Orgel, Piano, vibraphon- und harfenartigen Tönen und es ist beeindruckend,
wie es so sacht und frei dahinfließt und dabei zugleich seine Formen beständig
wandelt.
In Alistair Murphy präsentiert sich uns ein weiterer eigenständiger,
nicht gerade gewöhnlicher und dabei zudem hörenswerter Klangarchitekt.
Einen Urlaub zu buchen, um auf dessen sonischen pazifischen Inselgruppen, in
den dortigen vielfarbigen tonalen Korallenriffen, einige Tauchgänge zu
unternehmen, scheint mir alles andere als Zeitverschwendung - "...each memory's
a moment, each moment is an island, and on an island's where I stand."
- Heiko - 03/03