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Elixir – All Hallows Eve (2010)

Ganz überrascht, wenn nicht gar perplex, war ich als mir ein Kumpel neulich das bereits 2010 erschienene neue Elixir-Album präsentierte. Meines Wissens in keiner der großen Gazetten rezensiert, wäre es mir doch glatt durchgeschlüpft. Und das wäre verdammt schade gewesen! Weswegen die Besprechung auch an dieser Stelle gewissermaßen "nachgeholt" werden soll.

Da diese Band dem Großteil unserer Leserschaft allerdings völlig unbekannt sein dürfte, sei hier zunächst einmal kurz die Bandhistorie umrissen: Elixirs erstes Album Son of Odin, von dem - nebenbei bemerkt - eigentlich auch nur der Titeltrack mehr oder weniger erwähnenswert ist, datiert aus dem Jahre 1986 und ist somit für den Puristen am ehesten der 3rd Wave of NWOBHM zuzuordnen. Etwas alte Maiden oder Saxon, viel Pathos, sehr viel Spandex... so weit so gut. So dauerte es auch vier Jahre bis das Zweitwerk Lethal Potion bei einem neuen Label – Sonic, um genau zu sein - herauskam. Mit verändertem Bandlogo, peinlichem Cover, aber vollgepfropft mit hammergeilen, melodischen Songs in bester (Post-)NWOBHM-Tradition, so daß es des Stickers "Featuring Clive Burr, Ex-Iron Maiden" eigentlich gar nicht mehr bedurft hätte. Indes – dieser Marketing-Gag zog wohl auch nicht so recht, denn es sollte weitere 16 (!) Jahre dauern, bis Elixir wieder von sich reden machen sollten...

Ich erinnere mich noch an eine launige E-Mail-Korrespondenz mit Elixir-Gitarrero Phil Denton, mit welchem ich anläßlich der 2006er Brachial-Veröffentlichung von satten 3 CDs Verbindung aufgenommen hatte – und war damals erst mal baff! Unter anderem hatte ich lobend Bezug genommen auf das eben erwähnte Lethal Potion–Album und erfuhr, daß selbiges in eben dieser Form so gar nicht geplant war. Angefangen bei Logo und Cover (OK...), bis hin zur Songauswahl bzw. der Songreihenfolge (ein Umstand, den wohl nur aktive Musiker nachvollziehen können) und den bandinternen Hintergründen... Denton war so was von angepißt mit dem 1990er Release und verwies mich auf die Neuveröffentlichung unter dem Titel Savage Remedy (2004), die wohl ebenfalls unbemerkt zu versanden drohte. Und irgendwie hatte er recht. 13 statt ursprünglich 10 Titel, komplett neue Reihenfolge, alles neu abgemischt, dazu ein paar Live-Bonustracks... einfach perfekt! Da sieht man, wie einen langjährige Hörgewohnheiten auch mal täuschen können...

Aber zurück zum Wesentlichen: 2006 veröffentlichten Elixir via Majestic Rock gleich 3 CDs auf einen Schlag, nämlich das bereits 2002 eingespielte The Idol (schon wieder recht ordentlich), die anno 2006 im legendären Ruskin Arms mitgeschnittene Live-Scheibe sowie das im selben Jahr aufgenommene, wirklich exzellente Mindcreeper-Album.

Und Ende letzen Jahres – wie gesagt und nicht bemerkt – nun eben noch All Hallows Eve, ein Album, das im Vergleich zum Vorgänger noch etwas intensiver tönt!

Wie der Titel schon andeutet handelt es sich hierbei um ein Konzeptalbum, das sich mit dem inzwischen - dank der fröhlich aus Amiland herübergeschwappten Halloween-Unkultur - wohl sattsam bekannten keltischen Allerheiligen- oder auch Samhain-Mythos befaßt.

Eingeläutet von einem anachronistisch-typischen, pathetischen Gitarrenintro folgt ein Klassesong dem anderen; der speedig-melodische Opener All Hallows Eve , das treibende The Pagan Queen, das flotte, mit einem ultra-eingängigen Refrain aufwartende Daughters of the Moon, das powermetallische The Spell, das dezent thrashig angehauchte Midnight Messiah, dazu noch der hypergeile Chorus des melodiösen Stampfers You´re not fooling me mit seinem geilen Wah Wah-Solo bis hin zum abschließenden, in puncto Dramatik etwas an Maidens Rhyme of the Ancient Mariner erinnernden, Longtrack Samhain mit seinem atmosphärischen Mittelteil (welcher allerdings noch um einiges atmosphärischer hätte ausfallen können... gerade im Hinblick auf die Sprechstimme von Sänger Paul Taylor; hier wäre etwas Orson Welles-mäßiges à la frühe Manowar wohl noch deutlich intensiver gekommen – einziger Kritikpunkt einer durch und durch guten Scheibe!).

Also: Wer auf allerbesten Metal in der Tradition der NWOBHM mit den Trademarks "pumpender Baß, angerauhter Gesang, melodiöse Leadgitarren" etc. steht und wer auf Uralt-Bands wie Demon, Heritage oder Hammer kann, der sollte All Hallows Eve unbedingt einmal antesten. Wie war das noch anno dunnemals mit der Goldkante? Es lohnt sich!

- Klaus - 02/11