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RED SKY COVEN - 27. Januar 2001 - Gelsenkirchen/Kaue

Um 20:10 h betraten Joolz, Brett. Selby, Justin Sullivan und Rev Hammer die Bühne; überraschte Gesichter, ebenso überraschtes Lachen beim Anblick von Justin: gerade ist 'seine' Band 20 geworden, da kehrt er zurück zu der Frisur aus Anfangstagen, dem 'Iro' ;-) Er sah fast so aus wie auf dem Inlay zur Vengeance. Wer weiß, vielleicht hat er beschlossen, mit seinen Frisuren einfach wieder von vorn zu beginnen.. dann wäre das nächste wieder eine Langhaarfrisur ;-)

Die anderen nahmen rechts am Tisch Platz, während Joolz - mit Jeans, T-shirt und Pferdeschwanz - wie immer als erste ans Mikro trat um uns a) aufzufordern, alle Handys und sonstigen technischen Geräte auszuschalten, uns b) zu erklären, was nun - in English - passieren wird (the show will be in two halfs...) und um uns c) wortreich und dergestalt, daß der Betreffende wieder mal die ände über dem Kopf zusammenschlug, den ersten Künstler des Abends anzukündigen, the Frank Sinatra of Folk Music: Reeeev Hammer.

Rev, schwarze Hose, schwarzes Glitterhemd, noch schlanker als vor 2 Jahren, mittlerweile ja auch Vater zweier Kinder ;-) , begann mit 2 Songs, die ich bereits kannte: Drunkards Waltz, ein Liebeslied, das sich mit einer großen schlanken, vollbusigen, langhaarigen blonden Schönheit und mit einem versoffenen Folksänger beschäftigt. Uns blieb es überlassen, zu raten, wer von beiden Rev wohl ist ;-)

Dann erzählte er von Devon, wo er nun wohnt, von den Schafen dort, die ja vor 2 Jahren noch eine wichtige Rolle in der Show und in seinem Leben gespielt haben. Mittlerweile hat er diese Phase durch geduldige Hilfe eines Therapeuten aber überwunden - sagt er. Der Song, in dem eben keine Schafe vorkommen, war Ole Welsh soul. Dann, endlich, die erste seiner berüchtigten Geschichten - der Weg ist das Ziel, erinnert euch ;-) - die natürlich auch in Devon spielt: Ein Farmer hat eine preisgekrönte Kuh, wunderschön geformte Beine, groß dunkelbraune Augen, lange schwarze Wimpern, eine wahrhaftige Schönheit. Eines Morgens jedoch kommt die Farmersfrau herunter und findet die Kuh tot vor! Entsetzlich!

Sie kann nicht anders, holt das Gewehr und erschießt sich, so daß ihr Körper neben der Kuh tot zu Boden sinkt. Wenig später findet der Farmer seine geliebte Kuh tot, daneben den leblosen Körper seiner Frau. Was zu viel ist, ist zu viel: auch er erschießt sich. Und nein, die Story hat, wie bei Rev üblich, noch lange kein Ende: der älteste Sohn sieht das Desaster, aber, um dem ganzen mal eine neue Richtung zu geben, beschließt er, sich nicht zu erschießen, sondern sich im nahegelegenen Teich zu ertränken.

Kaum in den Fluten, taucht eine Meerjungfrau auf (da fragt sich der geneigte Zuhörer: was macht eine Meerjungfrau bloß in einem Teich, weit abgelegen von jedem sich bietenden Meer?? ;-) ). Das Wort versucht er dann auch gleich auf deutsch auszusprechen, sehr begabt, obwohl er meint, er habe 8 gigs dafür benötigt, es einigermaßen hinzubekommen ;-). Joolz meinte schon am Anfang, die neu gelernten Worte auf deutsch würden durch die Show wandern und hier und da mal auftauchen, so geschehen ;-)

Revs Stimme rutschte dann auch ein paar Oktaven höher, als er als Meerjungfrau dem ersten Bruder den Vorschlag macht, die Familie zurückzuholen - wenn er denn bereit ist, 5 x mit der Meerjungfrau Sex zu haben. Sohnemann ist natürlich einverstanden - leider macht sein Herz nicht mit, es versagt bei Akt Nr. 3. So ein Pech. Daher: Sohn Nr. zwei, gleiche Geschichte, nur wird unsere Meerjungfrau etwas gieriger, klar, es ist ja auch einer mehr, der tot ist: sie will 10 Mal Sex. Leider kommt auch Sohn Nr. 2 nicht bis zum Ende, wenn sein Herz auch bis zum achten Mal durchhält. Aber knapp vorbei ist auch daneben, weshalb auch Sohn Nr. 3 noch mit der Meerjungfrau die Details der Wiederbelebung besprechen muß - sie will 15 mal, er will 20 (oh, eine Wendung! ;-) ), oder noch besser 30 mal.. aber - plötzlich hält er inne - woher soll ich denn wissen, daß Du nicht mittendrin schlappmachst - wie die Kuh.... fragt er.

Tja, wie gesagt: der Weg ist das Ziel ;-)

Danach ein Lied, das ich noch nicht kannte, das mir aber sogar gefallen hat - eigentlich sind Rev's songs ja nicht so mein Ding: 'the thief and the fisherman's daughter (vermute ich mal)'. Das letzte Lied wurde unterstützt von Brett Selby - schwarze Hose, schwarzes T-shirt mit irgendeinem Bildchen vorn - an der bass guitar: Paling of the moon.

Auf Rev folgte, wie immer, Joolz, die wieder zurückkam auf die Handys: Was haben wir nur früher gemacht ohne diese Dinger? Das Leben war ruhig, langsam, bedächtig.. lang ist's her. Am faszinierendsten findet sie an Handys, daß deren Besitzer vergessen, daß sie nicht alleine sind, wenn sie damit telefonieren: private Dinge werden lauthals in der Öffentlichkeit ausdiskutiert - für sie als Schriftstellerin und gerade in einer Stadt wie Bradford, in der nichts bis gar nichts passiert, ist dies oft genug ein Grund, im Bus ein paar Haltestellen weiter zu fahren, um das Ende eines solchen Gesprächs mitzubekommen ;-).

Eine weitere Geschichte hierzu fiel ihr ein, die uns erstmal zum Glastonbury-Festival führte, in einem der seltenen Jahre, in denen es mal nicht wie aus Kübeln gegossen hat - deshalb erinnert sie sich auch noch so deutlich an dieses Festival...

Sie erzählte von einer ihrer Bekannten, Dicken (?), die sie dort getroffen hat. Dicken ist wirklich sehr nett, wie sie sagt, aber (Pause), sie ist HIPPIE! Wer Joolz schon mal über Hippies hat erzählen hören, weiß, was nun folgte, es war genial: Dope, Espandrillos, Fransen, seltsames Parfüm, das dafür sorgt, daß man Hippies schon von weitem riecht, die Mutterlosigkeit von Hippies (sie wachsen auf Festivals aus dem Schlamm ;-) Es muß so sein, sonst wüßten sie nämlich, daß man mit Parfüm etwas sparsamer umgeht.. ;-)), es war göttlich ;-). In jedem Fall hat diese Dicken halt manchmal das Bedürfnis, Joolz, Justin, Warren, Rev, Brett und wen immer sie sonst noch erwischen kann, in ihre Hippie-Anwandlungen hineinzuziehen. Warren sei übrigens trotz der langen blonden Haare nicht die Person aus Revs erstem Song... ;-) .

So auch diesmal. Sie wollen nie, aber Dicken hat irgendeinen Trick - geheime Hippie-Magie, Raum-Zeit-Falten, wer weiß? Daß sie sich genau dort wiederfinden, wo Dicken sie haben will: never underestimate a hippie ;-). Diesmal ging's jedenfalls darum, einen tollen Baum zu umarmen... ;-). Und trotz der anfänglichen Proteste fanden sich Joolz und Co. beim Tree Hugging wieder... und fanden es erstaunlich, ruhig, entspannend, friedlich... bis Warrens Handy in einer Wahnsinnslautstärke anfing zu klingeln. Alle, Baum eingeschlossen, waren kurz vor einem Herzinfarkt! Und es war - Warrens Mutter, die irgendwie gerochen hat, daß ihr Sohn auf dem Weg zum 'Hippietum' war. Nein, Mum, ich tu grade nichts bestimmtes, sagte Warren, während um ihn rum alle grinsten und 'tree hugger, tree hugger' wisperten ;-) . Tja, manchmal können Handys also auch Leben retten ;-))).

Die erste Geschichte, die Joolz vorlas, war 'Under the bridge'. Danach bat sie Justin an den Synthesizer. Sie erzählte als Einleitung zur nächsten Geschichte, daß Justin ein Studio im Rotlichtviertel von Bradford hat, klar, Miete ist dort halt ziemlich billig. Anfangs waren sie geschockt von den Mädchen, die dort auf der Straße standen, vor allem, wenn sie noch so jung waren, 14 oder noch jünger. Aber, wie so oft, gewöhnt man sich an den Anblick, bis man ihn fast gar nicht mehr wahrnimmt. Das war wohl auch Tenor der folgenden eschichte, die sie geschrieben hat, als sie irgendwann, nachts um vier, dort ein junges Mädchen gesehen hat, das unter einer Straßenlaterne 'hopscotch' (sie erläuterte: Himmel und Hölle) spielte. Ob die Geschichte nun Shell(ey) hieß wie das Mädchen, oder wie das Spiel, oder 1,2,3, so wie es anfing, weiß ich nicht. Es ging jedenfalls genau um ein solches junges Mädchen, das nachts auf seinen Stiefvater wartet und währenddessen - 1,2,3, - Himmel und Hölle spielt. Sie denkt über ihre Vergangenheit nach, über - 4, 5,6 - ihren richtigen Vater, über ihr 'Mischlings'-Äußeres, über ihr Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Dave. Sie wird übrigens sehr ähnlich beschrieben wie Lily in Joolz' Buch Stone Baby. Sie läuft jedenfalls dem Auto ihres Stiefvaters entgegen - 7,8,9 - als er endlich auftaucht. Dieser aber, nachdem er gesehen hat, wie wenig sie verdient hat, schickt sie - 10 - wieder auf die Straße und das Spiel beginnt von vorn... she doesn't care, she's used to it. Wenn die Einleitung nicht gewesen wäre, wäre erst hier klar geworden, was ihr 'Dad Dave' ist und warum sie mitten in der Nacht auf ihn wartet. Eine neue Geschichte übrigens.

Danach folgte Justin: Family Life (How did they do this to you ), anschließend an Joolz' Geschichte. Danach - ich liebe es! - Changing of the light. Justin sah übrigens irgendwie merkwürdig aus mit seinem Iro, den diversen Silberschmuckteilen und dem schwarzen Anzug, ein ziemlich krasser Gegensatz. Er wirkte sehr ernst und irgendwie aggressiv oder genervt? Er ist ohnehin niemand der wie Joolz oder Rev irgendwelche Witzchen macht, er ist eher der ernste, wütende, was ja auch den Reiz von RSC ausmacht, daß die Charaktere so unterschiedlich sind oder doch auftreten und doch so gute Freunde sind. Heute aber wirkte er besonders wütend und kompromißlos. Oder?

Danach erzählte er ein wenig über seine Erkenntnisse über die deutsche Politik, insbesondere über Joschka Fischer und daß politisches Engagement wichtig für jeden einzelnen ist: Snellsmore Wood. Ebenfalls politisch ging's weiter, er redete über da 'europäische Problem', daß vielerorts scheinbar eine kleine Stimme flüstere: 'there's too many foreign people' und daß Europa, vor allem, wenn man einmal im Flughafen hinter die Kulissen gesehen hat und Familie nebe Familie sieht, die einreisen will aber nicht darf, immer mehr wie eine Festung wirkt: Fortress Europe. Wollen wir wirklich in einer Festung leben, die Mauer aus Berlin um uns herum neu errichten?

Higher Wall.

Danach erzählte er, daß er einmal songs über das Meer geschrieben hat, genug für eine ganze Platte, die er aber niemals aufnehmen wird. Dafür gibt's bei jedem RSC- oder Solo-Gig ein neues Lied aus dieser Kollektion; diesmal gab's mit Unterstützung von Brett und Rev Twilight Home. Hat mich offen gesagt beim ersten Hören nicht so sehr begeistert.

Dann war es 21:40 h und es gab 15 Minuten 'Erholungspause'.

Pünktlich um 21:55 h ging's weiter. Joolz erzählte von zwei Leuten, die zwischendrin Amerkungen hatten: ihr eigenes Handy - natürlich hat auch sie eins - spielt als Melodie Vengeance, hat Justin ihr programmiert, sei doch wahrhaft romantisch ;-).

Und jemand hat sich beschwert, daß es ja wohl nicht ginge, Rev mit Sinatra zu vergleichen, schließlich sei letzterer tot und überhaupt. Also machte Joolz die Ansage nun noch einmal neu: Ladies and Gentlemen, the Ricky Martín of Folk Music: Rev Hammer. Rev's Kommentar: Friends - who needs them? ;-).

Und: er wolle nicht Ricky Martín sein, dann schon lieber David Hasselhoff.. hatten wir das nicht erst beim letzten Mal? ;-).

Das erste seiner Lieder ging zunächst mal um eine Hochzeit, Titel: unbekannt. Vielleicht ja wirklich: The wedding. Dann erzählte Rev von seinen Kindern, insbesondere seinem dreijährigen Sohn, der zur Zeit als liebstes: warum? fragt. Im übrigen macht er sich Sorgen um die deutsche Bevölkerung.. wann immer er auch fragt, ob Leute aus dem Publikum Kinder haben.. es sind höchstens ein oder zwei.. wo soll das hinführen? ;-).

Zurück zum fragenden Kind: es fragt so zum Beispiel, warum Rev denn sein Vater ist und was diverse Tiere denn so fressen, unter anderem Kühe.

Selbige haben scheinbar die Rolle der Schafe eingenommen auf dieser Tour.. Grass, antwortet Rev, was sonst? ;-)

Eines Tages kommt er heim, völlig gestreßt von einem anstrengenden Tag im Studio, und will sich mit Hilfe des Inhaltes seiner 'geheimen Blechdose' entspannen. Er stellt jedoch zu seinem Entsetzen fest, daß die Dose leer ist.. schon? Ups. Da kommt ihm ein Verdacht und er ruft nach seinem Sohn. Kinder in diesem Alter können nämlich eines nicht: lügen. "Sohn, weißt Du, was mit den Blättern in dieser Dose passiert ist, hast Du sie genommen?" "Ach das Gras?" Entgegnet Sohnemann. "Ja, das hab ich an die Kuh verfüttert." Schade ;-)))

Rev zufolge war nämlich dies und nichts anderes der Beginn der 'mad cow disease' ;-) Die Kuh hat ihre Verrücktheit (Strohhut, Sonnenbrille, Reggae) dann übrigens an eine andere 'blöde Kuh' weitergegeben: Maggie Thatcher, wie sollte es auch anders sein? ;-)

Danach bat er - recht unhöflich - Brett und Justin auf die Bühne, die ihn schlichtweg ignorierten, bis er höflicher wurde und ihre vielfältigen Talente lobte: 'Künstler halt'. Danach machte Justin dann - versehentlich? - sehr häßliche Töne auf dem Synth, was Rev mit dem Kommentar quittierte: 'Hab ich 'begabt' gesagt?' Brett lachte sich schlapp, Justin spielte ein Jingle, was Brett noch mehr zum Lachen brachte und Rev äußerte Bedenken, ob es ihnen denn wohl noch gelingen würde, den folgenden Song anzufangen, geschweige denn zuende zu bringen... Aber es gelang: Jack o' Green, der heidnische Name des Frühlings(geistes), der Jack Frost vertreibt.

Danach spielte er mit Brett 'Spanish Lullaby', geschrieben in Marokko, aber in Erdkunde war er noch nie so gut ;-). Mittendrin hörte er auf, erzählte, er wolle eigntlich gerne eine Band und suche noch weitere Mitstreiter. In Osnabrück hätte er schon jemanden gefunden, eine Frau natürlich, die nackt bei ihm Flöte spielen wollte. Und jetzt suche er halt noch ein paar mehr. Spot auf das Publikum und Befragung desselben: if you would join my band, what would you like to play? Am besten war der Typ, der Digeridoo spielen wollte, aber _nicht_ nackt.. das 'Nicht' hat Joolz dann später in ihrer Zusammenfassung komplett ignoriert ;-).

Danach gab's noch einen Song mit Publikumsbeteiligung: clapping in time mit 'clap-meister' Justin und vorherigem 'are you ready'?. Wie der song hieß, kann ich nur raten: Why don't you take it easy?

Dann war wieder Joolz an der Reihe, die in dieser Runde ältere Sachen vorlesen wollte: mit Brett's Unterstützung begann sie mit 'Ambition', sehr schön und atmosphärisch. Danach philosophierte sie über ihre Karriere und darüber, daß sie mit 16 zum ersten Mal auf einer Bühne stand. Und jetzt sei sie alt, man könnte sich das gar nicht vorstellen, wenn man 16 oder 18 ist, aber man verwandelt sich in seine Eltern eh man sich's versieht - Joolz in ihren Vater, weil sie sich soooo angestrengt hatte nicht wie ihre Mutter zu werden und bei diesen Bemühungen ihren Vater irgendwie vergessen hat ;-).

Zurück zu den Auftritten: Am Anfang ihrer Karriere wurde sie mal zum Brighton Literature Festival eingeladen, wow. War natürlich toll für sie, dort zu Beginn ihrer Karriere als opening act aufzutreten, in solch einer upper-class-Gegend... Sie waren mit dem Auto unterwegs, waren spät dran, so daß sie sich im Auto umziehen mußte - damals aber war das nicht so einfach, wie es vielleicht jetzt gewesen wäre, damals war sie die 'Queen of Goth', der 'Übergrufti', wie sie selbst sagte und das machte das Umziehen im Auto nicht gerade leicht ;-) Naja, irgendwann war der lange, enge Rock, das Mieder, die großen, spitzen Stiletto-Boots dann angezogen, die Haare toupiert, das schwarz/weiß/rote Make-up aufgetragen, uff. Sie kamen an und Joolz hatte keine Zeit mehr, sollte direkt auf die Bühne, was sie ganz gelassen mit dem Ausspruch: no problem, I'm a professional artist' kommentierte. Fehler! ;-) Der Veranstalter war erleichtert, hatte er doch den Lord Mayor of Brighton nebst Gattin und diverser Anhänge in den ersten Reihen der mit ca. 300 Personen gefüllten Veranstaltungshalle sitzen. Sie ist dann direkt auf die 'Treppe' zu, mußte aber, als sie mit ihren großen spitzen Schuhen drauftrat, feststellen, daß es sich mitnichten um eine Treppe, sondern um zwei aneinandergeschobene Kisten handelte - und blieb hängen, fiel der Länge nach auf die Bühne, auf das Gesicht, platsch. Dies vor dem Lord Mayor und 300 schweigenden Leuten. Tja, was tun? In solch einer Situation betrachtet man sich oft von außen - nebst der Tatsache, daß man am liebsten im Boden versinken möchte ;-) Sie wollte aufstehen und weitermachen - aber: sie kam nicht hoch: enger Rock, Stilettos, Problem ;-). So zappelte sie also eine Weile, bis jemand aus dem Publikum den Fehler machte, Blickkontakt aufzunehmen: 'come here, help me up!' Er kam.

Und: er war der kleinste, winzigste Mann, den Joolz - selber nicht gerade klein - je gesehen hatte (war das nicht letztlich noch Ice-T?? ;-)) . Tja, sie kämpften also eine ganze Weile, lachten Tränen, bis sie endlich wieder stand - und das Publikum schwieg. Danach las sie, als sei nichts gewesen, ihre Geschichten, der Veranstalter war beeindruckt, schickte sie in die Garderobe, wo sie in den Spiegel sah - und fast zusammengebrochen wäre: sie sah aus wie Alien Sex Fiend ;-))) Ihr Make-up war vollkommen verschmiert! Der Veranstalter kam wieder und drückte ihr noch einmal seinen tiefesten Dank aus, der Lord Mayor sei ja _so_ beeindruckt gewesen, er würde immer wieder solche Leute bewundern, die solch komischen Dinge auf Kommando tun könnten, ohne dabei selbst vor Lachen zu ersticken - und dieses make-up so genial hinzubekommen, er sei sprachlos... Für ihn war es alles Absicht ;-)

Also: falls uns einmal etwas 'schlimmes' passieren sollte: es sei alles halb so wild, so schlimm, wie es ihr damals passiert ist, könnte es uns gar nicht ergehen ;-) Da könnte sie wohl recht haben... vor allem, wenn man Bühnen weiträumig meidet ;-)

Danach las sie noch eine weitere, ältere Geschichte - vollkommen übergangslos - Justin an der Gitarre, Brett am Synth (für Seargant Becker): Musket, Fife & Drum, das mit am Ende immer wieder eine Gänsehaut über den Rücken jagt.

Den Abschluß machte Justin, der diesmal irgendwie nur neuere Stücke spielte, nichts, wo wir so richtig hätten mitsingen können. Er begann dieses Set mit einem neuen Song: Kindness of strangers. War langsam, schön, zumindest besser als das andere neue, sofern man das nach einem Mal hören beurteilen kann. Es war wohl gedacht für's letzte Album, aber wurde dann doch nicht ausgewählt.

Danach - by help of modern technology - gab's You weren't there - drums und Keys wurden auf Knopfdruck eingspielt, Justin blieb ohne Gitarre, hatte Zeit für Gesten und spielte Mundharmonika, absolut genial.

Danach erzählte er, daß sie ja schon seit Jahren Freunde sind, daß sie diese Art Tour ca. alle 2 Jahre machen und gerade dieses Mal sehr viel über Religion etc. philosophiert hätten auf dem Weg von A nach B. Anyway, in Berlin spielten sie in einer Kirche, so richtig mit Kreuz im Nacken, sozusagen, und es sei sehr seltsam gewesen. Während des Konzerts hat jemand vorgeschlagen, das folgende Lied zu spielen, was er auch tat, weil es einfach irgendwie passte. Und er wolle es jetzt ebenfalls spielen: Someone like Jesus. Er hat es sehr intensiv rübergebracht, auch die Stimmlage entsprach der kratzigen, rauhen auf der CD. Danach hat er erzählt - wie schon erwähnt - dass 'seine and gerade 20-jähriges Bühnenjubiläum hatte und daß das folgende Lied der Grund ist, warum sie immer weiter machen: Stranger, mit Brett am Bass. Eine sehr seltsame Fassung dieses imho schönen Songs haben sie gebracht, der Bass war extrem laut, die Gitarre kaum zu hören, fast so, als würde er ohne Verstärker spielen.

Im Anschluß gab es noch ein weiteres Lied von der Eight, eines der wenigen, für das ich mich so gar nicht erwärmen kann, das ich auch auf dem History-Konzert eher überflüssig fand: R&R.

Schluß wie immer, Namen, Umarmung, Verbeugung.

Tosender Applaus, Fußgestampfe.

Das bringt uns immer zurück, das mögen wir sehr, sagte Joolz zu letzterem.. Immer? ;-)))

Zugabe 1: Joolz mit Flicken-Glitzerjacke: eine weitere Verwurstung eines Klassikers, diesmal von einem Amerikaner: Heartbreak Hotel, Elvis Presley, scharf, absolut! ;-) Die Strophen wurden abwechselnd gesungen, den Hüftschwung hatten Joolz und Rev am besten raus, Revs Art zu singen, kam dem King doch sehr nahe, echt klasse!!

Zugabe 2: Wieder Minnie the Moocher - nach Aufforderung standen die Leute dann auch endlich auf! Wieder mal klasse, obwohl es beim letzten Mal fast noch besser war - was aber sicher auch daran liegt, daß es damals noch neu und unbekannt war. Die Strophen wurden wieder abwechselnd von Joolz, Rev, Justin, Rev & Joolz gesungen, echt scharf. Danach war Ende gegen 23:35 h, ganz schön lang.

Fazit: nicht so klasse wie beim letzten Mal, aber immer noch genial! Liegt vielleicht auch an meinen Erwartungen, die von Mal zu Mal höher werden...

Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, daß weniger erzählt wurde.

Justins Songs hätten vielleicht etwas gemischter sein können, so von wegen Mitsingen. Rev war wie immer incredible. Joolz' Musket, Fife & Drum war genial, live eines der besten und intensivsten von ihr. Und ohne Brett könnten sie alle einpacken ;-)

Klasse fand ich auch die vier Künstler untereinander: Wenn Rev dran war, sang Justin leise mit, bei ihm war es Joolz, die man singen sehen konnte, echt nett.

Ich freu mich auf's nächste Mal, immer in der Hoffnung, daß es nicht so lange dauern möge.

Dank euch für die schönen drei einhalb Stunden!!!

Ich wäre selbstverständlich beglückt über Fotos oder gar Aufnahmen und es findet sich sicher was zu tauschen... please drop me a line!

- Anja - 01/01