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The Answer – Everyday Demons (2009)

Jaaaa, ich weiß! Eigentlich ist es beim zine with no name ja eher verpönt, Neuerscheinungen zu rezensieren. Aber was interessiert einen schon das Wörtchen eigentlich, wenn man eigentlich bereits beim ersten Hördurchlauf und vielmehr noch nach zweiwöchiger heavy rotation davon überzeugt ist, in diesem noch relativ jungen Jahr bereits jetzt die CD des Jahres entdeckt zu haben? Eben; einen ***dreck!

Etwas unspektakulär kommt diese CD ja zumindest optisch daher; wahlweise im roten, schwarzen oder grünen Cover (quasi fast eine Analogie zur banalen und stinkend langweiligen "neuen" AC/DC-CD...), nur Bandlogo und CD-Titel ohne irgendeinen besonderen Anflug eines Coverdesigns, aber sobald Everyday Demons im Player zu rotieren beginnt, gibt es kein Halten mehr. Schon vom Start weg knallt, swingt und groovt das Teil, daß es einem – oder vor allem den Nachbarn - angst und bange werden könnte, und da meine Nachbarn beim besten Willen wohl nicht in der Lage sein dürften zu umschreiben, was die aus Nordirland stammende Band hier abzockt bzw. an Einflüssen verarbeitet, springe ich mal in die Bresche und gebe kund: The Answer vereinen das Rock´n´Roll-Feeling von Motörhead, die Unbekümmertheit der frühen AC/DC, die Rotzigkeit und das Melodiegespür der alten Guns´n´Roses sowie die Post-Punk-Attitüde von Buckcherry und Konsorten mit der Musikalität und Differenziertheit von Led Zeppelin oder Thin Lizzy und würzen diese Mischung hin und wieder noch mit einer kleinen Prise Stones oder Black Crowes. Dazu noch ein Sänger mit der für diese Musik geradezu archetypischen Stimme und eine sowas von transparente Produktion, bei der jedes einzelne Instrument auch wirklich voll zur Geltung kommt ... nicht mehr, aber eben auch nicht weniger! Und vor allem deutlich ausgereifter als das Debüt "Rise", welches ebenfalls schon nicht von schlechten Eltern war und nicht zu unrecht vielfach als das beste Rockalbum der letzten Dekade gepriesen wurde.

Aber der Reihe nach... Los geht´s mit Demon Eyes...; der spartanisch instrumentierten Einleitung "Looking out my narrow window I tell you what I see: The pitbulls are on the streets, they´re closing in on me. Could it be this paranoia´s keeping me intact? Lock the door and load my gun; it´s time I´m fighting back" folgt ein Losgehrocker allererster Güte; Power und Groove satt, ein HAMMER-Break, dann wieder voll auf die Zwölf.
Auch Too far gone macht keine Gefangenen und läßt einen einfach nur mitgrooven und mitgröhlen: "Too far gone...! Tootootoo too far gone!" Intelligenter Text, geiler Song mit teilweise keithiger Rhythmusklampfe sowie dem ersten der vielen noch folgenden Wah Wah-Soli.
On and on lehnt sich ziemlich deutlich an die eingangs erwähnten Buckcherry an und reißt einen einfach nur mit... "On and on and on and on we fly/I live and I laugh and I cry/ So doctor take a hammer to my broken heart/ Would you tell me why/ I´ve got trouble on my mind"… einfach nur geil!
Die erste "Ruhepause" kommt dann in Form des etwas Bad Company-lastigen Cry out daher... starker, versetzter Rhythmus, der ein wenig an Come together von den Beatles erinnert; Slide Guitar und Stakkkato-Drums im Mittelteil, danach wieder Bad Co.-mäßiges Funk-Feeling, guter Chorgesang... fein, fein, fein...
Why´d you change your Mind beginnt ebenfalls ruhig, steigert sich aber stetig und gefällt insbesondere durch das Wechselspiel von fast schon besinnlicher Strophe und geradezu hysterischem Refrain. Das gegen Ende des Songs folgende Wah Wah-Solo läßt dann noch deutliche Reminiszenzen an Soundgardens Black Hole Sun erkennen.
Pride kommt locker und flockig, beinahe schon ein wenig folkig daher, groovt aber dermaßen, daß garantiert keine Langeweile aufkommt. Starkes Drumming!
Walking Mat verströmt pures Retro-Feeling und erinnert an diverse Sixties-/Seventies-Combos... "Throw your stones and break my back, curse my name for all you lack…" guter Text!
Offene Akkorde leiten Tonight ein; erst dezent groovend, dann rock´n´rollig weiß der Song vor allem durch ein etwas an Thin Lizzy erinnerndes (Wah Wah-) Gitarrensolo zu gefallen. Hypnotische Steigerung zum Ende hin... schön!
Ebenfalls an Thin Lizzy erinnert das Solo von Dead of the Night. Der Song an sich ist wieder ein sahnemäßiger Abgehrocker mit fabelhafter Hookline.
Kurz vor dem Ende dann die Ballade: Comfort Zone. Parallelen zu The Tea Party sind offensichtlich, und wer diese Band kennt, der ahnt auch, daß es sich bei Comfort Zone um etwas mehr als "nur" den augenscheinlichen Lovesong über DIE Traumfrau handelt. Ganz, ganz starker Refrain, der sich mit zunehmender Dauer des Songs emotional noch sehr steigert!
Der "Rausschmeißer" ist dann Evil Man; ein cooler, groovender Rocker mit heftiger Rhythmusgitarre und lärmendem Solo. Erstmals kommt gegen Ende des Songs auch eine Blues Harp zum Einsatz, welche alleine einem schon stundenlang nicht mehr aus den Gehörgängen weichen will... einfach sagenhaft... Solche "Everyday Demons" lasse ich mir eingehen!!!

Freilich: Irgendwie haben auch The Answer den Rock´n´Roll nicht neu erfunden (soweit dies überhaupt gehen sollte), klar. Aber sie spielen derart gekonnt mit den eigentlich schon sattsam bekannten Versatzstücken, daß man nur so staunen kann. Eigentlich ist diese CD ein absolutes Muß für alle Anhänger deftiger, handgestrickter Abgehmucke... Aber Vorsicht: Everyday Demons macht sehr schnell abhängig und fügt euch und den Menschen in eurer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fangt am besten gar nicht erst damit an!

- Klaus - 05/09