Zur Rubrik "Musikmacher"
Kommentieren
Zur Hauptseite
Zur Hauptseite
Worum's geht...
Hören
Bewegte Bilder
Lesen
Anderes

sigur ros

*                                                                        *
*                             *                 *                                   *
Sigur Rós
*                        *                                 *
*                             *                     *                   *
Erst die Dunkelheit
*                        *         *      *               *         *      *         *
läßt die Sterne aufleuchten
*                       *                *                *
und
*                                           *                        *
erweckt die Träume zum Leben.
*                     *      *         *               *          *               *       *
*                                                         *
*

Das,
was wir Musik nennen,
was wir unter wirklicher Musik verstehen,
ist vor allem
ein deutlicher Ausdruck
der Sehnsucht
unserer
Menschenseele
nach dem
durch die
angetretene Entwicklungsreise
verlassenen
Paradies,
nach dem erahnten
ideellen
Seinszustand,
welcher individuell
nur
in unseren
Träumen
und
imaginativen
Schöpfungen
sich annähernd
realisierbar
erscheint.
Wahre Musik
spürt letztlich
diesem Empfinden,
diesem hehren Ziele nach,
findet darin
ihre
Bestimmung
und
Erfüllung.

In jedem Augenblick geschieht Wandlung. Wir sind nicht mehr dieselben wie noch vor zehn Jahren, vor einem Jahr, oder auch nur eine Stunde zuvor. Trotz eines kontinuierlichen persönlichen Bezugsrahmens verändern sich unsere Stimmungen, unsere Ansichten, unsere Sinneswahrnehmungen, unsere äußeren wie inneren Horizonte permanent.
Jede Begegnung - sei es mit anderen Menschen, fremden Ländern und Kulturen, unbekannten Kunstwerken oder ungesehenen Landschaften - bewegt uns, hinterläßt ihre Spur, erweitert und bereichert unser Sein.
In musikalischer Hinsicht finden alle paar Jahre denkwürdige Begegnungen statt, welche das eigene Kontinuum, die eigenen eingefahrenen Hörgewohnheiten in Frage stellen. Dies nicht in negativer, sondern durchaus positiver Weise, also keineswegs alles Bisherige entwertend, sondern ergänzend und den persönlichen Blickwinkel graduell verschiebend. In letzter Zeit waren es vor allem drei Formationen, welche meiner eigenen Perspektive einen bisher unerhörten akustischen Aussichtspunkt ermöglichten, mich in ihrer faszinierenden Andersartigkeit Musik neu wahrnehmen ließen.

>>> Da wären zum einen die außergewöhnlichen Schweden von Isildurs Bane, welche progressive Rockmusik mit Jazz (etwa beim Song "Celestial Vessel") und Neo-Klassik (man höre beispielsweise "Exit Permit" oder "Exit Visa") zu einem fulminanten instrumentalen Klangcocktail zu verschütteln wußten und zu denen ich bereits einige hier im Zine nachzulesende Worte während der ersten Begeisterung niederschrieb.

>>> Dann gibt's da natürlich noch Godspeed You Black Emperor!, deren reichlich abgefahrener Bandname - an einer Interpretation sollten sich fähigere Männer als ich es bin versuchen, haha... - sogleich Programm ist. Denn deren ausufernder, sich kontrastreich und crescendoierend durch die Unendlichkeit des Klangraumes meandernder, stimmungsmäßig von wunderschön bis postapokalyptisch, von herrlicher, dezenter, zurückhaltender Anmut bis zu gewaltigen tonalen Wällen, in deren Auftürmungen

O r d n u n g
und
C h a o s

miteinander um Balance oder Vorherrschaft ringen, sich erstreckender Sound spottet eigentlich genauso jeder Beschreibung und Definition. Was Martin - der dieses kanadische Musiker-Kollektiv (und seinen Ableger Silver Mt. Zion) dankenswerterweise für uns entdeckte - nicht abschrecken konnte, dennoch einen verwegenen Versuch wagen zu wollen ... mehr zu GYBE! also auch irgendwann, irgendwo an anderer Stelle.
Zwar bleibt es nicht aus, wie nicht zu verschweigen ist, daß die gelegentlich eingebauten Samples im Godspeed / Silver Mt. Zion-Oeuvre an zumindest drei Stellen ganz entsetzlich nerven und hier weniger tatsächlich mehr gewesen wäre. Um diesen kleinen Kritikpunkt für Martin und alle anderen Experten zu verorten: bei "broken chords can sing a little", am Beginn von "bbf3" mit ätzendem Gelaber gerade bei den ruhigen Passagen (SHUT THE FUCK UP, MAN!!!), und dem eigentlich wunderschönen Piano-Outro von "storm", dessen total entrückte Stimmung über die gesamten vier Minuten von unsinnigem, enervierenden Megaphon-Geplärre teilweise zerstört wird. Aber man gewöhnt sich an so manches. Selbst im Einzelfall heftigste atonale Ausbrüche wie in der Mitte (bzw. am Ende noch'n bißchen...) von "sleep", mit schrillem, nachtmahrischem Gitarrengeheule, verlieren nach einigen Durchläufen ihren anfänglichen Schrecken... Abgesehen von diesen und ein, zwei weit weniger drastischen, vermeidbaren "Eigentoren" aufgrund mangelnder Zurückhaltung was eingestreute fragwürdige Zusätze und die Einhaltung der musikalischen Dissonanz-Richtwerte betrifft, bleibt es doch eine rückhaltlos begeisternde, die individuellen Akzeptanz- und Wahrnehmungshorizonte erweiternde und so manches Mal mit allen althergebrachten Strukturen brechende Avantgarde. Von Künstlern mit solcherart bahnbrechenden konzept- und konstruktionellen Visionen wie GYBE! sie hervorbringen, toleriert man gerne und erwartet sogar ein gewisses Maß an Exzentrik. Bei deren nicht selten zwanzigminütigen neo-neo-klassizistischen, größtenteils von E-Gitarren und Streichern (Drums & Bass) bestimmten, psychedelischen Alternativ-Symphonie-Sätzen gerade auch die zuweilen aufkommenden instrumentellen Neigungen hin zu einer gewissen Schrägheit oder gar punktuellen Aufhebung der noch als angenehm empfundenen Harmoniegrenzen, einen nicht allzu geringen Teil des Faszinosums ausmachen.
Außerdem habe ich selten eine Band gehört, die sich so geschickt auf das delikate Spiel mit den klangräumlichen Gegensätzen von laut & leise (nah & fern) versteht, oder dermaßen mutig immer wieder mit den verschiedenartigsten Sounds und Klangfärbungen experimentiert. Soweit mir von vertraulicher Quelle informell zugesteckt wurde, halten sie die Verwendung von Synthesizern zu diesem Zwecke für durchaus überflüssig. Aber sie legten sich, was schwerlich zu überhören sein dürfte, einen Haufen Effekt-, Hall- und wasweißichfür-Geräte für ihre anderen Instrumente zu und scheuen nicht davor zurück, diese bei passender Gelegenheit auch effektvoll einzusetzen...!

Wenn man so ihre ganzen herausfordernden und gesetzte Standards nivellierenden Aspekte überblickend betrachtet, sind GYBE! vor allem etwas für all jene erfahrenen und stilistisch weit herumgekommenen Leute, die tatsächlich glauben, nun wirklich schon alles gehört zu haben.

Recht amüsant kann es da nebenbei bemerkt auch mal werden, wenn eine Schlagermusik-gewohnte, auch ABBA- und sogar Enya-mögende, dem Renteneintrittsalter zustrebende Verwandte ersten Grades zu Besuch vorbeischaut, während gerade sagen wir mal "Lift Your Skinny Fingers Like Antennas To Heaven!" läuft, davon ein paar Minuten nebenbei mitbekommt, schließlich dem nicht Ignorierbaren - aus ihrer Sicht irritierenden Getöse respektive abgespaced Strukturlosen ohne unmittelbar nachvollziehbare Melodie - ca. 10 Sekunden ihrer vollen Aufmerksamkeit widmet und die Kanadier daraufhin mit Aussagen wie "Was ist denn das?" - "Und sowas gefällt dir??" - "Aber das ist doch keine Musik?!?" unfreiwillig zu adeln beginnt...
( - sorry, mum.... !)

Um mir nicht noch einen schiefen Eindruck aufkommen zu lassen: sie generieren natürlich auch Unmengen an veritablen, wirklich tollen Melodien.
Ehrlich.
Zum Anfixen des mehr und mehr um sich greifenden Godspeed-Virus und als Einstieg für eventuell Interessierte empfehlen würde ich GYBE!'s bislang letztes, von allen manchmal wirklich coolen, manchmal überflüssigen, manchmal störenden Samples befreites und trotz seiner opulenten Spielzeit von 75'00'' sehr homogenes, eigentlich durchweg geniales Werk "Yanqui U.X.O.". Ein wahrlich gewaltiges Epos! Fantastische Kompositionen! Oder, wie selbstverständlich, ihr Sensationsdebut "f#a#infinity": nicht ausschließlich, aber alleine schon wegen den unglaublich tripigen Passagen bei "the sad mafioso...", "dead metheny", sowie dem kontemplativen Ausklang "string loop manufactured during downpour...", welcher jedem, der den entsprechenden Wagemut gepaart mit nonchalanter Lässigkeit aufbringt sich davon mitnehmen zu lassen, einen unverzüglichen und unmittelbaren akustischen Eindruck dessen vermitteln dürfte, wie die materielle Schöpfung in ihrer Ganzheit sich wohl aus der Perspektive des zugrunde liegenden Quantenfeldes darstellen mag...

Das sollte man sich doch mal gönnen.

Das sollte man doch mal gehört und gesehen haben.

Grundsätzlich bleibt anzufügen, ist jedoch einfach alles von diesen wahnsinnigen Genies aus Montreal schlicht - Kult.

Wer GYBE! und deren Umfeld noch nicht kennt, kann sich auf deren offizieller Homepage informieren.

                               "...we're going...
                                                            ...we're going...
            ...we're going...

                                    ...we're going...
                                                               ...we're going...
            ...we're going..."

>>> Dann bleibt mir letztendlich Sigur Rós aus Island zu benennen, welchen alleine dieser Beitrag ja intentionell gewidmet war. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Formationen bildet der Gesang hier einen integralen, um nicht zu sagen zentralen Bestandteil der Musik. Die völlige Eigenständigkeit aller drei Bands mag zum Teil in den relativ exotischen Herkunkunftsländern begründet liegen, welche weit abseits aller trendsetzenden Kulturmetropolen angesiedelt sind, wodurch man weniger den aktuellen, zeitgeistabhängigen Modeströmungen, weniger Ablenkung und Beeinflußung von Außen ausgesetzt ist und mehr auf sich selbst, sowie die abgeschiedenen Reize seiner Heimat zurückgeworfen wird. Darauf werden Sigur Rós in Interviews immer wieder angesprochen und tun dies selbst auf ihrer Homepage kund (www.sigur-ros.com) mit den Worten "sigur rós hail from iceland, and rightly claim to bring you the beautiful landscape of their homeland with their music. its impossible to justify it with words, you have to listen to it to understand." Dem kann man sich nur anschließen. Ihre Musik gleicht einer Reise in ein verklärtes, wenn nicht gar in astrale Sphären aufgelöstes, einer zuweilen allzu harschen Realität enthobenes Island. Gelegenheit dazu bieten bisher drei Alben. Wobei das Ende der 90er zunächst - glaube ich jedenfalls - nur in Island erschienene und laut Homepage recht ambient-mäßige Debut "Von" (dt.: Hoffnung) die Erwartungen der 1994 gegründeten Band nicht erfüllen konnte, als eher enttäuschend beschrieben wird, mittlerweile wohl kaum mehr erhältlich sein dürfte und mir dem entsprechend auch leider noch unbekannt ist. Über diesen bedauerlichen Umstand trösten jedoch die beiden Nachfolger "Ágætis Byrjun" (2000; engl.: an alright start) sowie "( )" (2002) mit Leichtigkeit hinweg. Diese machten die Gruppe, welche momentan aus jón þor (jónsi) birgisson (vocals, guitars), kjartan (kjarri) sveinsson (keyboards), orri páll dýrason (drums) und georg (goggi) holm (bass) besteht, bei Musikliebhabern in ganz Europa zu einer festen Größe, belegt durch gut eine Million verkaufter Tonträger (was wirklich unglaublich viel ist, für solch unmodische und introspektive Musik!) und umgehend ausverkaufte Konzerte. Welche, wie ein Bekannter mir erzählte, auch schonmal in manch größerer Kirche stattfanden, was zusätzlich zu den sowieso schon völlig entschwebten Klängen dazu beitrug, den von ihm beneidenswerterweise beigewohnten Auftritt in eine völlig sakrale, weltenthobene Atmosphäre entrücken zu lassen. Selbst die kommerziellen TV-Musiksender spielen ihre zum Teil einigermaßen skurrilen Videos gelegentlich - wie etwa jenes formal durchaus kunstvoll, thematisch jedoch recht herb aufbereitete zum ersten Lied aus "( )", das sogar einen MTV-Award abhamsterte - und dies keineswegs ausschließlich in Nischensendungen wie "Spin" oder "Fast Forward". Ein Geheimtip sind sie somit also schon lange nicht mehr. Und das mit einem musikalischen Selbstverständnis, welches Lichtjahre entfernt von und über allen gängigen Kathegorisierungen (sogar einem solch weitschweifigen Feld wie der Rock- bzw. Pop-Musik) und dem üblichen Mainstream mit seinen Platitüden wie auch seiner austauschbaren Beliebigkeit existiert. Welches mit nichts und niemandem Vergleiche zuläßt. In einer nur aus sich selbst heraus erschaffenen, beseelten Dimension, bis zum bersten aufgeladen mit einer tiefenauslotenden Emotionalität, massiven und zugleich immens durchlässigen Intensität und unvergesslich aufglänzender Schönheit.

Müßte ich dies musikalische Selbstverständnis in einem einzigen Satz zusammenfassen, so würde ich mich darauf beschränken zu sagen, was hier zum Ausdruck komme, sei

der Inbegriff der Sehnsucht.

Es ist immer wieder ein erstaunend mitanzusehendes Phänomen, wie sehr man sich zu solch inspirativ trauriger, melancholischer Musik hingezogen fühlt. Wieviel Tiefe, Atmosphäre und eigenes Wiedererkennen sich da auftut. Wie viele seerosenhafte Blüten da aus dem stillen Weiher allgemein tendenziell eher negativ bewerteter Emotionen erwachsen und sich dem unverorteten Licht einer nicht blendenden Sonne entgegen strecken.
Wie Hermann Hesse einmal mehr formulierte: wenn er es rückblickend recht bedenke, wäre es ihm ebenso unmöglich, sich von seinen schweren und beladenen Stunden trennen zu können, wie von den heiteren und fröhlichen. Auch das Leid - gleichberechtigt der Freude - ist ein untrennbarer Teil von uns. Es treibt uns an, es läßt uns reifen, es definiert mit, was und wer wir sind. Die einzige real existierende Form des Todes ist demzufolge die Teilnahmslosigkeit.
In der Kunst erfährt unser bisweilen verspürter Weltschmerz nicht nur eine simple Spiegelung, sondern eine grundlegende Wandlung. Welch vielfältige Schönheit und auf das Über-Irdische hinausweisende Leuchtkraft durch dieses Medium in unser Dasein tritt, erfährt nur derjenige, der überhaupt in sich diese Gefühle erkennt und anerkennt.
Nun sind Sigur Rós eine Formation, welche die dunkle Wolke der Schwermut nicht versucht zu meiden, sondern sie durchwandert und bei sich selbst zu durchlichten weiß, um all den verlorenen Wanderern, Suchenden, Träumern dort draußen, deren Vielzahl ein Scheitern droht, da ihnen

ein bemerkenswert ausgeprägter,
grundlegender Mangel an Opferbereitschaft
gegenüber den Erfordernissen des Daseins

zu eigen ist (um mal den Euphemismus anzubringen, welcher Freund Ansgar so zu erheitern wußte...), einen Schimmer der Herrlichkeit von der anderen Seite der Nacht zu vermitteln und den schmalen Pfad dorthin aufzuzeigen. Der dem Leistungsprinzip abträgliche Weg aller den innerlichen geistigen Bereichen zustrebenden Individuen, welchen es nach einigen vergeblichen Anläufen und Versuchen zuwider ist, sich in fleischlicher Form für ihren körperlichen Unterhalt wortwörtlich verdingen zu müssen, von den gegebenen, festgefügten Umständen zur reinen Funktion heruntergewürdigt zu werden. Auf beiden Sigur Rós-Werken wird demzufolge eine eskapistische, traumhafte Gegenwelt entworfen, in welcher die Verwurzelung in der äußeren Realität unverleugnet bleibt, jedoch alles potentielle wie alles bereits erfahrene Ungemach sublimiert wurde, und das jene - in den derzeitigen Gegebenheiten leider nur temporal - dort Weilenden allenfalls wie eine ferne Erinnerung anweht. Eine Welt, ein Sanctuarium fernab aller hektischer Betriebsamkeit, welche die mühselige alltägliche Lebenserhaltung so mit sich bringt, fernab allen Lärmens auf diesem Ameisenhaufen Erde.

Safe and Sound.

Sie sind außergewöhnlich. Man spürt diese besondere Aura sofort und unmittelbar. Hier waltet der Geist des Authentischen, Wahren, Echten. Um eine solch inspirierte Musik erschaffen zu können, muß man einen weiten Weg gegangen sein. Allen Widrigkeiten zum Trotz konnten sich Sigur Rós ihren zweifellosen Optimismus, sowie ihren Glauben an einen Sinn und die letztendliche Wundersamkeit des Daseins bewahren.

Dieser findet seinen Ausdruck in ihren weitläufigen, betörenden, anderwelthaften Klanglandschaften, weitab von allem falschen, übertriebenen Pathos und süßlichem Kitsch. Klanglandschaften, welchen selbst solch schlichte und gleichsam machtvolle Adjektive wie "schön", "kunstvoll", "genial" oder "traumhaft" nur unzureichend gerecht werden können. Geschaffen werden sie nominell durch eine übliche, durchschnittliche Rockbesetzung, die allerdings nicht wie eine solche agiert und sich vermittelt, angereichert unter - vor allem auf "Ágætis Byrjun" - Hinzunahme von Streichern. Selbige sorgen unter anderem mit dafür, etwa aus starálfur einen der schönsten Songs aller Zeiten zu machen. Gelegentlich tragen andere Instrumente mit unerwarteten tonalen Tupfern zum Facettenreichtum bei, wie die zwölftonartigen Bläser beim experimentellen ný batteri, sowie dem mondscheindurchwirkten olsen olsen mit seinem leicht folkigen Einschlag und überraschend fröhlichen Chor gegen Ende. Der erste Musiker im Kern unseres Ensembles, kjartan (kjarri) sveinsson, hält sich mit seinen Keyboards an die Tugend der Dezenz und beschränkt sich zumeist auf stimmungsvolle Flächenlegung, welche er oftmals im mehreren aufeinander bezogenen Ebenen im Raum anordnet. Führungsmelodien sind selten, Soli erscheinen gar undenkbar. Seine Hammond schnurrt anmutig, grazil und hintergründig, kann jedoch gegebenenfalls auch zur orkanhaften Böhe geraten. Mit dem Piano übernimmt er demgegenüber auch schon mal eindrucksvoll die Hauptmelodie eines Songs und ist als einziger klassisch ausgebildeter Musiker in der Band für die obig erwähnten, das eine Mal zurückhaltenden, das andere Mal wiederum opulent aufwogenden Streicher-Arrangements verantwortlich. georg (goggi) holm bedient seinen Bass meist unauffällig songdienlich, bekommt allerdings an der einen oder anderen Stelle durchaus die Gelegenheit, über seinen Part als Rollenspieler hinauszureichen und offensiv an der Farbgestaltung des jeweiligen Klanggemäldes mitzuwirken. orri páll dýrason weiß seine Drums sehr variabel einzusetzen. Das Spektrum reicht von schweren, dunkel dröhnenden Pauken über meist slowes, der jeweiligen Stimmung nicht nur spielerisch, sondern ebenso klanglich angepaßtes Schlagzeug, bis zu sanft gestrichenen Cymbals oder völliger Stille. jón þor (jónsi) birgisson kann man attestieren, sich einen sehr eigenständigen E-Gitarrenstil angeeignet zu haben. Gar nur ein einziges Mal erklingt auf "Ágætis Byrjun" eine prägende, lyrische Akustikgitarre, nämlich beim Titelstück. Ansonsten sind auf dieser wie auf "( )" überhaupt keine stromlosen Sechssaiter mehr zu vernehmen. Die elektrische Gitarre wagt jedoch ebenfalls nur selten, nur vereinzelt einmal eine verspielt gezupfte Melodie, geschweige denn eine solistische Führung zu intonieren. Meist sorgt sie sich um Atmosphäre und Raumweite. Sie sirrt und changiert, fließt flächig dahin, erschafft zusammen mit Synthies, Hammonds und Streichern oftmals ein feinstoffliches, unendlich in seiner Ausdehnung erscheinendes kosmisches Netzwerk. jónsi streicht in eben dieser Absicht desöfteren mit einem Geigenbogen (!) über die Saiten seines Instruments (die Jungs von Godspeed habe ich übrigens in Verdacht, sich ab und an ebenfalls selbiger Technik zu bedienen), was ein flirrendes, ungreif- wie -faßbares Überall-und-Nirgends Gewebe entstehen läßt. Und dann erst sein Gesang... sein Gesang ... sein Gesang ...... (nein, die Phrase "muß man einfach selbst gehört haben" kommt jetzt definitiv nicht) .... genügte es euch, wenn ich mich damit versuchte aus der Affäre zu ziehen, daß solches noch niemals ein menschliches Ohr vernommen hat? Nein? Mir auch nicht. Mit seinem ureigensten Charisma reiht sich jónsi mühelos in die lange Reihe derjenigen Sänger & Sängerinnen ein, welchen es möglich war und ist, zum höchst möglichen Punkt des Seins und Empfindens hin aufzusteigen, das Antlitz der Sterne zu berühren und die bei ihrer Rückkehr mitgebrachte klangliche Vision einer ansonsten unerfahrbaren Dimension anderen Menschen zum Geschenk darzubringen. Zweifellos stellt jónsi's Ausdrucksfähigkeit - wenn auch das gesamte Klangbild von völlig eigenständiger Prägung zeugt - das hauptsächliche Charakteristikum von Sigur Rós dar. "Falsett" ist ein Fachbegriff, der einem unweigerlich in den Sinn kommt. Allerdings hier in meilenweiter Entfernung stehend, zum dabei sofort und schrill in die Vorstellung einfallenden schwülstig-carameligem Pop á la Bee Gees oder gar jenen schauderhaften, als auch immens klebrigen, mithin tausendmal wiederholten Refrains der deutschen Könige der Banalität innerhalb unserer modernen Trash-Kultur namens Modern Talking. - Sorry ... ich hätte diesen idiotischen und total unangemessenen gedanklichen Bezug erst gar nicht herstellen, sondern sogleich unterdrücken sollen. Jetzt ist es halt passiert. Aber man sollte diese, durch den obigen Begriff gefallene Assoziation unverzüglich wieder auslöschen. Denn im krassen Gegensatz zu so vielen anderen ausschließlich geschäftsmäßigen, halbherzigen, hohlen, schlicht armseligen Gesangsdarbietungen, vermittelt jónsi von ehrlicher, authentischer Menschlichkeit durchdrungene, wesenhafte Substanz. Es erstrahlt diese Wunderstimme überfließend von wahrhaftigen Emotionen, verletztlich und doch kraftvoll, träumerisch, dahingehaucht und doch von einer Intensität, daß dem Mitfühlenden schier das Herz zerspringen möchte. Melancholie, Traurigkeit, Sehnsucht, aber genauso Hoffnung, Zuversicht und die Lebendigkeit unverstellter, reiner Schönheit sprechen uns aus diesem stimmlichen Zentralgestirn, diesem lautmalerischen Vermittlungsorakel himmlischer Gestade, diesem Verbindungsmedium zum inneren Quell der Göttlichkeit.

Um die vorangegangenen allgemeinen Umschreibungen zu noch konkreterer Gestaltung gerinnen zu lassen, versuche ich in aller gebotenen Kürze und hoffentlich trotzdem einigermaßen angemessen, gedanklich das - inoffiziell von mir "Circle" genannte - zur Zeit der Niederschrift aktuelle Album der Isländer, mit dem Fragen stellenden Titel "( )", zu durchfliegen. Wenn ihr also folgen möchtet......

untitled # 1; 6'36''

...gibt als erste Single und Eröffnungssong sogleich den Blueprint vor für überwiegend das, was den Hörer in den folgenden zeitlosen einundsiebzig Minuten erwartet.

Null-Linie bei Dynamik.
Null-Linie bei Schwerkraft.
Hoher Ausschlag bei Atmosphäre.

Eine umgehend sich jenseits jeglicher denkbarer Skalen befindliche Emotionalität.

orri páll dýrason läßt seine Percussions schweigen. Dezente Streichersätze und eine in ihrer Schlichtheit umso wirkungsvollere Klaviermelodie prägen das Bild. Und natürlich jón þor (jónsi) birgisson, welcher bei untitled # 1 in seiner mittleren Stimmlage recht gleichmütig klingt, hier weder die Tiefen der abgründigen Verzweiflung auslotend, noch in geisterhafter Weltabgewandtheit schwelgend, sondern vielmehr so, als würde er einer alten und eben wieder zu Bewußtsein gekommenen Erinnerung an gemeinsam verbrachte, angenehme, anregende Stunden mit einem geschätzten, möglicherweise sogar geliebten Menschen nachhängen, welcher in der Gegenwart bedauerlicherweise durch Zeit und Raum von ihm getrennt und zumindest momentan unerreichbar ist.
Gegen Ende findet das Stück noch eine unerwartete Steigerung, mit Sternschnuppen-Sounds, zurückgenommenem und doch himmelwärts strebendem Gesang.

Herzzerreißend schön.

 

untitled # 2; 7'35''

...nichts anderes gilt für dies nachfolgende Stück. Eine anmutig gezupfte Gitarre, welche bei Nacht durch Strauch und Baum leise herüber schimmert, hintergründige Streicher, welche mondbeschienenen Silberwolken gleich durch das grenzenlose Firmament des innerlich-vergeistigten Kosmos segeln - und natürlich jónsi, die Stimme aus dem Lande der Feen, Elben und Seraphine, dem Reiche der Wunder und Verzauberung. Traumhaft entrückt. Nicht mehr dieser Welt angehörig. Schwerelos schwebend. Verströmte Schönheit.

Spätestens jetzt dürfte jedem klar geworden sein, daß eine solche Musik fast völlig am Verstand vorbei gehen muß. Dem Intellekt wohlgefällige Komplexitäten, technisch anspruchsvolle Spielereien und häufig wechselnde Stimulationen, darf ein Album wie "( )" mehr oder weniger schuldig bleiben, ohne im geringsten etwas entbehren zu müssen. Obwohl eigentlich jedes Stück, so wie gerade auch untitled # 2, desöfteren durchaus zu grandiosen, erhebenden Steigerungen sich aufzuschwingen anschickt, kann eine unangebrachte, eine gewisse Distanziertheit zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Wahrnehmendem und Wahrgenommenem mit sich bringende Erwartungshaltung, anhand der gewollten musikalischen Weitschweifigkeit Empfindungen, welche man landläufig unter dem Begriff "Langeweile" sprachlich zusammenfaßt, ohne weiteres und sogar recht zügig evozieren. Ihre überfließend vorhandenen internalen Reichtümer, ihre wirkliche edenianische Pracht offenbaren Sigur Rós nicht dem äußeren Betrachter, sondern dem Durchdringer des

K
               l
                          a
                                     n
                                             g
                                         r
                                   a
                            u
                       m
                 e
          s,

welcher
sich
erwartungs-,gedanken-
und haltlos,
sich
absolut
hinzugeben vermag.

 

 

untitled # 3; 6'28''

...beginnt sehr verhalten, mit verschlummerten Hammonds, und steigert sich durch eine mittig thronende, spiralförmig aufsteigende - wunderschöne! (wie häufig noch werde ich kaum umhin kommen, dieses Wort zu verwenden?) - Piano-Melodie getragen, in eine glühende instrumentale Berauschung, in glückselige Verzückung hinein, in völliges, unumschränktes Aufgelöstsein, in von jeglichen Anhaftungen befreites Einverstandensein. Ein fulminantes musikalisches Crescendo, welches gleich nach seinem kaum mehr auszuhaltenden Höhepunkt langsam beginnt abzuebben, ganz, gaaaaanz sachte auszuklingen und mehr und mehr der Stille anheim zu fallen.

Besondere Erwähnung verdienen sich zusätzlich jónsi's vielstimmige Gitarrenflächen, welche beständig an Intensität und Fülle zulegen. Die da glitzern und funkeln wie der atlantische Ozean vom einem stationären Orbit aus betrachtet, auf welchem sich die Strahlen der Sonne brechen und reflektieren, mit der Wasseroberfläche verschmelzend zu einem Sinn-erfüllenden blau-silbrig-goldenen, ins unendliche ALL hinaus leuchtenden Meer aus Glanz, das die gesamte Perspektive des Betrachters einnimmt, ihn in ehrfürchtiges Erstaunen versetzt, ihn schließlich vollkommen in sich einhüllt, ihn so sehr erfüllt, daß polare Begrifflichkeiten wie Innen und Außen unmittelbar jegliche Bedeutung verlieren. Alles was hier und jetzt nurmehr zählt, ist das Wunder des Augenblicks und das uneingeschränkte JA! zu Welt und Sein.

 

untitled # 4; 7'02''

Dunkel wummernde Becken. Die Hammond resoniert unaufdringlich im Hintergrund. Eine zuerst nur angedeutete Gitarren-Kaskade setzt ein, eiskristalline Melodiebögen werden majestätisch und dennoch so unendlich fragil, silbern durchlässig schimmernd, ans regenwolkenverhangene, atemlose Firmament gezeichnet. Nach einer Weile des Schwelgens gesellt sich eine Stimme hinzu, und jónsi klingt ruhig, sonor, beschwichtigend, beständig die selbe Zeile wiederholend, ganz so, als spräche er zu jemandem, der dringlich seiner Tröstung bedürfe. Zu einem kleinen Kind möglicherweise, welches gerade eben zum ersten Male in vollem Ausmaße erfahren mußte, daß unser aller Dasein auf Erden, unsere individuelle Bezogenheit auf Zeit und Raum nicht nur unbeschwertes freudvolles Spiel, sondern immer auch mit Leid und Abschiednehmen verbunden ist. Ein Kind möglicherweise, dessen mit ihm innig verbundenes Haustier verstarb, und dem jónsi nun versichert, daß seine Katze nur an einen anderen Ort gewechselt sei, und daß keine Trennung von einem anderen geliebten Lebewesen, so schmerzhaft und heillos sie auch anfänglich erscheinen mag, von Dauer sein könne.

Nach knapp fünf Minuten erfolgt dann ein kurzes musikalisches Break und überführt den Song in ein unsterblich schönes Finale, mit einer ergreifenden Melodie, in gemeinsamen Duett gespielt von kjarri's Piano und einem Glockenspiel, während im Hintergrund jónsi's Gitarre rauscht wie ein ferner Wasserfall. Sein Gesang wiederum transzendiert aufs Neue in seiner federhaften Leichtigkeit die membranene Begrenzungslinie zwischen Freud und Leid.
Und jónsi nimmt das Kind, uns, mich, in seine Arme und läßt alle die Hören und Sehen wollen, alle, die Fühlen können, in gedankenschnelle aufsteigen, in und durch die Bläue des Himmels, hin zu einem Platz, zu einem Punkt, von dem wir kamen, an den wir zurückkehren, den wir nie verließen.

An dem wir uns alle versammeln und wiederfinden.

 

untitled # 5; 9'52''

Stille.
Allumfassend.
Die Leere erwacht.
An der Schwelle des Wahrnehmbaren.
Schwingungen breiten sich aus.
Das Vakuum beginnt zu vibrieren.
Lebendigkeit beginnt sich sacht zu regen.

Eine ätherische Hammondtonfolge zerteilt, unmerklich fast, das unendliche Meer der Nacht.

Vereinzelte wehmütige Gitarrenstreifen verschmelzen damit, lösen sich schwerelos wieder vom anschwellenden Hauptstrom der Musik und durchglühen die unermeßliche Weite.

Fast bis zu völligen Stillstand verzögertes Schlagzeug ertönt, wie der Rhythmus eines Herzens, welches scheinbar jeden Moment verlöschen könnte, eine Ebene zurücklassend, um auf einer anderen Ebene seinen Rhythmus wieder aufzunehmen, die fließend-lebendige Bewegung eines unterschiedlichen, eines neuen Liedes mitanzustimmen, einen anderen, einen neuen Tanz bedächtig und doch variabel zu begleiten.

Dann ..... diese Stimme. Sie scheint aus den fernsten Winkeln der eigenen Seele zu stammen - oder doch zumindest in diese hineinzureichen. Einen derart sehnsuchtsvollen und zugleich bereits vollkommen feinstofflich-enthobenen Gesang konnte man auf Erden kaum jemals zuvor vernehmen. jónsi entschwebt auf den Schwingen seiner Stimme hin zu sakralsten, himmlischsten Höhen. Jedesmal, wenn er seine unirdischen Weisen anstimmt, gleicht es dem denkbar prachtvollsten Sonnenaufgang, gleich dem Erstrahlen zu einem neu gewonnenen Leben ... und wenn sie über die Horizonte des Schweigens hinwegstreichen, sich dahinter zerstreuen und langsam, unendlich langsam in sanften, schleiernen Bögen verwehen, scheint es, als zöge die Sonne auf ihrer Bahn wieder weiter, um andere Welten und Wesen mit ihrer Wärme und ihrer Helligkeit zu bedenken. Nicht jedoch, ohne im Vergehen mit einer Schönheit zu verzaubern wie die irdene Abendsonne mit ihren letzten Strahlen, welche golden durch das hell-grün illuminierte Laubwerk der Bäume filtern.

Mit anmutig aufleuchtenden Schleifen weithallenden Gitarrenwehs stimmt jónsi zu einem Duett mit sich selbst an. Der gesamte wogende Klang-Ozean umspült, umrahmt gleich einer monumentalen Aureole das Ehrfurcht gebietende Licht dieser beiden Stimmen.

Schon während des Ablaufes dieses transzendentalen Liedes, findet die Dynamik der Gezeiten leisen Einlaß in den ansonsten völlig gleichmütig vom Dies- ins Jenseitige und umgekehrt fließenden Strom der Musik. Gegen Ende schickt sich jedoch die langsam und doch unaufhaltsam sich steigerne Instrumentalsektion an, einen der höchsten Berge sinnlicher Ekstase vor dem inneren Auge aufzutürmen. Mit aufbrausenden Hammonds und Gitarren, letztere schließlich auf dem absoluten Gipfelpunkt mit kurzen, orgasmisch aufblitzenden Leads, wird man, wie ein welkes Blatt in einem Tornado, mit einer unerwarteten und dergestalt stürmischen und im selben Moment verzückenden musikalischen Energieentladung empor gewirbelt, daß man schließlich überzeugt ist, dieses spannungsdurchdrungene, gleichsam qual- und wonnevolle Sturmsegeln auch nicht eine Sekunde länger aushalten zu können, bevor es einen einfach nur noch zerreißt. Millisekunden, bevor es den plötzlich wieder spürbaren Körper, sowie die dem entfesselten Orkan völlig anheim gegebene, doch den sonst waltenden Kräften des Universums ins sich schemenhaft abzeichnende Gesicht lachende Psyche tatsächlich in ihre kleinstmöglichen Einzelteile zerstäubt, fügt das furiose musikalische Aufbegehren sich schließlich wieder dem gesetzmäßigem Schicksal einer jeden Erscheinungsform, ebbt ab und verklingt in die Stille hinein.

Welch ein Lied...
gleichend einem erdabgewandten Trip in die Geisterwelt.
Vom Leben zum Tod.
Vom Tod zur Wiedergeburt.
Welch ein Finale...
zurück bleibend schwebe ich in der Dunkelheit.
Im Überall und Nirgendwo.
Von aus der Mitte entströmender Freude erfüllt.

Stoff, Raum und Zeit werden als substanzlose Schatten wahrgenommen, deren Vorhandensein man in diesem Zustand des Bewußtseins nurmehr allenfalls spielerische Anerkennung zugestehen möchte.
Ansonsten findet es in sich selbst genüge, dies gegenstandslose, selige Da-Sein.

Wenn man denn überhaupt noch Metaphern bemühen sollte, nach diesem letzten steilen klanglichen Aufstieg, dann vielleicht jene des kontemplativen Sitzens auf dem Dach der Welt, auf einem selbsterschaffenen inneren MOUNT EVER-REST, astrale Landschaften überblickend ..... die einstige und nun gestillte Sehnsucht reflektierende Bergketten, welche schneebedeckt aus weiter Ferne herüberschimmern ... grüne, wiesenüberzogene und baumbestandene Täler, vom verkärenden Dunst eines leichten Frühnebels sanft verschleiert ... die von einigen wenigen weißen Wölkchen durchreiste Unermeßlichkeit des blauen Himmels ... das niemals erlöschende, nichtblendend strahlende Licht einer von vollkommener Göttlichkeit kündenden, ins alleinigende, überweltliche weisenden Sonne.......

 

untitled # 6; 8'49''

...schafft es unfaßbarerweise, das vorhergehende Schwindel erregende Niveau spielend zu halten. Am Anfang erbauen die Instrumente einen annähernd strukturlosen Klangraum, der einen in sich birgt, umgibt, einhüllt - bevor jónsi sich anschickt, seine Stimmbänder abermals mit Feenstaub zu benetzen, um, nicht ganz in völliger Substanzlosigkeit aufgehend wie zuvor, ein traumhaft-farbiges Märchenreich erklingen zu lassen. Einfach nur wundervoll, wie fragil, unangestrengt und dennoch kraftvoll er jede einzelne Note bis in ihre nuancierteste Schattierung intoniert und mit welcher Einfühlsamkeit jede dahinter bislang unausgesprochene Emotion bis in die feinste Verästelung erspürt und ihr Lebendigkeit einhaucht.

Zum guten Schluß explodiert das Lied dann geradezu, durch einen unerwarteten Übergang, hinein in einen haltlosen Reigen absoluter Freude und himmelhoch jauchzender Lobpreisung. Der Bass brummelt weiterhin, wie den ganzen Song hindurch untierhaft im Untergrund, während von diesem leichten Kontrast unbeeindruckt Gitarre, Piano und Vibraphon einen allenfalls noch in den allerschönsten Träumen der Erdenkinder vorkommenden, einen von allen Beschränkungen losgelösten, glückseligen, lichtdurchfluteten Melodientanz aufführen, dessen sich vollkommen außerhalb der alltäglichen Realzeit befindliche zwei Minuten alleine schon das Werden und Vergehen ungezählter Sterne und Galaxien sehen.

Als sich jónsi's nun grenzenlos jubilierende Präsenz schließlich mit diesem Klangfeld mischt, singend wie ein Engel, erahnt man nicht nur die gesamte Vollkommenheit und Ordnung eines sich in jedem seiner Details wiederspiegelnden Kosmos, nein, man vereinigt sich mit ihr.

 

untitled # 7; 12'52''

Eine Minute Sphärenharmonie.
Körperlose Gitarren- und Orgelschwaden fließen durch den Raum.
jónsi beginnt zu einem slowen Schagzeug ein Lamento der Verzweiflung von bis dato nicht gekannter Intensität anzustimmen.

Bei den lang gezogenen stillen Strophen klingt er wie eine von den zermürbenden Widrigkeiten und von den Schlägen des Lebens gezeichnete Person, welche sich erschöpft, müdegewühlt und am Ende ihrer Kräfte, ihrer Belastbarkeit angelangt, in die hinterste Ecke einer von Zwielicht und Schatten verhängten Räumlichkeit verkrochen hat, um von dort hervor ihr tiefes Leid zu klagen.

Mehrmals wogt die Welle des Klanges und der Gefühle tsunamihaft empor, gewaltig, gewaltig, g e w a l t i g tosend, die Flut der Gitarren schier berstend vor aufgestauter Energie und jónsi singt, nein, er schreit nahezu, die lauernden Dämonen verscheuchend, sich alle Bedrückung von der Seele........!

Gegen Ende wird dann sogar ein zwar immens spannungsgeladener, wie paradoxerweise ebenso gleichmütiger Schwebezustand erreicht, in welchem eine Einlenkung zur Versöhnung möglich erscheint, bevor wiederum brausende Höhen kathartischer Entladung erklommen werden.

Leer und vollkommen ausgepumpt bleibt man zurück, bereit, den Weg aus dem Lande des dunklen Stillstandes anzutreten, um erneut aufnahmefähig zu sein, für die Vielfalt der Erfahrungen und Möglichkeiten.

Eine sprachlos, jedoch alles andere als hoffnungslos machende Ode, über die bei jedem Menschen sich individuell manifestierenden Verwerfungen des Schicksals.

 

untitled # 8; 11'42''

.Das Stück beginnt so, wie wir Sigur Rós bislang kennen und lieben gelernt haben. Ruhig und traumhaft, in der klaren, reinen Luft gebirgiger Höhen fließt es dahin. Die Gruppe hat, wie es scheint endgültig, nach der fulminanten Läuterung zuvor, zu ihrem, zwischen den beiden in rastloser Bewegung befindlichen gegensätzlichen Polen bestehenden, unwandelbaren inneren Gleichmut zurück gefunden. jónsi nimmt uns abermals mit durch die Tore des Doppelregenbogens, auf die intuitive Pilgerfahrt hinein in Bereiche jenseits des Wandelvollen.

Doch dann - geschieht es ... zur Hälfte des Songs setzt ein Break ein, welches ein zwar nicht völlig unangekündigtes, jedoch schier unglaubliches, alles Bisherige erst einmal zu kontrapunktieren scheinendes, erschütterndes Finale zündet. Gewaltige solare Oberflächenprotuberanzen muten, im Verhältnis dazu, wie das Anschnippen eines simplen Zippo-Feuerzeuges an.

Der internale Kosmos gerät abermals in Bewegung.
Gleichend einem gigantischen Strudel über einem gewaltig saugenden Abfluss.
Ein transmigrativer Übergang beginnt sich zu öffnen.

Dunkle, schamanisch-trancehafte Trommeln und rauschende Cymbals bilden einen wurmloch-artigen Tunnel durch die Dimensionen, aus dessen Tiefen unvermittelt eine überweltliche Stimme aufleuchtet - allem Anhaften, allem Drange, allem sie umgebenden Wirbel enthoben, aus elysäischen Gefilden herüberscheinend.

Die Trommeln erlöschen und die Stimme füllt das gesamte Sein mit ihrem Lichte aus.

Jedoch...

langsam, aber unaufhaltsam, beginnen die Gesetzmäßigkeiten und Kräfte des Universums in Form einfacher, wiegender Gitarrenanschläge und eines beständig an Dichte gewinnenden Paukenrhythmus wieder zu greifen, der in voranpreschenden, komplexen Mustern durch Dunkelheit und Stille donnert, bis schließlich die aufgestaute Spannung ihren Punkt der kritischen Masse überschreitet und eruptiert in die haltlose, rasende perkussive Abfahrt durch einen gewundenen Eiskanal, in eine kosmische Achterbahnfahrt zurück in Raum und Zeit, hinein in die Ursprünge der göttlichen Tragödie / Komödie, hinein in die Entstehung dieses umfassenden und abenteuerlichen Schauspiels der Vielgestaltigkeit, hinein in eine Vermittlung dessen, wie es nur eine Sekunde nach dem Urknall wohl gewesen sein mag ... ein schamanischer Wirbel der Ekstase in triaxialen Schlagzeugkonfigurationen.

jónsi artikuliert sich inzwischen mit einer stimmlichen Intensität, welche das sinnlich Wahrnehmbare nahezu übersteigt. Er schwingt sich wieder einmal, jedoch auf gänzlich andere Weise als zuvor (zuvor?), zu vollkommener, sehnsuchtsvoller und zugleich -erfüllender, unendlicher Schönheit auf. Während es um uns herum zischt, brodelt und mit symphonischer Macht aufwallt, streben wir mehr und mehr der Auflösung zu, der Erlösung, dem Absoluten, dem Aufgehen im Lichte des Bewußtseins inmitten des Alleinigen.

Eine unsteigerbare Peak Experience.

Astraldämmerung.

Musik,
gleich
dem ersten
mit farbigem Leuchten
die Lebendigkeit grüßenden Blatt
an einem früh-herbstlichen Baum.

Musik,
gleich
dem letzten,
bräunlich-welken,
die Vergänglichkeit grüßenden
und zu Boden fallenden Blatt
von einem spät-herbstlichen Baum.

Musik,
gleich
dem sommerabendlichen,
fernen,
sehnsüchtigen
Rauschen
der Meeresbrandung.

Musik,
gleich
einer windbewegten,
wolkig-silbrigen,
winterlichen Vollmondnacht.

Musik,
gleich
den ersten richtig warmen,
sonnendurchfluteten
Frühlingstagen
im isländischen Husavik,
dessen auf den Spitzen
schneebedeckte Bergketten
eingerahmt werden
von der gemeinsamen Bläue
des Ozeans
und
des Himmels.
Dessen sanfte fjordnahe Hügel
übersäht sind
von einem Meer
wunderschöner violetter Blumen.

Musik,
gleich
dem verläßlichen,
regelmäßigen Rhythmus
der Natur.

Musik,
gleich
dem lebendigen,
wandelhaften Herzschlag
eines jeden
fühlenden
Wesens.

Musik,
gleich
dem pulsierenden Atem
des
Universums.

 

Wahre Sternstunden
philosophisch-romantischer Klangräume (Klangträume),
in welche die eigene Seele sich weitend,
in bisher vielleicht ungekannter Strahlkraft
aufzuleuchten vermag.....!

Dazu passend ein Bandname, zu welchem auf der Homepage nachzulesen ist: the name of the band, sigur rós, is actually the name of jónsi's little sister, except it's spelled sigurrós. she was born at the same time as the band formed. sigur rós translates to 'victory rose'.
Rose des Triumphes - was könnte diese wundervollen Klänge noch besser umschreiben als dieser Name, den ihre Schöpfer selbst sich gaben?
Na ja, okay, ich geb's ja zu, das ist nicht völlig korrekt ins Deutsche übertragen. Seht mir das bitte nach. Es ist im Grunde auch keine allzu große Divergenz. Siegesrose implizierte für mich halt eher vergangenheitsbezogen einen voraus gegangenen, zuvor ausgefochtenen Kampf, während das von mir bevorzugte Rose des Triumphes vorausschauend das triumphale Gefühl des letzendlichen Erblühens der Freiheit, des Einzuges durch die onyxgepflasterten Straßen der Traumstadt Celephais vermittelt und vorwegnimmt.
Allerdings scheint es aus meiner (unmaßgeblichen) Sicht eher unangeraten, mehr als dieses aus dem Isländischen übersetzen zu wollen. Denn zuweilen können Texte den aufgebauten musikalischen Stimmungen - zumal wenn diese schon länger ihren Sitz in der eigenen Vorstellung haben, noch bevor man überhaupt so recht zu realisieren beginnt, wovon da eigentlich gesungen wird - kontraproduktiv gegenüber stehen. Trotz meiner Vorbehalte, wenn ich sie halt schonmal 'rüberkopiert habe, sind hier zumindest einmal die Titel und dahinter die zugehörigen englischen Versionen von "Ágætis Byrjun"...

intro [no lyrics]
svefn-g-englar >>> sleepwalkers [englar = angels]
starálfur >>> staring elf
flugufrelsarinn >>> the fly freer
ný batterí >>> new batteries
hjartað hamast (bamm bamm bamm) >>> the heart pounds (boom boom boom)
viðrar vel til loftárása >>> good weather for airstrikes
olsen olsen >>> hopelandic
ágætis byrjun >>> an alright start
avalon [no lyrics]

Zwar bin ich sicher, daß jónsi durchaus interessante, lesenswerte Lyrics zu diesem Album verfaßte, die imaginative Qualität ihres Sounds und die lautmalerische Wirkung seines Gesanges wissen ihre ganz eigene Poesie indes noch eher zur Entfaltung zu bringen, wenn sie nicht von vorne herein mit Worten belegt und somit festgelegt werden, frei atmen können und intellektuell unbelastet vogelgleich durch die Phantasie des Rezipienten sich bewegen und zu ihrem dortigen, ganz individuellen Platz emporzuflattern vermögen.

Wie man beispielsweise die sich dezent aufbauende (und in einem überraschenden, Schwindel erregenden, raketengleich bescheunigenden Looping endende), zehnminütige, introvertierte symphonische Meditation auf "Ágætis Byrjun" mit good weather for airstrikes betiteln kann, wird mir bis auf weiteres ein Rätsel bleiben. Diesen leicht zynisch gefärbt 'rüberkommenden Ausspruch ließ ein isländischer Nachrichtensprecher während der Wettervorhersage beiläufig fallen, Bezug nehmend auf den zu dieser Zeit wütenden Balkankrieg, darauf, daß die aliierte Luftwaffe an jenem Tag mit guter Sicht für ihre Angriffe zu rechnen habe. Dies schien den Jungs von Sigur Rós bitter aufgestoßen zu sein und man dachte sich wohl, dem persönlichen Bedürfnis nach einem politischen Statement nachgeben zu müssen. Ob die Stelle dieses zu tun der Aussage angemessen ist, sei mal dahingestellt. Ich für meinen Teil bin jedenfalls in dieser Beziehung froh, daß hier nicht auf englisch oder gar deutsch gesungen wird. Nicht auszudenken, verstünde man jedes Wort. Offensichtlich bewegten die Band ganz ähnliche Überlegungen, denn auf dem nachfolgenden "Circle"-Werk beließen es jónsi und seine Freunde dabei, keine lyrischen Beigaben zu verfassen und ohne vorgefaßte, und dadurch zwangsläufig etwas einschränkend wirkende sprachliche Bilder, nur durch die puren, unmittelbaren musikalischen Harmonien und - Parallele etwa zu Lisa Gerrard - eine ergreifende lautmalerische Stimme den Hörenden mit auf die, durch Intuition geführte, mystische Reise zu nehmen...

Nebenbei bemerkt, macht es für mich persönlich im Grunde eh keinen großen Unterschied. Erzählte mir jemand, mit beiden Alben verhielte es sich genau umgekehrt (also "( )" sei isländisch und "Ágætis Byrjun" nicht), wüßte ich's nun auch nicht besser... Es stellt sich an der einen oder anderen Stelle sogar so dar, daß man glaubt, auf "( )" einige Wörter oder sogar ganze Sätze in englischer Sprache verstehen zu meinen. Hmmm...

Genauso wie mit den Texten, verhält es sich mit Interviews. Klar liest man gerne einmal was über Sigur Rós, über die Charaktere der Musiker, über die Hintergründe der Band und ihrer kreativen Hervorbringungen, möchte andererseits aber den Nimbus des Geheimnisvollen, die persönliche Legendenbildung nicht von überflüssigen, von außen kommenden Informationen beeinträchtigt wissen. Ja, man möchte eigentlich gar nicht darüber aufgeklärt sein, daß diese M...U...S...I...K tatsächlich von irdischen Wesen stammt, die profanerweise eine Nationalität, bürgerliche Namen und Adressen besitzen, und wider erwarten, wie jede andere von uns Spacken auch, mit menschlichen Fehlern und Bedürfnissen behaftet sind.

Aber nein, man muß diesbezüglich einfach der Realität ins triefende Auge sehen - diese zweifellos überirdischen Ursprungs erscheinenden Klänge stammen wirklich von ganz normalen - wenngleich mit außerordentlichen musischen Talenten gesegneten - Jungs aus einem sehr weit nördlich gelegenen europäischen Nachbarstaat und nicht, wie vorschnell in kindlichem Überschwang angenommen, von irgendwelchen Halbgöttern aus der uns nächstgelegenen Nachbargalaxie, haha....!
Gerade das, um mal wieder die Perspektive zu wechseln, läßt sie einem noch näher und menschlicher erscheinen.

Manche(r) könnte sich nach all dem mittlerweile fragen, was denn dieser Typ eingabetechnisch wohl eingepfiffen haben mag, um ein solches Zeug zu verzapfen...
Nun, meine Empfehlung - sollte ich denn wirklich eine geben wollen! - tendierte zu etwas Grünem, oder, falls nicht zur Hand, dürfte es genau so gut auch was Rotes sein.
Aber nein, wir wollen hier keinesfalls jemanden dazu animieren, irgendwelche Substanzen zu sich zu nehmen. Denn eigentlich sollte die Musik an sich bereits - wie aus obigen Beschreibungen unschwer herauszufiltern sein dürfte - Berauschung und Selbstüberschreitung zur Genüge hervorrufen.
Und wenn überhaupt, dann sowieso üblicherweise nur in milden Dosierungen. Denn man hat ja aus unguten Erfahrungen gelernt. Etwa, daß auf einen silvestrigen Rotkäppchen-Rausch zwangsläufig der neujährige Schneewittchen-Kater - wenn in einem ohnehin schwer zu tragenden Schädel plötzlich die Sieben Zwerge anfangen Mambo zu tanzen - folgen muß...

Soviel jetzt zu dieser, eigentlich völlig unangebrachten Abschweifung.

Was noch?

Tja, das Artwork ... darüber sollte man ebenfalls noch ein Wort verlieren.


Ágætis Byrjun


( )

Das Cover von "Ágætis Byrjun" zeigt - wie auf obiger Abbildung unschwer zu erkennen - einen Embryo dessen Nabelschnur ins Nirgendwo geht, mit wie zum Gebet gefalteten Händen und kleinen Engelsflügeln am Rücken. Hmm... schwer, da eine unzweideutige Interpretation abzugeben. Vom reinen Gefühlswert spiegelt seine verlorene Stimmung recht gut die Musik wieder; unsere eigene Zerbrechlichkeit und Kleinheit als begrenzte, körperliche Lebensformen - aber ebenso angedeutet unsere wesenhaft göttliche Abstammung. Im Innenteil sind noch drei weitere dieser sympathisch-karikaturhaften Bildchen - und auf einem davon sieht man, wie unser kindlicher Engel seine Himmelfahrt antritt...

"( )" gibt sich auf den ersten Blick optisch noch weit kryptischer. Denn alles, was einem an die Hand gegeben wird, ist das schlichte Sinnbild des Covers, auf dem zwei Halbkreise einen Vollkreis ergeben. Möglicherweise könnte damit die beglückende Ergänzung in der Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau angedeutet sein ... oder auch der umfassende Entwicklungsweg der Einzelseele, von ihren Ursprung zu ihrem Ursprung. Der Kreis war in vielen Religionen schon immer eine beliebte und stimmige Metapher für die Vollkommenheit. Man denke beispielsweise an das chinesisch-taoistische Yin / Yang-Symbol, den christlichen Heiligenschein, das buddhistische Mandala, den astrologischen Tierkreis. Selbst in der ausschließlich mit abstrakter Logik operierenden Disziplin der Mathematik bildet der Kreis das Zeichen für die Unendlichkeit - ohne Anfang und ohne Ende. Außerdem nimmt alles wesentliche im Universum ganz natürlich und selbstverständlich Kreisform an: Atome, Moleküle, Zellen, Planeten, Sonnensysteme, Galaxien...
Der ausdehnungslose Punkt, entwickelt im dimensionalen Kreis. Es ist ein kraftvolles Gleichnis für die letztendliche Einheit aller Gegensätze und allen Seins.
Auch dafür, wie alle fortschreitende Bewegung zwangsläufig ihrem einstigen Ausgangspunkt zustrebt. Genau dies meinten wohl Pink Floyd, als sie sinngemäß in "Us And Them" so schön formulierten:

"Up and down...
and in the end
you'll realize
it has always been
round and round"

sigur rosEine artwork-spezifische Frage bleibt allerdings offen. Die, nach dem schlafwandelnden Jungen mit der Schiebermütze. Auf der Rückseite von "Circle". Damit soll es, wie ich hörte, eine besondere Bewandtnis haben. Die sich meiner Kenntnis entzieht. Vielleicht weiß ja ein(e) Leser / Leserin dieser Zeilen, was es mit dem kleinen Burschen auf sich hat....?

So, es bleibt mir ausblickend nur noch zu hoffen, daß ihr Leser meine ungezügelten textlichen Ausschweifungen nicht als zu anstrengend, gebetsmühlenartig, übertrieben oder inhaltlich überfrachtet empfandet. Ich denke, Fans von Sigur Rós oder GYBE! werden's auf jeden Fall zu schätzen wissen. Daß ihr es offensichtlich bis hierher geschafft habt, ist für mich jedenfalls schonmal gleichbedeutend einer überreichten Rose des Triumphes.

Dank und Respekt!

Zum krönenden Abschluß fiel mir vor kurzem ein wie selten passender Spruch in die Hände. Zwar wiederum nicht von Sigur Rós selbst, sinnigerweise jedoch von geistig Verwandten, nämlich unseren Freunden von Silver Mt. Zion, welche in einem einfachen Satz vermittelten und auf den Punkt brachten, was mir selbst auch nach der stattlichen Distanz von nunmehr annähernd zwölf Jahren schreiberischen Herum-Geeieres, nicht gelang derart pointiert auszudrücken:

Hearts in need
make symphonies.

 

...und Gott begann zu weinen
und eine Flut goldener Tränen
ergoß sich über die Welt,
welche mit einem Schauer
die Herzen der Menschen streifte,
ihre irdene Kleinheit und Armut umwogte,
ihre bedrückende Trauer hinwegspülte,
ihre tiefverwurzelte Sehnsucht
nach dem Höchsten freilegte,
und sie schließlich mit der gnadenreichen Ahnung
allumfassenden Glückes,
und leise aber beständig hervorströmender
himmlischer Freude
erfüllte.

Es ward Friede.

Gleichmut.

Seligkeit.

 

...und Gottes Kinder spielten

Sein und Ihr

Großes Spiel

fortan auf

den Feldern der

Unbedingtheit,

immerdar sich wandelnd,

bis in alle

Ewigkeit.

 

 

 

 

- nach einiger
vorlaufzeit
von heiko
verbal
ausgebrütet
in den zuweilen
bedrückenden
monaten
oktober
november
dezember
des jahres
zweitausenddrei -

 

 

Layout: Martin
Mangels
größerer
Inspiration
von der
Sigur Rós
Homepage
geklaut