Zur Rubrik "Musikmacher"
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Einige Wochen nach ihrem erfolgreichen Reunion-Konzert in Trondheim im Oktober 2009 verkündeten Gåte, eine von Burkhards Lieblingsbands aus Norwegen, daß sie ein paar letzte Abschiedskonzerte im Sommer 2010 geben wollten. Als Burkhard hiervon erfuhr, kam ihm der Gedanke, daß dies eine gute Gelegenheit für eine Reise nach Norwegen sein könnte. Die ersten angekündigten Konzerte waren diejenigen beim Raumarock- und Vinjerock-Festival. Irgendwann im Frühjahr 2010 las Burkhard dann, daß Gåtes abschließendes Konzert auf dem Dach der Norwegischen Oper in Oslo am 20. August stattfinden würde, woraufhin er beschloß, dort hinzufahren.

Da es eine sehr weite Reise nach Norwegen ist, hoffte Burkhard darauf, daß eine weitere seiner norwegischen Lieblingsbands ein Konzert in Norwegen etwa zur selben Zeit geben würde, und er hatte Glück, denn Bergtatt, eine Folk Rock-/Metal-Band, die er bereits letztes Jahr beim Nordklangfestival in St. Gallen (Schweiz) live gesehen und die ihm sehr gefallen hatte, kündigte ein Konzert in Sandane für den 15. August, also lediglich 5 Tage vor Gåtes Konzert in Oslo, an. Nun mußte Burkhard nur noch entscheiden, welche Route er nehmen sollte, und dann die Hotels und die Fähre buchen.

Anders als auf unserer ersten eher kurzen Reise nach Oslo im November 2003 zum "Voggesanger fra ondskapens akse"-Konzert wollte Burkhard nicht mit dem Zug reisen, weil die Reise dieses Mal länger dauern würde, mehr Gepäck zu transportieren war und außerdem kein Zug nach Sandane fuhr, so daß wir dorthin mit dem Bus hätten fahren müssen. Aus diesem Grund entschied sich Burkhard, mit dem Auto zu reisen.

Da ich schon auf unserer ersten Reise nach Norwegen sehr viel Spaß gehabt hatte, sagte ich zu Burkhard, daß ich mit ihm reisen wollte. Er meinte, es wäre schön, eine Begleitung zu haben, da alleine zu reisen langweilig sei. Als Dwarf Vader von dieser Reise hörte, sagte er: "Ich will auch in dieses Nor-Regen reisen, ich bin noch nie zuvor außerhalb Deutschlands gewesen!" Das stimmt. Bislang hatte er uns nur auf unseren Reisen zu den Konzerten von Kari Bremnes in Bad Wildungen und Küsten 2004 und 2005 begleitet. Wenngleich dieser kleine schwarze Kerl ein bißchen sonderbar ist – er läuft immer in Schwarz gekleidet herum und trägt einen Helm, selbst wenn die Sonne vom Himmel brennt –, entschieden wir, daß er mit uns kommen könnte, insbesondere da er Gåte und Bergtatt ebenfalls mag.

Schließlich gab es da noch jemanden, der mit uns reisen wollte. Sein Name ist Bjørkisen – tatsächlich lautet sein vollständiger Name Bjørkeskoggrønningen (das bedeutet "der Birkenwaldgrünling"), aber er meint, da dieser ein bißchen lang sei, sei es OK, ihn einfach Bjørkisen zu nennen. Er ist ein Freak. Freaks sind eine sehr seltene Spezies und die meisten von ihnen leben in Rennebu (Norwegen). Um mehr über Freaks zu erfahren, besucht:
http://swarmling.net/r/me.htm

Bjørkisen stammt auch aus Rennebu, aber vor vier Jahren ist er in einem Paket, welches Monika Edvardsen (die ehemalige Sängerin der norwegischen Progressive Metal-Band Atrox) Burkhard geschickt hatte, nach Deutschland gereist. Er hat sich recht gut an die Lebensbedingungen in Deutschland gewöhnt, aber er sagt, daß er manchmal seine Verwandten in Norwegen vermisse, auch wenn er mit ihnen nur kurze Zeit zusammen gewesen sei. Als Burkhard ihm sagte, daß es nicht möglich sein würde, auch nach Rennebu zu reisen, meinte Bjørkisen, daß er nichtsdestotrotz gerne mit uns reisen würde und gewissermaßen "back to the roots" gehen und mehr von dem Land, in welchem die meisten seiner Verwandten lebten, sehen wollte. Da Bjørkisen auch ein großer Fan von Gåte ist – ihm hatte die DVD, welche dem "Gåte i Dødens Dal"-Buch beigelegen hatte, sehr gut gefallen –, wollte er auch Gåtes letztes Konzert in Oslo miterleben.


Bjørkisen und das signierte "Gåte i Dødens Dal"-Buch


Bjørkisen beim Anschauen der "Gåte i Dødens Dal"-DVD

Wir konnten ihn daher doch nicht alleine zu Hause in Deutschland lassen, oder?

Am 11. August begann unsere Reise um 10 Uhr vormittags und wir kamen gegen 17:30 Uhr in Harislee (unmittelbar in der Nähe der deutsch-dänischen Grenze) an, wo wir in einem kleinen, preisgünstigen und ruhigen Hotel namens Alte Direktion Kupfermühle übernachteten.

Während der Fahrt hörten wir einige unsere Lieblingsalben, nämlich "Terrestrials" von Atrox, "Eigth Ways" und "Deadlands" von Madder Mortem, "There Be Squabbles Ahead" von den Stolen Babies, Midnattsols "Nordlys", Coroners "Grin", Znowhites "Act Of God" und natürlich Gåtes "Iselilja".

Am nächsten Morgen verließen wir Harislee gegen 10 Uhr und fuhren nach Hirtshals im Norden von Dänemark, von wo aus unsere Fähre nach Kristiansand (Norwegen) um 16:45 Uhr abfahren sollte. Wir kamen dort um 14:40 Uhr an, also früh genug für den Check-in. Burkhard hatte die schnellste Fähre gebucht, den Fjord Cat, der nur 2 Stunden und 15 Minuten für die Strecke von Hirtshals nach Kristiansand braucht.

Als Dwarf Vader den Namen Fjord Cat hörte, sagte er: "Was? Wir reisen mit einem Tier? Das muß dann aber wirklich riesig sein!" Ich erklärte ihm dann, daß "Cat" in diesem Fall lediglich eine Abkürzung für "Catamaran" sei, ein spezieller Schiffstyp.

Als der Fjord Cat in den Hafen einfuhr, waren wir alle aufgeregt, vielleicht mit Ausnahme von Burkhard, da er schon einmal vor vielen Jahren mit einem ähnlichen Schiff von Schweden nach Dänemark gefahren war. Um euch mit ein paar technischen Details zu langweilen: der Fjord Cat hat einen Water-Jet-Antrieb und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 41 Knoten, was etwa 75 km/h entspricht.

Als das Schiff während der Überfahrt schließlich die Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte, war es wirklich ein toller Anblick, das Wasser aus den Düsen am Heck des Schiffs herausschießen zu sehen. Dwarf Vader wollte sich das gerne aus der Nähe ansehen, aber Burkhard sagte ihm, daß das zu gefährlich sei, denn da er so klein sei, könnte er leicht über Bord gehen.


Der Water-Jet-Antrieb bei Höchstgeschwindigkeit


Das Kielwasser des Water-Jet-Antriebs

Wenngleich der Himmel hinter uns recht dunkel aussah, schien von Westen her meistens die Sonne, so daß man, wenn man genau genug hinschaute, manchmal Anzeichen von einem kleinen Regenbogen in der Gischt unserer Fähre sehen konnte.


Ein kleiner Regenbogen in der Gischt

Bjørkisen war sehr glücklich, als er vom Heck des Schiffes einen Blick auf das Meer werfen konnte, denn das war etwas, was er noch nie zuvor erlebt hatte.

Gegen 19:00 Uhr kamen wir schließlich in Kristiansand an und es war nicht allzu schwer, zum Yess! Hotel, welches Burkhard gebucht hatte, zu gelangen, da es recht nah am Hafen lag. Obwohl es das zweitbilligste Hotel auf unserer Reise durch Norwegen war, kostete es immer noch mehr als doppelt soviel wie das Hotel in Deutschland, in welchem wir die Nacht zuvor verbracht hatten. Das Zimmer war recht klein, aber da wir hier nur eine Nacht verbringen wollten, war es OK.


Beim Studieren des Stadtplans von Kristiansand

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück verließen wir Kristiansand gegen 8:45 Uhr, um unsere Reise nach Voss fortzusetzen. Wenn man aus Deutschland kommt, könnte man denken, daß eine Strecke von etwa 425 Kilometern nicht so lang ist, wenn man mit dem Auto reist, aber in Norwegen gibt es kaum Autobahnen und das Land ist nicht so flach wie viele Gegenden Deutschlands. Daher dauerte es fast 10 Stunden, bis wir schließlich in Voss ankamen. Nun, man muß sagen, daß wir unterwegs auch oft angehalten haben, weil Burkhard Fotos machen wollte. Während wir fuhren, saß Bjørkisen meistens auf dem Beifahrersitz neben Burkhard und hielt die Straßenkarte, denn wenn man durch eine unbekannte Gegend fährt, ist es ist immer gut, jemanden zu haben, der einem sagen kann, wohin man fahren muß.

Wir fuhren zunächst durch das langgezogene Setesdal. Fast die ganze Zeit regnete es leicht und die höheren Teile der Berge zur linken und rechten Seite waren oft in Nebel gehüllt. Das vermittelte eine Art mystische Atmosphäre und konnte einen verleiten zu glauben, daß Trolle und andere fiktive Kreaturen tatsächlich existieren, obwohl wir alle wissen, daß sie es natürlich nicht tun!


Irgendwo im Setesdal

Einmal machten wir an einem kleinen Fluß mit einem kleinen Wasserfall halt. Da der Regen fast aufgehört hatte, wollte Bjørkisen aus dem Auto aussteigen und sich am Fluß niedersetzen, um sich ein paar Minuten des Nachsinnens zu gönnen. Ich meine, ich hörte einen tiefen Seufzer von ihm, als er über den kleinen Fluß in den Wald am anderen Ufer schaute.

Nachdem wir das Setesdal hinter uns gelassen hatten, führte die Straße plötzlich hoch hinauf in das Haukelifjell, bis wir so hoch in den Bergen waren, daß es keine Bäume mehr gab. Es regnete immer noch und die Gipfel der Berge um uns herum waren im Nebel verborgen. Wir hielten einige Male an, so daß Bjørkisen sich näher anschauen konnte, wie dieses Land, welches er vor vier Jahren, als er noch sehr jung war, verlassen hatte, aussah.


Irgendwo im Haukelifjell

Unsere Reise führte weiter über Røldal und Håra nach Odda, welches südlich am Sørfjord liegt.


Dwarf Vader und ich am Sørfjord


Bjørkisen am Sørfjord

Auf unserem Weg nach Odda fuhren wir durch viele lange Tunnel, den Vågslidtunnel (1647 m), den Haukelitunnel (5682 m), den Austmannlitunnel (903 m), den Hordatunnel (475 m), den Røldalstunnel (4657 m), den Seljestadtunnel (1272 m) und den Lausesteintunnel (681 m).

Apropos Tunnel, man sollte meinen, daß Dwarf Vader sich in diesen Tunneln wie zu Hause gefühlt hätte wegen seiner Vorliebe für Schwarz und seiner zwergenhaften Natur, aber schon als wir in den zweiten oder dritten längeren Tunnel fuhren (es gab immer Schilder vor den Tunneln, die den Namen und die Länge des Tunnels anzeigten), jammerte er: "Oh nein, nicht noch einer. In diesen langen dunklen Tunneln krieg ich Zustände! " Ich glaube, ehrlich gesagt, daß wir alle jedes Mal etwas erleichtert waren, wenn wir wieder das Tageslicht erblickten.

Von Odda aus fuhren wir den Sørfjord entlang (und durch drei weitere Tunnel) nach Utne, wo wir die Fähre nach Kvanndal nahmen und den Hardangerford überquerten. Es war ein beeindruckender Anblick für alle von uns mit all diesen riesigen Bergen zu welcher Seite wir auch schauten.


Blick von Utne nach Osten


Blick von Utne über den Hardangerfjord auf Kvanndal


Ich auf der Fähre nach Kvanndal


Blick zurück auf Utne


Blick von der Fähre nach Westen


Ein weiterer Blick nach Westen


Nahe bei Kvanndal ein Blick nach Osten auf den Granvinfjord

Von Kvanndal aus fuhren wir den kleinen Granvinfjord entlang nach – wer hätte das gedacht? – Granvin, dann durch einen weiteren Tunnel, bis wir schließlich abends um halb 7 in Voss ankamen.

Fleischer’s Hotel, welches Kari Bremnes’ Keyboarder Bengt Hanssen Burkhard empfohlen hatte, war sehr leicht zu finden, denn es liegt direkt an der E16. Von unserem Hotelzimmer aus hatten wir einen schönen Blick auf einen See namens Vangsvatnet und die Berge auf der anderen Seite des Sees, auf deren Gipfeln in ca. 1300 Metern Höhe man immer noch ein paar Schneereste sehen konnte.


Blick vom Parkplatz vor Fleischer’s Hotel über den See

Dieses Hotel war das komfortabelste auf unserer ganzen Reise, aber auch das zweitteuerste. Unser Zimmer kostete etwa 150,00 € und ich glaube, es war eines der billigeren in diesem Hotel. Das Frühstücksbuffet war das beste von all den Hotels, die wir gebucht hatten, und vom Frühstücksraum aus hatte man auch einen sehr schönen Blick über den See und auf die Berge auf der anderen Seite.


Bjørkisen testet das Bett in unserem Zimmer


Beim Lesen der Hotelinformation


Blick von unserem Zimmer in der Dämmerung

Es schien, daß Dwarf Vader am Abend etwas langweilig wurde, weshalb er Burkhard bat, ihm das Pappding zu geben, in welchem der Schlüssel für unser Hotelzimmer gesteckt hatte – beim Schlüssel handelte es sich tatsächlich, wie in den meisten Hotels heutzutage, um eine Plastikkarte, die man in einen Schlitz stecken und dann wieder rausziehen muß –, und einige Minuten später verkündete er stolz: "Guckt mal, ich habe ein Zelt gebaut!"


Dwarf Vader, der Zeltbauer


Blick aus unserem Zimmer (am nächsten Morgen)


Unser Zimmer


Ein letzter Blick auf unser Hotel

Am nächsten Tag mußten wir nur etwa 200 km fahren, aber es hat ungefähr 6 ½ Stunden gedauert! Wir haben natürlich oft angehalten, damit Burkhard Fotos von der Landschaft machen konnte, die wiederum wirklich beeindruckend war.

Von Voss fuhren wir nach Norden ins Vikafjell, also wieder hoch hinauf in die Berge. Laut unserer Karte ist ein Teil dieser Straße sogar von Oktober bis Mai gesperrt, wahrscheinlich weil dann dort zuviel Schnee liegt. Glücklicherweise war dort derzeit kein Schnee – mit Ausnahme von ein paar weißen Flecken auf einigen der Berggipfel.


Auf unserem Weg ins Vikafjell


Bjørkisen schaut aus dem Auto raus

Bei mehreren Stops stieg Bjørkisen aus dem Auto, setzte sich irgendwo ins Gras und schaute um sich. Er sagte nichts. Mehr als einmal schien es, daß seine Farbe perfekt zur Farbe um ihn herum paßte.






Weiter oben im Vikafjell


Noch weiter oben


Der Aussichtspunkt hinter dem Storehaugtunnel

Vom Vikafjell führte die Straße hinunter nach Vikøyri am Sognefjord und von dort fuhren wir weiter Richtung Norden nach Vangsnes, wo wir die Fähre über den Sognefjord nach Hella nahmen.


Blick über den Sognefjord von Vangsnes aus


Blick von der Fähre auf Balestrand (links) und Tjugatoten (der Berg in der Mitte)


Blick ostwärts auf Hella


Nach Norden auf Hella schauend; etwas versteckt in den Wolken: Hestfjellet (1360 m)

Von dort verlief die Straße ostwärts entlang am Sognefjord durch den Fatlatunnel (2250 m) und den Stedjebergtunnel (2100 m) nach Sogndalsfjøra. Von da fuhren wir durch das Sogndalsdal. Dann hieß es "Zustände bis der Arzt kommt" für Dwarf Vader, als wir durch den Frudalstunnel (6758 m), den Bergstunnel (2595 m), und – ein paar Kilometer weiter – durch den Fjærlandstunnel (6397 m) und den Støylenestunnel (2630 m) fuhren. Alles in allem sind wir auf unserem Weg von Voss nach Breim fast 25 km unter Bergen durchgefahren.

Zwischen all diesen Tunneln machten wir auch ein paar Pausen, die erste unmittelbar hinter dem Frudalstunnel an einem Rastplatz namens Berge. Wenn man von diesem tollen Aussichtspunkt, der ungefähr 190 m über dem Meeresspiegel liegt, nach Süden schaut, hat man einen schönen Ausblick auf den Fjærlandsfjord, und schaut man nach Norden, kann man bereits einen Teil von Jostedalsbreen (dem Jostedalsgletscher) sehen. Wenn unsere Karte stimmt, heißt der Teil, den wir gesehen haben, Bøyabreen, also der Bøyagletscher.


Blick über den Fjærlandsfjord vom Aussichtspunkt direkt hinter dem Frudalstunnel


Blick nach Norden vom selben Aussichtspunkt


Annäherung an den Bøyagletscher


...näher...

Wir kamen so nah wie möglich an den Bøyagletscher. Unmittelbar bevor man in den Fjærlandstunnel fährt, kann man nach rechts auf einen Parkplatz abbiegen.


...noch näher...


...sehr nah...

Von dort führt ein Pfad zu einem kleinen See unterhalb des Bøyagletschers. Obwohl die Sonne schien, war es recht kühl an diesem See – nicht sonderlich überraschend, wenn man bedenkt, daß das Wasser vom Gletscher direkt den Berg hinunter in diesen kleinen See fließt.


So nah wie man rankommen kann (sofern man nicht anfangen will zu klettern)

Etwa gegen halb sechs kamen wir schließlich beim Gordon Hotel in Breim an und checkten ein. Es war das billigste der Hotels, die Burkhard in Norwegen gebucht hatte, obwohl ungefähr 85,00 € pro Nacht immer noch mehr als doppelt soviel war, wie Burkhard für unser Hotel in Harislee (Deutschland) bezahlt hatte. Was man wohl sagen muß, ist, daß diesem Hotel ein bißchen Renovierung sicherlich gut täte. Allerdings muß man auch sagen, daß der Blick von unserem Zimmer wahrscheinlich der beste auf unserer ganzen Reise war. Von beiden Fenstern, einem nach Süden und einem nach Westen, konnte man auf einen See namens Breimsvatnet schauen. In der Ferne konnte man einige Berge sehen, die bis zu 1500 m hoch sind und es waren auch immer noch ein paar Fleckchen Schnee auf ihren Gipfeln.

Aussicht von unserem Zimmer nach Westen...und nach Süden, kurz nach unserer Ankunft

Dieselbe Aussicht gegen 22:10 Uhr

Nach dem Einchecken bemerkte Burkhard eine Fliege in unserem Zimmer. Er öffnete ein Fenster, so daß sie hinausfliegen konnte. Gerade als er das Fenster geschlossen hatte, hörten wir eine weitere Fliege, so daß es wieder hieß "Fenster auf, Fliege raus, Fenster zu". Nachdem er diese Prozedur einige Male wiederholt hatte, fragte sich Burkhard langsam, woher die Fliegen wohl kommen würden. Als er sich die Fenster näher anschaute, bemerkte er ein paar Löcher in den Fensterrahmen. Wenngleich er keine Fliege durch irgendeines der Löcher ins Zimmer fliegen sah, verschloß er sie vorsorglich mit Klebeband (welches er in weiser Voraussicht mitgebracht hatte).

Gegen 6 Uhr fuhren wir nach Sandane. Gerade mal etwa ein Woche vor unserer Reise nach Norwegen hatte John Stenersen, einer der Gitarristen von Bergtatt, Burkhard mitgeteilt, daß Gåtes ehemaliger Schlagzeuger Martin Langlie nun in einer Band namens Valkyrien Allstars spielte, und Burkhard geraten, sich diese mal anzuhören. Als Burkhard die Website von Trivselshagen, dem Ort in Sandane, wo Bergtatts Konzert stattfinden sollte, besuchte, stellte er fest, daß einen Tag vor Bergtatts Konzert Valkyrien Allstars an exakt demselben Ort auftreten würden. Anstatt also den Abend mit Fliegenjagd in unserem Hotel zu verbringen, erschien es viel sinnvoller, das Konzert von Valkyrien Allstars in Sandane zu besuchen.

Da wir bereits in Trivselshagen waren, holte Burkhard auch gleich die Karte für Bergtatts Konzert ab, die er bereits einige Wochen vorher online bestellt und bezahlt hatte. Merkwürdigerweise weigerte sich der Computer, sie auszudrucken, so daß Burkhard eine handgeschriebene Eintrittskarte bekam, unterschrieben von der Frau, die die Karten verkaufte.

Valkyrien Allstars kamen gegen 20 Uhr auf die Bühne und spielten ca. 70 Minuten. Die Band besteht aus zwei Geigern, einer Geigerin, welche zugleich die Sängerin ist, einem Bassisten und dem ehemaligen Gåte-Schlagzeuger Martin Langlie. Die Songs klangen sehr folkig, aber es gab auch einige Jazz-Passagen, insbesondere das Schlagzeugsolo. Wir waren mit keinem der Songs vertraut, aber insgesamt hat uns das Konzert wirklich gefallen, am meisten die richtig schnellen Passagen.

Da Burkhard nicht sehr nah vor der Bühne saß und da diese recht dunkel war, konnten wir nicht das Gesicht des Bassisten, der etwas im Hintergrund stand, sehen, aber bereits während der ersten Songs hatte Burkhard den Eindruck, daß die Silhouette und seine Bewegungen etwas vertraut erschienen. Als die Musiker schließlich mit Namen vorgestellt wurden, bestätigte sich dieser Eindruck, denn beim Bassisten handelte es sich tatsächlich um Sondre Meisfjord. Burkhard kennt ihn bereits sehr gut von all den Konzerten von Kari Bremnes, die er gesehen hat, denn Sondre spielt auch in ihrer Band, aber er hatte nicht erwartet, ihn bei diesem Konzert zu sehen.

Es stellte sich heraus, daß dies ein glücklicher Zufall war, denn als Burkhard nach dem Konzert mit Sondre sprach – man reist nicht mehr als 1500 km und sagt dann nicht "Hallo", wenn man jemanden sieht, den man kennt (es sei denn, es handelt sich um jemanden, von dem sich man wünscht, daß man ihn nicht kennte) –, sagte ihm dieser, daß dies erst sein fünftes Konzert zusammen mit dieser Band und er nicht der reguläre Bassist sei. Burkhard bekam auch die Gelegenheit, sich mit dem Schlagzeuger Martin Langlie zu unterhalten und von ihm die CD-Booklets von Gåtes Demo-EP (diejenige, die mit "Byssan lull" beginnt), der ersten offiziellen EP und ihrem zweiten Studioalbum "Iselilja" signiert zu bekommen.


Draußen vor Trivselshagen nach dem Konzert

Es war ein wirklich schöner Abend, bis wir gegen kurz nach 10 zurück zu unserem Hotel kamen. Gerade als Burkhard das Licht in unserem Zimmer angemacht hatte, summten plötzlich viele Fliegen herum. Als Burkhard dann zur Rezeption kam, um zu sagen, daß wir von einer Fliegenplage heimgesucht würden, bekam er zur Antwort: "Ah ja, heute hatten wir viele Fliegen." und als Gegenmittel wurde ihm eine Fliegenvernichtungswaffe, auch als Fliegenklatsche bekannt, überreicht. Zurück in unserem Zimmer feuerte Dwarf Vader Burkhard mit den Worten an: "Swat ‘em all!" Da es draußen bereits dunkel war, während Fliegen vom Licht angezogen werden, hätte es wahrscheinlich zu lange gedauert, den friedlichen Weg zu gehen und die Fliegen dazu zu bewegen, aus dem Fenster zu fliegen. Während Burkhard sich also auf die Fliegenjagd machte, fing Dwarf Vader plötzlich an, "No Remorse!" und "Searchiiiiinnn, Seek and Destroy!" zu schreien, wobei er wild auf und ab sprang, weshalb ich ihn fragte: "Ist irgendwas mit dir nicht in Ordnung?" "Was? Äh...ich weiß nicht, wahrscheinlich ein plötzlicher Old School-Metallica-Flash." Am Ende hatte Burkhard 12 oder 13 Fliegen erlegt. Es hatte den Anschein, daß sie sich alle in der Lampe, welche über dem Bett hing, versteckt hatten, und es war noch immer eine drin, die nicht herauskommen wollte. Dwarf Vader schlug vor: "Another day, another death - huch!" Da Burkhard bereits müde war, machte er das Licht aus und ging zu Bett. Das Treffen der verbleibenden Fliege und der Klatsche wurde auf den nächsten Tag verschoben.

Burkhard wachte bereits früh morgens auf und da er nicht mehr richtig schlafen konnte, machte er von den Fenstern unseres Zimmers aus ein paar Fotos vom See und den Bergen.

Die Aussichten von unserem Zimmer gegen 5:30 Uhr

Etwa eine halbe Stunde später

Beim Frühstück hatte er auch einen sehr schönen Blick vom Frühstückszimmer nach Süden auf Breimsvatn (den See) und die ihn umgebenden Berge. Nach dem Frühstück schrieb Burkhard ein paar Postkarten und klebte ein paar ganz besondere Marken darauf. Auf Norwegisch heißen sie "personlige frimerker", d.h. persönliche Briefmarken, und Burkhard hatte einen Bogen mit 20 dieser selbstklebenden Marken auf der Website der norwegischen Post – posten.no – vor unserer Reise nach Norwegen bestellt. Das ist ganz einfach, denn man muß nur das Bild, welches auf der Marke erscheinen soll, hochladen, die Markenmenge auswählen (Minimum: ein Bogen mit 20 Marken) und ein paar Tage später kommen die Marken. Als Bjørkisen den Bogen sah, strahlte er voller Stolz, denn die Marken zeigten ein Bild von ihm und einer kleinen Eule!


Björkisen und seine Marken


Eine der Marken gestempelt auf einem Brief

Gegen halb vier fuhren wird nach Sandane und Burkhard holte sich was zu essen. Es war ein richtig schöner, warmer und sonniger Tag. Als wir am Veranstaltungsort Trivselshagen ankamen, waren die Bandmitglieder von Bergtatt auch gerade gekommen und packten ihr Equipment aus. Burkhard unterhielt sich ein bißchen mit Gitarrist Rolf-Erik Solstad Karlsen, Geigerin Marie Forr Klåpbakken und der neuen Sängerin Linn Katrin Øygard – allesamt sehr nette Leute. Während sie anschließend drinnen im Saal ihr Equipment aufbauten und ihren Soundcheck machten, wartete Burkhard draußen und ich bat ihn, ein Foto von Dwarf Vader und mir vor dem Konzertplakat zu machen. Ich hatte mich entschieden, für dieses spezielle Ereignis mein Metal-Outfit anzuziehen, denn wenngleich Bergtatt keine reine Metalband sind, haben sie doch definitiv Metaleinflüsse in ihrer Musik.


Beim Posieren vor einem Konzertplakat


Dwarf Vader und ich nähern uns dem Eingang von Trivselshagen

Nachdem Bergtatt ihren Soundcheck beendet hatten, aßen sie etwas in der Kantine und luden Burkhard ein mitzukommen. Dies schien eine gute Gelegenheit zu sein, die Geschenke zu übergeben, die er mitgebracht hatte: Kopien einiger seiner Lieblingsalben und Schokolade. Es war dunkle Schokolade in den Geschmacksrichtungen Orange, Granatapfel & Chili und Mango & Cayenne. Mit Schokolade kann man nichts falsch machen! Als Burkhard fragte: "Do you like chocolate?" war die Antwort ein einstimmiges "Yes." Jetzt war auch etwas Zeit, um sich mit dem neuen Bassisten Rune Gandrud, dem neuen Schlagzeuger Åsmund Knutson und Gitarrist Joachim Skjervum, einem Ersatzmann für John Stenersen, der bei diesem Konzert leider nicht mitspielen konnte, da er am nächsten Tag ein wichtiges Examen vor sich hatte, zu unterhalten. Nach ca. 45 Minuten – oder waren es mehr? – mußte sich die Band auf das Konzert vorbereiten, welches schließlich um 21 Uhr begann.

Schon nach dem ersten Song "Bläck", einem schwedischen Lied von Bergtatts Debutalbum "Røtter", welches auch auf Garmarnas Album "Vedergällningen" zu finden ist, gingen drei ältere Leute, die neben Burkhard in der ersten Reihe gesessen hatten – zumindest war dies Burkhards Eindruck gewesen, aber nach dem Konzert sagte ihm jemand, daß sie nur einige Reihen hoch nach hinten geflüchtet seien, wahrscheinlich deswegen, weil es ihnen in der ersten Reihe zu laut war. Obwohl Burkhard seine Ohrstöpsel mitgebracht hatte – man weiß ja nie! –, benötigte er sie nicht, was eine positive Überraschung war.



Weitere Songs vom Debutalbum, die gespielt wurden, waren "Åsgårdsreia", "Kvinnemordaren", "Når eg døyr", "Harpa", "Villemann og Magnhild" und "Aegir". Bergtatt spielten auch einige neue Songs, die hoffentlich auf ihrem zweiten Album erscheinen werden. Marie, die eine tolle Geigerin ist, hatte auch einen Solopart. Leider dauerte das Konzert nicht viel länger als eine Stunde.


Die Setlist von Bergtatts Konzert in Sandane

Linn Katrin klingt natürlich anders als Bergtatts vorherige Sängerin Marianne Lia, aber auch sie kann mit einer kräftigen Stimme singen, was man nicht unbedingt erwarten mag, wenn man sie sieht. Obwohl Linn Katrin aus Sandane kommt, war das Publikum etwas schwierig. Als Bergtatt auf die Bühne kamen, herrschte absolute Stille. Glücklicherweise gab es dann nach den Songs Applaus. Es waren auch in jedem Fall weniger Zuschauer da als am Abend zuvor, aber Bergtatt werden hoffentlich in Zukunft auch ein größeres Publikum anziehen.



Nach dem Konzert war noch etwas Zeit für eine Unterhaltung mit den Musikern. Rolf-Erik, Rune und Joachim mußten noch in derselben Nacht nach Oslo zurückfahren, während Linn Katrin, Marie und Åsmund in Sandane blieben. Während seiner Unterhaltung mit Åsmund erfuhr Burkhard, daß ein weiterer Musiker, den er gut kennt, nämlich Kari Bremnes’ Gitarrist Hallgrim Bratberg, Åsmunds Gitarrenlehrer gewesen war. Manchmal ist man geneigt zu glauben, daß in Norwegen alle Musiker einander kennen.

Gegen 23 Uhr war es Zeit, sich von Linn Katrin, Marie und Åsmund zu verabschieden – die anderen waren schon früher gefahren – und etwa 20 Minuten später waren wir wieder zurück in unserem Hotel in Breim. Glücklicherweise war es an diesem Abend nicht nötig, auf Fliegenjagd zu gehen.

Am nächsten Morgen wachte Burkhard wieder recht früh auf und nutzte die Gelegenheit, ein paar weitere Fotos von der schönen Landschaft zu machen.

5:51Uhr und 5:53 Uhr

6:11 Uhr und 6:15 Uhr

6:20 Uhr

7:05 Uhr und 7:03 Uhr

Nach dem Frühstück verließen wir Breim gegen 10 Uhr, um unsere Reise bei sonnigem Wetter nach Rødberg fortzusetzen.


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