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VÁGTÁZÓ HALOTTKÉMEK - VHK (auch bekannt als RASENDE LEICHENBESCHAUER oder GALLOPING CORONERS) - Dancing With The Sun (2000)

vhk-graphik

VHK kommen aus Ungarn und spielen nach eigenen Angaben „magische Volksmusik“ mit elektrischen und akustischen Gitarren, Baß, Schlagzeug, Kesseltrommeln, alten volkstümlichen Musikalien, modernen elektronischen Instrumenten und anderen Klangerzeugern. So eröffnet sich eine musikalische Bandbreite zwischen psychedelischen Songstrukturen und lärmendem Hardcore, wobei die ungarischen Wurzeln immer präsent sind, logischerweise wird auch in der Landessprache gesungen.

„Dancing With The Sun“ wurde bei drei Konzerten 1999 in Ungarn mitgeschnitten, u. a. bei einem Auftritt von VHK zusammen mit NEUROSIS und VOIVOD. VOIVOD nach der Anfangsphase, also etwa ab „Nothingface“ (’89) könnten auch ganz grob als Vergleich herangezogen werden; die verwendeten Instrumente sind zwar andere, doch es scheint eine gewisse Geistesverwandtschaft zu bestehen. NEUROSIS waren sehr angetan von VHK, so daß sie diese Aufnahmen auf dem bandeigenen NEUROT-Label veröffentlichten („Dancing With The Sun“ wird in Deutschland übrigens über CARGO vertrieben).
VHK vertreten den Ansatz der absolut freien Musikschöpfung, bei dem sich das gespielte Werk mal mehr, mal weniger an einem bestehenden Liedaufbau orientiert. „Dancing...“ ist bisher das einzige Album, das ich von VHK kenne, daher habe ich keinen Vergleich zu bestehenden Studio-Versionen, die, nimmt man erwähnten Ansatz an, eigentlich auch nur Momentaufnahmen und einzigartige Varianten eines jeweiligen Stückes sein können.
Beim Anhören der CD hatte ich das Bild von Musikern vor Augen, die aussahen, wie die alten Hunnen von denen sie manchmal singen (ich hab‘ nicht extra Ungarisch gelernt, die Texte stehen auch in der englischen Übersetzung im Booklet). Die Fotos im Internet von eher normal gebauten, fast schmächtigen Männern belehrten mich eines Besseren. Also keine herunterhängenden Schnurrbärte oder lange, wilde Haare.

Die Band wurde 1975 von Sänger und Songschreiber Attila Grandpierre, einem später promovierten Astrophysiker, und László Ipacz, von seiner Funktion her Schlagzeuger und von Beruf Physiker, gegründet. Sehr lange gehörte die Band dem ungarischen Underground an und Konzerte wurden vom Regime wegen der nicht kontrollierbaren Wirkung verboten oder unterdrückt. Ab 1984 konnten sie jedoch auch im Westen auftreten. 1988 wurde das erste Album „Teach Death A Lesson“ in Ungarn und Deutschland veröffentlicht. 1990 eröffnete Alternative Tentacles durch die Wiederveröffentlichung den Weg zu englischen und amerikanischen Hörern. Labelchef und Punk-Ikone Jello Biafra beschrieb die Musik von VHK als „ursprüngliches Gotteserlebnis“, und sogar die New York Times wurde auf die Band aufmerksam.
Die beiden folgenden Alben kamen ebenfalls auf AT raus, danach fünf Alben bei anderen Vertrieben; es geht aus der Diskographie jedoch nicht klar hervor, ob sie alle in Deutschland erhältlich waren. Als „Dancing...“ erschien, waren alle früheren Titel nicht mehr lieferbar.

VHK lassen sich schwer kategorisieren. Aufgrund des langjährigen Bestehens und des kulturellen Backgrounds wäre es sehr kurz gedacht, sie in eine Reihe mit Bands der Marke „Rammstein meets Mittelalter“ zu stellen. SKYCLAD heranzuziehen, macht’s auch nicht einfacher, da die trotz aller keltisch-irischen Anleihen ein erster Linie halt Metal spielen.
„Shamanistic ethno-punk“ wird das „Various Artists“ Fanzine auf der VHK-Homepage zitiert, und das ist nicht mehr so weit von der Wahrheit entfernt.

- Martin - 12/00

Bei der Überarbeitung der Seiten im Sommer 2012 musste ich feststellen, daß alle alten links ins Nichts führen, aber es gibt neue Seiten zu VHK: