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Dave Bowler & Bryan Dray "Genesis - Die Biographie" (1992)

All jenen unter euch Musikfreaks, welche die Geschichte und Entwicklung der vielleicht wegweisendsten Band der Siebziger nachvollziehen möchten, dem Urbild und Vorläufer der meisten Neo-Progressive-Rock Formationen, welche wir heute so schätzen und lieben, und die während der Achtziger vorbildhaft zeigte, welcher Art anbiedernder Singles es bedarf, um den wirklich großen Musikmarkt zu knacken und die Charts zu beherrschen (naja, es sei ihnen gegönnt, zumal die entsprechenden Alben schon etwas Substanz aufweisen konnten), darf ich diese detailreiche, äußerst lesenswerte, mit viel investigativer Kleinarbeit recherchierte Bio wämstens empfehlen! Die einzelnen Phasen von den frühesten Anfängen Ende der 60er bis hin zu dem zwanzig Jahre und Abermillionen unter's Volk gebrachter Platten späteren "We Can't Dance", wie auch die Werke an sich werden recht detailiert in all ihren Aspekten beleuchtet und selbst die eine oder andere, wie selbstredend zu erwarten sehr dezente kritische Einschätzung, wird nicht verschwiegen. Dieses zu unterschlagen hätte zwar ein unbeflecktes reines, aber genauso ein recht unglaubwürdig gezeichnetes Bild ergeben.
Nun, und die restlichen neunziger Jahre sind denn im Falle Genesis eh' nicht mehr der Rede wert. Die Solowerke des umtriebigen Phil Collins oder Mike Rutherford und seine Mechanics machen es einem bemerkenswert leicht, selbige mit Nichtbeachtung zu belegen. Inzwischen sollten die Jungs sicherlich auch mehr als bereit dazu sein, den verdienten Lebensabend auf Mallorca endlich anzutreten... 

Kritisch zum Buch selbst anzumerken komme ich allerdings nicht umhin, die penetrante und unschöne, fast schon infantile "meine-band-ist-die-beste" Verächtlichmachung alles anderen, was in den 70ern Rang und Namen hatte; von den weltfremden und aufgeblasenen Yes, den musikalisch egomanischen Emerson, Lake & Palmer, über die öden Langweiler von Pink Floyd, bis zu den prätentiösen und überfrachteten Jethro Tull und King Crimson!!! Da kann sich nun wirklich niemand darüber beschweren, nicht erwähnt worden zu sein. Ein jeder bekommt lässig -wenn auch nicht wortwörtlich so, wie von mir eben aus dem Gedächtnis formuliert- so nebenher im Vorbeigehen eins reingerieben. Da mir jedoch ein freundliches und nachsichtiges Naturell zu eigen ist, kann man über solcherart parteiische und tendenziell hämische Entgleisungen leicht hinwegsehen. Es sind auch derer nur wenige Stellen zu ignorieren eines ansonsten inhaltlich wie stilistisch einwandfreien, um nicht zu sagen superben Schriftwerkes über ein außerordentliches Stück entdeckenswerte Musikgeschichte.

- Heiko - 07/01