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MADDER MORTEM - Deadlands (2002)

Es gibt sie also doch noch: Neue Metalalben, an denen ich mich erfreuen kann! Wie meine derzeitige Lieblingsmetalband Atrox kommen auch Madder Mortem aus Norwegen und verfügen über eine sehr gute eigenständige Sängerin. Sowohl die Sängerinnen als auch die Musik der beiden Bands unterscheiden sich aber erfreulicherweise recht stark voneinander. Agnete Kirkevaag singt in einer deutlich tieferen Stimmlage als Monika Edvardsen und vollführt auch nicht vergleichbare Gesangskapriolen wie diese, was zumindest potentiell einen breiteren Hörerkreis eröffnen dürfte. Der tiefere, kräftige und teils recht aggressive Gesang (Agnete hat schon einen ordentlichen "Wumms" in ihrer Stimme!) paßt sehr gut zur Musik, die oft mit einem recht schweren und fetten Gitarrensound daherkommt und tempomäßig mehr als einmal in Richtung Doom tendiert (wenngleich man von Saint Vitus und alten Candlemass meist noch ein Stück entfernt ist).
Erfreulich ist, daß Agnete im Gegensatz zu diversen männlichen Sangeskollegen nicht einfach gleichförmig und unmotiviert in der Gegend herumschreit bzw. -brüllt, sondern richtig singt! Daß Agnete über eine gute Stimme verfügt, merkt man in jedem Fall bei den ruhigeren Passagen der Songs, insbesondere wenn sie etwa bei "Faceless" an einer Stelle mal acapella singt oder bei "Distance Will Save Us" und "Silverspine" während der Strophen sehr dezent (teils nur von Bass und Schlagzeug) begleitet wird. Stellenweise, d.h. bei einigen Refrains, stimmen zur Verstärkung auch schon mal Agnetes Bruder, der ansonsten für eine der beiden Gitarren zuständig ist, sowie der Bassist mit ein, doch auch dann steht immer eindeutig Agnetes Stimme im Vordergrund. Mir fällt gegenwärtig im Metalbereich keine Sängerin ein, die von der Stimme her mit Agnete vergleichbar wäre, was in diesem Punkt schon mal für die Eigenständigkeit der Band spricht.
Die Songs sind bei weitem nicht so breaklastig wie diejenigen von Atrox, was einen schnellen Zugang sicherlich erleichtert. Gleichwohl gibt es doch genug Abwechslung, so daß die Platte nicht schon nach kurzer Zeit langweilig wird und nur zum Nebenbeihören geeignet wäre. Gerade das Drumming klingt in meinen Ohren recht abwechslungsreich und originell. (Wer hat da jetzt gerade gedacht, daß es mal Zeit wird, daß ich zum Ohrenarzt gehe?) Irgendwie sonderbar: Beim Song "Silverspine" klingen die schleppenden Gitarrenriffs an einer Stelle im Mittelteil zunächst sehr stark nach Saint Vitus und kurze Zeit später ist eine cleane Gitarre zu hören, bei deren Klang ich sofort an "Lifting Shadows of a Dream" von Dream Theater denken mußte.
Auffallend ist, daß doch bei einer ganzen Reihe von Songs die Strophen relativ gemäßigt - ich bin fast geneigt, "sanft" zu sagen - gespielt und gesungen werden, während es bei den Refrains dann richtig heftig zur Sache geht, wobei diese Wechsel schon recht abrupt erfolgen. Ebenfalls noch anzumerken ist, daß es auf diesem Album keine Gitarrensoli gibt (oder habe ich die überhört?).
Irgendwelche Songs besonders hervorzuheben vermag ich nicht, da alle doch mehr oder weniger auf einem relativ hohen Qualitätslevel liegen.
Mit den allesamt von Agnete verfaßten Texten habe ich mich noch nicht intensiver befaßt, doch zumindest soviel ist sicher: Es werden hier keine gängigen Metalklischees verbraten. (Begriffe wie z.B. "Leather", "Steel", "Sword", "Metal", "Satan" oder "Hell" sucht man vergebens.) Das Cover paßt zur überwiegend düsteren Musik, doch hat man sich bei der Gestaltung wohltuend von dem unsäglichen plakativen Mist abgehoben, mit dem eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Bands (bzw. Plattenfirmen) den Markt überschwemmt.

- Burkhard - 01/03