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KADAVAR - Live in der Kantine in Köln am 6. November 2015

Der Bassist meiner Band kam letztens auf mich zu und meinte ich solle mir unbedingt Kadavar anhören - Stil: Sabbath, Pentagram und irgendwie Stoner-Retro-Rock. Ich kramte ein bisschen im Internet, las das ein oder andere Interview und stellte dabei erstaunt fest, dass die Band bereits mit ihren Alben in den Charts war.... the next big thing? Kadavar nehmen ihre Musik stilecht weitestgehend analog auf, einen Ansatz den ich sympathisch finde. Von daher musste ich nicht lange überredet werden mit auf's Konzert in die Kölner Kantine zu gehen um zu hören, wie sie live klingen.

Der Laden war ziemlich voll, ich schätze mal so an die 800-900 Leute waren dort, ein paar mehr hätten aber noch reingepasst - ich denke nicht, dass der Schuppen ausverkauft war. Zum Publikum: Man sah viel Bart, langes Haar, ein paar Hipster und die übliche Rockcrowd ab 20 Lenzen aufwärts, rund zwei Drittel waren Männer, zumindest den Bärten nach zu urteilen.

Von den angekündigten drei Vorbands bekam ich nur zwei mit. "Horisont" hatten solch einen schlechten Sound, dass ich lieber zum rauchen und Bier trinken, raus in den verregneten Biergarten ging. Die dritte Vorband, die amerikanischen "The Shrine" dagegen gefielen mir richtig gut, das Trio machte ordentlich Dampf. Sie spielten im übrigen auch schon einige Amerika-Dates mit Kadavar zusammen. Stilistisch sind "The Shrine" irgendwo zwischen MC5, Sabbath und britischem Metal der Frühachtizger einzuordnen. Insbesondere Josh Landau, seines Zeichens Sänger und Gitarrist, fiel mir mit außerordentlicher Qualität als Sologitarrist auf. Ich fühlte mich an den jungen John Sykes erinnert und das will schon was heißen. Inwiefern solche Virtuosität stilistisch in das Genre passt, sei mal dahingestellt aber den Leuten gefiel's, mir gefiel's... so what?!

Die übliche Umbaupause verging rasch, ich war gespannt wie ein Flitzebogen und dann ging's auch schon los. Der Opener "Lord of the sky" ließ sich gut an, der Sound war ok und es war ordentlich laut. Die Leute wollten rocken und Kadavar bedienten die Fans dementsprechend und zogen ihren Stiefel durch. Mit der vierten Nummer "Black sun" schien man sich eingegroovt zu haben. Mir persönlich wurde danach etwas öde. Irgendwie konnten die Berliner mich nicht so richtig mitreissen. Man präsentierte eine hübsche Mischung aus den drei Alben, ich erinnere mich, dass sie "The old man" vom aktuellen Album spielten - der Lieblingssong meines Bassisten. Ich wechselte meinen Standpunkt und ging rüber auf die andere Seite der Bühne. Ich verstand nicht so recht, wieso Gitarrist und Bassist immer wieder so lange ihr Instrumente stimmen mussten - da war der Kollege Josh Landau von der Vorband etwas unkomplizierter und der hatte sicherlich weniger Roadies dabei, aber das nur so nebenbei erwähnt. Der Funken auf mich sprang auch an meinem neuen Standort nicht über und so ging ich hinters Mischpult und schaute dem Licht- und Soundmischer auf die Finger.

Ich mag die Band und deren Musik aber im Verlaufe eines Konzertes fehlt es mir persönlich an Höhepunkten und Dynamik. Das ist aber mein ganz persönlicher Standpunkt, die Band kam gut an und die Fans vorne ließen sich nicht bitten und rockten was das Zeug hält. Es gab sogar zwei Stagediver, die hin und wieder von der Bühne hüpften und sich von ihren Leuten auffangen ließen, so hoffe ich zumindest, habe das nicht weiter verfolgt. Das Konzert war dann nach rund vierzehn Songs und zwei Zugaben beendet

Vielleicht ist die Band ja etwas ausgelaugt, sind ja viel unterwegs. Ich kann es letztendlich nicht beurteilen, hatte sie auch leider nicht auf der letzen Tour, noch in kleineren Läden, gesehen um vergleichen zu können. Fakt ist, Kadavar boten eine solide Leistung, von daher will ich nicht motzen. Aber live muss ich's nicht so schnell nochmal haben - ich höre mir lieber die Alben zu Hause an, da passt's für mich und checke mal "The Shrine" aus.

- Falko - 11/2015