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Rita Eriksen & Dolores Keane – Tideland ('96)

Ein weiteres hörenswertes Album, welches 1996 beim norwegischen Plattenlabel Kirkelig Kulturverksted erschienen ist. Die norwegische Sängerin Rita Eriksen und die irische Sängerin Dolores Keane haben sich sozusagen auf halben Wege getroffen und dieses Album im wilden "Tideland" von Caithness im Nordosten Schottlands in einem mittelalterlichen, direkt am Meer gelegenen Schloß (Ackergill Tower in der Nähe von Wick) aufgenommen.

Musikalisch bekommt man auf diesem Album jeweils abwechselnd sehr "authentisch" klingende norwegische und irische Folksongs geboten, wovon die meisten doch eher ruhig bzw. – gerade die irischen – schwermütig ausgefallen sind. Am lebhaftesten sind die norwegischen Traditionals "Den dag kjem aldri" ("Der Tag kommt nie") und "Villemann og Magnhild" , die auch beide zu meinen Lieblingssongs auf dieser Platte gehören. Daneben singt Rita Eriksen noch die Ballade vom Ritter "Falkvor Lomansson", der sein Leben für eine Jungfrau wagt, das schöne "Kvi gjeng du so einsleg og stundar" ("Was gehst du so einsam und verweilst hinter der Hütte den ganzen Tag lang? Komm lieber in die Berge zu mir, du. Ich werde deinen Kummer lindern mit meinem Lied..."), "Blåmann" (ist keine Volksweise über einen Monteuranzug, sondern die Bezeichnung für einen weißen Ziegenbock mit dunklen Flecken und handelt von der Suche eines Hirtenjungen nach seinem verlorengegange-nen Bock) sowie das anrührende Lied von der zunächst fröhlichen "Ung Åslaug", die von zwei Hiobsbotschaften (erst erkrankte die Mutter und starb und dann nahm sich ihr Freund eine andere Maid) in tiefe Trauer gestürzt wird. Rita Eriksen verfügt über eine sehr schöne, klare und auch kräftige Stimme. Demgegenüber klingt die Stimme von Dolores Keane ziemlich rauh, teilweise fast heiser, paßt aber auch sehr gut zur überwiegend schwermütigen Stimmung der von ihr gesungenen Lieder, von denen mir "The Moorlough Shore" und das von John R. Faulkner geschriebene und das Album beschließende Stück "The Great Northern Ocean" am besten gefallen. Letztgenannter Song ist zugleich der einzige auf diesem Album, bei dem die beiden Sängerinnen als Duo auftreten. Passend zu der im Text besungenen rauhen wilden See endet dieser Song mit echtem Meeresgetose, welches durch ein Turmfenster vor Ort aufgenommen wurde. Der Vollständigkeit halber seien hier noch die vier anderen von Dolores Keane gesungenen Songs aufgeführt: "The Month Of January", "Thúas ag Gort a Chárnáin", "The Low, Low Lands Of Holland" (klingt nach Marschmusik) und "Jimmy mo mhíle stór".

Als Musiker wirken auf diesem Album mit: John Faulkner (Akustikgitarre & Geige), Alec Finn (Bouzouki), Knut Reiersrud (Akustik- & E-Gitarre, elektrische Zither, Kona Hawaii Gitarre & Harmonizer-Loops), Arild Andersen (Bass), Anders Engen (Drums), Eoin O´Riabhaigh (Uilleann Pipes & Tin Whistle), Einar Mjølsnes (Hardanger-Geige).

Wie fast alle Kirkelig-Produktionen, die ich bislang beim ars!-Versand bestellt habe, kam auch diese CD in einem geschmackvoll aufgemachten Digipack daher.

Für "Spezialisten" noch der Hinweis, daß die norwegischen Songtexte in Nynorsk verfaßt sind, so daß man mit den "normalen" Norwegisch-Wörterbüchern wie etwa auch bei Lynni Treekrems Album "Haugtussa" schon bald auf verlorenem Posten steht.

- Burkhard - 12/99