Some
angry young men.
Wirklich schön, wenn man sich eben mal so beiläufig, eine runde
Dekade später, die Rechtmäßigkeit der damalig gepflegten persönlichen
Ignoranz und Vorurteile bestätigen lassen kann..! Total, aber wirklich
total abnervender Ghetto-Rock von selten erlebter Eindimensionalität
und Monotonie! Besonders Zack De La Rocha, der Mann am Mikro, stellt meine
Leidensfähigkeit mit seinem ewig gleichen, hysterischen Gerappe und Gegröhle
auf eine harte Probe. Diesbezüglich ist tatsächlich ein Song ganz
genauso wie der nachfolgende. Tom Morello (heute zusammen mit dem tollen ehemaligen
Sänger von Soundgarden bei den gar nicht mal so üblen Audioslave
("Show Me How To Live", guter Song/Text)) hat hingegen zwar manchen, wenn
auch vereinzelten amtlichen Gitarrenriff, aber weit häufiger äußerst
krudes, schrilles, quietschiges Saitengequäle, sowie rhythmusdröhnendes,
planierraupenartiges, jeglichen seine zarten Triebe über Erdniveau emporstrecken
wollenden Harmoniekeimling umgehend plattwalzendes Griffbrettherumgeschraube
am Start. Brrrrr.
Rage Against The Machine waren die typischen Darlings der professionellen
Musikpostillen in den 90ern, anhand deren gesellschaftskritischer Lyrixxx
man sein eigenes politisch korrektes Bewußtsein, und am nachbarkulturellen,
ebenso krassen wie harten Großstadtdschungelsound seine musikalische
Weltoffenheit plakativ demonstrieren konnte. Da die Jungs in Interviews zu
allen relevanten tagespolitischen Angelegenheiten immer was zu sagen hatten
und deren finanzkräftige Plattenfirma epic bei einem ihrer Schwerpunktthemen
mit Vierfarbanzeigen nicht geizte, waren Rage Against The Machine damals ein
stets gern gesehener, breiten Raum einnehmender Gast bei allen relevanten
großen Zeitschriften. Außerdem wäre es ja auch unverzeihlich,
das vermeintlich Nächste Große Ding als einziger unter all
den ganzen anbiedernden Pulsfühlern an der Ader des gegenwärtigen
Zeitgeistes nicht in seinem hippen, schillernden Blättchen gehabt zu
haben.
Wir hingegen leisten es uns nach wie vor, unsere Engstirnigkeit spielerisch
zu kultivieren. Also: Es interessiert mich im Grunde einen SCHEISS, wogegen
die Buben in ihren Texten so emphathisch wettern - und genauso interessiert
mich einen SCHEISS die unglaubliche Dismelodik und Negativität ihrer
sogenannten "Musik"!
Um die Unannehmlichkeiten, Abscheulichkeiten und Niederträchtigkeiten
die auf diesem Planeten tagtäglich so vor sich gehen, mir ins Bewußtsein
und Erlebnisfeld zu rücken, bedarf es sicherlich kaum noch einer reflektorisch
agierenden Posse namens Rage Against The Machine...
Bei der finalen Wertung halte ich mich einfach mal an das Symbol auf'm Backcover:
*
- Heiko - 11/04
OK, die Klangkonstruktionen von RATM und Zack de la Rochas Gesang waren nie
mein Ding, weder Anfang der 90er noch heute; 2000 haben sie ja ihr letztes
Album rausgebracht und sich danach aufgelöst.
RATM waren in den 90ern extrem populär, was sicher ohne die Unterstützung
ihres Labels Epic (Sony) nicht der Fall gewesen wäre. Hier setzte die
Kritik der Hardcore-Szene an, denn gegen "the machine" zu wüten
und gleichzeitig seine Platten bei einem mulitnationalen Konzern rauszubringen,
wirkt schon etwas inkonsequent. Außerdem warf man der Band vor, daß
man nie von ihr in der Szene gehört hatte, sie nie in kleinen Clubs zu
sehen war und nun plötzlich auf MTV in der heavy rotation lief.
Für mich wirkt das politische Engagement von RATM authentisch. Die Zielgruppe
der Band dürfte auch eher unter den 14-20jährigen zu suchen sein,
denn unter einigermaßen informierten Anfangs-Dreißigern ;-). Jugendbewegungen
brauchen zur Identitätsbildung einen Soundtrack, der allen ihrer potentiellen
Mitglieder geläufig ist, und RATM liefer(te)n ihn. Für einen Großteil
der Hörer waren RATM schließlich nur ein Teil ihrer (möglicherweise
politisch bewegten) Jugend; danach wandte man sich wichtigeren Dingen zu:
zügiges Studium, feste Beziehung, "Kontakte" knüpfen,
etc. Trotzdem werden sich ein paar gefragt haben, wer denn eigentlich der
Typ mit der Baskenmütze auf den RATM-T-Shirts ist und für was er
mal gestanden hat. Wer eigentlich dieser Mumia Abu-Jamal ist, und warum er
in den USA in der Todeszelle sitzt. Und was diese Menschen mit den Ski-Hauben,
die sich EZLN nennen, insbesondere dieser Subcomandante Marcos mit der Pfeife,
wollen, warum also diese mexikanischen Bauern keine Ruhe geben und was das
Ganze mit Weltwirtschaft zu tun hat. Und wenn von denen, sagen wir mal 1%
oder ein halbes, sich danach überlegt haben, mit ihrem Jura-, BWL-, Volkswirtschaft-
oder Sonstwas-Studium was anderes anzufangen, als Karriere bei der Deutschen
Bank zu machen oder nach einem Acht-Stunden-Tag noch die Zeit aufwenden, bei
attac, Greenpeace, amnesty oder auch "nur" bei einer Stadtteil-Bürgerinitiative
vorbeizuschauen... oder, hm, vielleicht ist das alles schon zuviel erwartet...
wenn sich ein paar Gedanken darüber machen, warum der Kaffee bei Eduscho
oder Aldi billiger ist, als im Eine-Welt-Laden, und dann den kaufen, von dem
auch die was haben, die ihn geerntet haben, dann sei RATM ihre nervtötende
Musik verziehen.
- Martin - 12/04
Zum Weiterlesen:
www.ratm.de oder www.ratm.com,
auch wenn das alles
nun schon historischen Charakter hat