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CELTIC FROST - Noise Records Re-Issues (2017)

In den Achtzigern waren Noise Records aus Berlin eine der bekanntesten Schmieden für Schwermetall diverser Couleur: Zu Labelprogramm gehörten Kreator, Celtic Frost, Tankard, Coroner, Voivod, Helloween und Running Wild, später auch Gruppen wie Sabbat, Skyclad und Gamma Ray. Nicht wenige dieser Bands verbinden mit Noise eher zwiespältige Erinnerungen, speziell Tom G. "Warrior" Fischer (einst Hellhammer und Celtic Frost, heute Triptykon) lässt in der Rückschau kaum ein gutes Haar an dem Label.

Seit einiger Zeit werden (nach diversen Best-of-Compilations als Testballon) jetzt auch komplette Alben als Re-Releases auf den Markt gebracht. Voivod wären da zu nennen, mit umfangreichem Bonusmaterial ausgestattet. Bei Kreator sieht die Sache leider nicht so gut aus: Die Artworks der ersten vier Longplayer wurden absurden Bearbeitungen unterzogen, um sie künstlich auf alt zu trimmen (what the fuck?), als wären die Vorlagen jahrzehntelang irgendwo auf dem Schrotthaufen herumgelegen. Zu allem Überfluss wurden diverse Fehler (unvollständige Titelanfänge bei "Endless Pain" oder "Awakening of the Gods") im Vergleich zu alten Vinylauflagen auch bei diesen Reissues erneut nicht korrigiert.

Bei Celtic Frost gab es schon vor der Veröffentlichung erheblichen Ärger: Tom G. Fischer, betraut mit dem (sehr gelungenen) Remastering der alten Frost-Alben, zog seine bereits verfassten Begleittexte zurück, weil die Rechtsabteilung des jetzigen Labels offenbar Komplikationen befürchtete (welche auch immer, klang eher nach Sturm im Wasserglas) und Kürzungen verlangte. Das Resultat: jetzt also keine Linernotes mehr, dafür immerhin relativ sorgfältige Neuauflagen in bemerkenswerter Klangqualität.

"Morbid Tales" erscheint wie die Neuauflage von 1999 als Longplayer, ursprünglich war es hierzulande ja nur eine Mini-LP. Als Bonus gibt es vier Rehearsal-Tracks, darunter "Messiah" noch aus alten Hellhammer-Tagen. "To Mega Therion" enthält zusätzlich zum regulären Album als Zugabe unter anderem noch Stücke von der EP "Emperor's Return" (darunter eine alternative, schwächere Aufnahme des Klassikers "Circle of the Tyrants") und den 1988er-Remix von "Visual Aggression". Musikalisch gibt's an diesen Meilensteinen ohnehin nichts zu beanstanden, und selbst wenn man bereits die alten Vinyls und die 1999er-CDs besitzt, machen die zum fairen Kurs angebotenen aktuellen Auflagen schon etwas her.

Das gilt auch für "Into the Pandemonium", das Frost-Album von 1987, mit dem die Band Fans und Label auf die Probe stellte, denn auf dieser Scheibe wurde kräftig experimentiert. Ein Weg, den bis heute nicht jeder Anhänger der Band mitgehen mochte. Ärgerlich ist hier, dass (zumindest auf dem CD-Backcover) unter den Songtiteln allen Ernstes die Credits des Vorgängeralbums (!) abgedruckt wurden, auch wenn man als halbwegs kundiger Sachverständiger eigentlich hätte bemerken müssen, dass die Band- und vor allem Jahreszahlenangaben doch nun wirklich nicht stimmen können.

Neben der Compilation "Innocence and Wrath" (inhaltlich nicht identisch mit "Parched with thirst am I and dying" von 1992) ist auch noch "Vanity/Nemesis" von 1990 erschienen, eine Art Comeback-Longplayer nach dem bis heute ungeliebten "Cold Lake"-Album. Tom Warrior hält dieses offenbar für so schrecklich, dass es bereits 1999 nicht Teil der Neuauflagen war, woran sich 2017 nichts geändert hat. Aber auch mit den jetzigen Wiederveröffentlichungen der verbleibenden Alben kann er sich nach dem Ärger hinter den Kulissen nicht anfreunden, wie über Twitter unmissverständlich verkündet:

Na, dann halt nicht. Empfehlenswert sind die Reissues speziell für Vinylkäufer trotz fehlender Linernotes von Fischer himself trotzdem, weil klangtechnisch sauber gearbeitet wurde und optische "Updates" à la Kreator unterblieben sind. Und für die Nostalgiker unter uns gibt's jetzt noch den alten Videoclip zu "Circle of the Tyrants" vom TMT-Album mit einem stagedivenden Götz Kühnemund (früher beim Metal Hammer und Rock Hard, heute Chefredakteur und Mitherausgeber des Deaf Forever).

- Stefan - 07/2017