Die
Engländer von Big Big Train um den Gitarristen Gregory Spawton ziehen
ja seit geraumer Zeit schon ihre Kreise am Rande eines weitläufig ausgelegten
progressivrockigen Spektrums, ohne bisher mehr als eine bescheidene Zuhörerschaft
mittels der Gravitationskraft ihrer kompositorischen Schöpfungen angezogen
zu haben. Die neueste Veröffentlichung "Bard" zeigt, wieso.
Insgesamt war mir das Album, vor allem bei den ersten Durchläufen, einfach
zu brav und unspektakulär. Es plätscherte nett vor sich hin, hier
mal gern gehörtes Rothery-Guitarpicking, dort eine schöne Pianomelodie
und ein paar Gitarren- und Synth-Soli, eigentlich war alles da, doch nur weniges
ließ einen tatsächlich aufhorchen oder gar jubilieren. Dies mag
vielleicht auch, ich will es nicht unerwähnt lassen, mit dem Umstand
zusammen hängen, daß derzeit "Mind
Vol.2" von Isildurs Bane seinen triumphalen Einzug in meine Innenwelt
feiert - und verglichen damit, Kenner werden mir zustimmen, nimmt sich einfach
fast alles andere bieder und uninspiriert aus...! Nein, wir wollen
nicht unfair sein, denn nachdem man dem Album die verdiente unvoreingenommene
und ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil werden läßt, stellt sich die
Ödnis als Einzelfall heraus ("Love Is Her Thing"), und man lernt den
eher durchschnittlichen, aber trotzdem recht emotionalen Sänger namens
Tony Müller als Charakteristikum des Bandsounds zu tolerieren, sowie
die unterschwellige Glut von Songs wie "A Short Visit To Earth", "For Winter"
(16.47) oder "This Is Where We Came In" durchaus zu schätzen. Desweiteren
sind der verspielte zweite Epic "Broken English" (14.09), mit anderem Sänger
& Sängerin, wie auch das finalisierende Instrumental "A Long Finish"
sowieso nur als famos zu bezeichnen.
Wenn eine Band mir das verlockende und von Musikern eigentlich immer erwartete
und erhoffte Angebot "If you want, I'll take you away to the stars!" unterbreitet,
bin ich sofort bereit, mich auf eine solche Reise mitnehmen zu lassen, von
der man dann irgendwann einmal wieder, innerlich geweitet, bereichert, noch
in seligem Schlummer befindlich, zurückkehren mag. Big Big Train sind
eine gute Band, ich mag sie, aber die musikalischen Raketen welche sie zünden,
verlassen leider nur selten wirklich die sattsam bekannte und momentan als
heimisch zu bezeichnende Stratosphäre...
- Heiko - 03/03