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Justin Sullivan - Navigating By The Stars (2003)

justin sullivan - navigating by the starsÜberstürzt herausgebracht wurde dieses Album sicherlich nicht, schon lange war das erste Soloalbum von Justin Sullivan angekündigt worden. Als Solokünstler tritt er ja seit Jahren mit dem Red Sky Coven-Projekt (zusammen mit best friend Joolz und Rev Hammer) oder mit befreundeten Musikern zur Unterstützung auf. Viele Songs sind den Fans deshalb schon bekannt - "Changing Of The Lights" z. B. ist auf dem "Big Guitars In Little Europe"-Album zu hören, welches jedoch nur bei Konzerten oder beim bandeigenen Mailorder erhältlich ist, "Ghost Train" kennt man vom Live-Mitschnitt "Red Sky Coven Volumes 1 & 2" (die Ankündigung "this is the one and only performance of this song that will ever take place" wurde also doch nicht durchgehalten; ist auch ein schöner Song). Letztes Jahr, bei der "Justin Sullivan And Friends"-Tour spielte er schließlich neue Songs, die nun hier zum ersten Mal auf einem regulär und offiziell erhältlichen Tonträger versammelt sind.
Ein Abbild der Live-Akustik-Sessions ist dieses Album jedoch nicht (dafür gibt's ja die oben erwähnten oder diverse Live-Bootlegs). Justin selbst sieht den Unterschied darin, daß der Sound "orchestraler und ozeanischer" sei, was meiner Meinung nach besonders auf den Song "Ocean Rising" zutrifft. Gleichwohl steht das Spiel auf der Akustik-Gitarre im Vordergrund, zusammen mit einem schön brummelnden Bass, etwas Mundharmonika und unaufdringlichen Keyboards. Streng genommen haben wir es hier besetzungsmäßig mit einem halben New Model Army-Album zu tun, denn Micheal Dean und Dean White, die Justin bei der "And Friends"-Tour begleiteten (wer sie nicht gesehen hat, hat was verpaßt), sind hier ebenfalls mit dabei.
Gut die Hälfe der Songs hat das Meer zum Thema, für das Justin eine besondere Leidenschaft hat, die schon in früher in dem Song "Marry The Sea" (von der "Ballads"-EP) sichtbar wurde. Auf die Frage nach dem Kern des Albums bzw. nach einen "übergeordnetem Thema" antwortete er: "If there is an overall theme to the album, I hope that it is the one of beauty" bzw. "there has always been a strong sense of mysticism and spirituality [in der Musik von New Model Army - d. Verf.] and it's that which is the central core of this album". [Das Interview kann man auf auf der offiziellen NMA Homepage nachlesen].
Wie kann einer mit "Schönheit" und "Spiritualität" daher kommen, mag sich da mancher fragen - während weltweit der "Krieg gegen den Terror" gefochten wird und die ersten Demos des Albums gerade entstanden, als zwei Flugzeuge ins World Trade Center krachten... Justin Sullivan war schon immer ein politisch aktiver Künstler, hat es jedoch vermieden, wie manche seiner amerikanischen Kollegen irgendwie doch peinliche Songs zum "11. September" zu machen (wenn ich mir mal ein Springsteen-Album kaufe, dann bin ich wirklich alt), denn mit "Here Comes The War" wurde schon 1993 alles zu diesem Thema gesagt - und "51st State" hat seine Aktualität ebenfalls nicht verloren. Afghanistan kennt er von eigenen Reisen, und während der Bombardierung hat er in Bradford Anti-Kriegs-Flugblätter verteilt - und ging dann zurück ins Studio um etwas anderes zu machen.
Wie gesagt, ein sehr schönes Album, das allen NMA-Fans empfohlen sei, die sich nicht nach der "Ghost Of Cain" (1986) abwandten, nach der die Band etwas an Ruppigkeit verloren hatte.

- Martin - 06/03