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GANDALF - Into The Light (1999)
 

Unverstellte Schönheit !!!

      Die Sprache des Herzens !!!

              Akustisches Zauberreich !!!

                    Gipfel der Erlebnisfähigkeit !!!

                                   Hort der Glückseligkeit !!!

                                            Vermählung mit der Unendlichkeit ...

                                                          Hingegebenheit an den Schöpfergeist...
 

Alle Umschreibungen und Attribute, welche ich schon in meinem kleinen "Musik" Beitrag formulierte, hätten genauso gepaßt zu jener von Gandalf erschaffenen wie die obig einleitenden - und bleiben gegenüber der tatsächlichen Erfahrung des Abtauchens in seine Musikwelten doch ebenso zum Belächeln unzureichend wie es das Ansinnen wäre, das Rote Meer in ein paar Dutzend Zehnlitereimer abfüllen zu wollen... 
Dieser Titel, den Gandalf seiner 99er Kreation gab, verspricht wahrlich viel, unheimlich viel, um nicht zu sagen: ALLES!!!  Und, kaum fassbar, dieses leuchtende und erleuchtende Werk transzendentaler Symphonik hinterläßt denn tatsächlich keinerlei enttäuschte Erwartungen!!! Bereits nach der ersten Hörprobe im Laden, war dieses Album des österreichischen Klangmagiers, des Vollpreises und demgegenüber schmaler finanzieller Ressourcen zum Trotz, in meinen Besitz zu bringen absolut unumgänglich. Bisher waren mir ausschließlich einige seiner vorzüglichen Überlieferungen aus den Tiefen der achtziger Jahre bekannt, namentlich das bereits ungemein ausgereifte und sich doch eine sympathische Unschuld bewahrende 1980er Debut "Journey To An Imaginary Land", weiterhin das zweigesichtige und beiderseits grandiose "To Another Horizon", das eventuell steppenwolfbeeinflußte "Magic Theatre", welches, abgesehen von der kurz etwas stressenden dritten Tür, durchweg Durchgänge bereithält zu elysäischen Melodielandschaften, auf deren Schlummerwiesen man gerne mal eine zeitlose Stunde verbringt, sowie das sonische, akustisch zugleich an Quelle-Mündung-Wasserfall-Fähre-Stromschnelle-Fluß und schließlich ins empfangende Meer dahinfließende "From Source To Sea", welche alleine schon Gandalf neben Vangelis, Kitaro, Oliver Shanti und so einigen weiteren in den Olymp der sinfonischen Klang-Raum-Architekten aufsteigen ließen. Es ist außerordentlich schwierig, sich deren Werken detailliert und aussagekräftig nähern zu wollen, geschweige denn ihnen überhaupt verbal  weitreichend gerecht zu werden, weshalb wir kaum jemals wagten einen ernsthaften Versuch dahingehend zu unternehmen.
Dies gelingt wesentlich leichter im emotional-rockigen musikalischen Spektrum, wie etwa im Falle von Anathema oder Pink Floyd in jüngster Vergangenheit, da ergibt ja alleine für sich betrachtet bereits der thematische Überbau, der Bezug zu vielen u.a. erdbezogenen Situationen und ebensolchen Gefühlen, eine Fülle von griffigen Ansatzmöglichkeiten - eben fast schon im Gegensatz zu einem Werk wie "Into The Light", welches vollkommen weltenthoben ausnahmslos sinfonische, beseligende, schlicht überirdische Klänge verströmt!!!  Manche Erfahrungen müssen vielleicht einfach unausgesprochen bleiben...    ...auch, um den letzten hauchdünnen feinstofflichen Schleier nicht zu überlagern und verunreinigen, mit Bildern und Vorstellungen zu belasten, den diese filigranen ätherischen harmonikalen Schwingungen gerade noch über den gestaltlosen hindurchschimmernden Glanz des Numinosen weben... 
Und wollte ich es dennoch wagen, einen texlichen Nachvollzug eines mit intellektuellen Maßstäben keinesfalls mehr zu erfassenden ozeanweiten Klanghimmelreiches wie "Into The Light" zu verfassen, so müßte ich während dieses vermessenen Versuches verglühen gleich einer Sternschnuppe, anschließend ausgebrannt, verloschen und niemals mehr zu einer weiteren wie auch immer gearteten Äußerung fähig!
Wie bereits angedeutet, bleibt bei Gandalf der Inhalt einem Namen wie "Into The Light" nichts schuldig und so wird dieser mit vibrierender leuchtender Lebendigkeit erfüllt und auch anhand der weiteren Titel, welche bei Gandalf oftmals perfekt die Stimmung eines Stückes widerspiegeln, lassen sich die dahinter verborgenen und zu erwartenden Kostbarkeiten jedoch zumindest erahnen...
"Titaptawa" eröffnet den Reigen. Der Name dieses Liedes deutet gewisse Ethno-Einflüsse an und tatsächlich sind solche, welche sich meist in entsprechenden afrikanischen oder südamerikanischen Percussions und Gesängen ausprägen, wenn auch sehr dezent, hier in den Sound eingewoben. Wie später ebenso in dem gipfelhaften "New Horizons", bei welchem man von Synthieteppichen, Flöten, Gesang und einer hypnotischen Pianomelodie, einem leichten Nebel gleichend, von einer milden doch kraftvollen Brise über die schroffen wie am Gipfel schneebedeckten majestätischen Hänge eines Mount Blanc oder Kilimandscharo geweht wird. 
Asiatische, speziell indische Merkmale, durch Sitar (bei "The Healing Source" eines der Führungsinstrumente), östlich klingende Flöten, ungewöhnliche Percussions und andere Instrumente eingebracht, waren in Gandalfs Musik ja schon immer präsent. Solche weltmusikalischen Ausflüge sind natürlich grundsätzlich zu begrüßen, es sollten diesbezüglich keine Berührungsängste herrschen und das Zusammenführen verschiedenster kultureller Stile und Zeitalter kann für die eigene Kreativität sehr befruchtend wirken, wie sich etwa durch Erwähnung von Dead Can Dance überzeugend beispielhaft machen läßt. Manchmal kann man sich allerdings andererseits mit allzu viel exotischen Klängen, trotz vorhandener Toleranz, nicht so recht anfreunden, wenn die einst vornehmlich sinfonischen fragilen Harmoniegebilde fast gänzlich Getrommel und rhythmischen Gesängen weichen müssen, wie bei Oliver Shantis 99er Opus "Seven Times Seven" geschehen, welches ich nur ungenügend kenne, laut Angaben einer verläßlichen Quelle jedoch deutlich gegenüber seinen früheren Alben an für ein mitteleuropäisches Harmonieverständnis zündenden, ergreifenden Melodien nachgelassen haben soll. Naja, und selbst von Dead Can Dance erhoffte man sich, ungeachtet ihrer durchgehend fantastischen Releases (vom wenn auch reizvollen Debut mal abgesehen), neben einer eventuellen Wiedervereinigung, die dem logischerweise voraus gehen müßte, insgeheim wieder einmal eine erneute weitreichende Miteinbeziehung und Zuwendung zu europäischer Klassik, so wie dereinst geschehen auf ihrem am hellsten strahlenden Stern "Within The Realms Of A Dying Sun"...     Aber Künstler sollten sich ja andererseits keinesfalls an der Erwartungshaltung ihres Publikums orientieren, sondern ausschließlich an der eigenen innerlichen Führung und Eingebung. Und deren Auditorium wiederum durchaus in der Lage sein, seine Hörgewohnheiten herausfordern, in Frage stellen und vielleicht dadurch erweitern zu lassen. 
Auf "Into The Light" jedenfalls, wie bereits angedeutet, findet der zum Take Off bereite Psychonaut fast ausschließlich meditative und doch anspruchsvolle, ungemein vielschichtige, fließende, transzendentale Symphonik vor.  Die beiden Parts von "Shining Light" wollen bei dieser Umschreibung genannt werden - deren beglückende, filigranste und feingliedrigste, innige und träumerische musikalische Figuren sich anmutigen Vögeln, vielleicht Kranichen gleich, sacht in die bläulich schimmernden Lüfte erheben, um, sich unmerklich wandelnd, schließlich von dort oben wie mild gestimmte Sonnen strahlend und lebensspendend zu glühen, während die eigene Seele, einer Blumenblüte gleichend, diesem herrlichen Lichte anbetend entgegenstrebt.....!  Es erscheint, als ob einem Engel aus einer jenseitigen Ebene der völligen Harmonie, des völligen Einklangs zu sich rufen würden....   Aahhh ... diese Melodien veralten niemals, so etwas wie Zeit und die mit ihr einhergehenden Veränderung und Verfall können ihnen nichts anhaben, sie blicken einem jedesmal, auch nach der tausendsten Begegnung, neu und jung ins Gesicht, verlieren niemals ihren Zauber, welcher zweifellos einer überweltlichen, einer göttlichen Quelle entsprungen sein muß!  Es gibt unter den Klang-Raum-Architekten und gerade unter den allgemeineren Gruppen und Musikproduzenten nicht wenige, welche bedauerlicherweise über eine mehr oder weniger banale Seichtigkeit oder uninspirierte Beliebigkeit nicht hinaus gelangen, doch auch erstaunlich und unfassbar viele großartige, deren Schöpfungen allesamt liebenswert sind, aber solche Ewigkeitsmelodien wie Gandalf sie hier zelebriert, schreibt wirklich nicht ein jeder! Man fühlt diese Innigkeit und Sensibilität der Melodien und ihres Zusammenklangs sofort, welche nur wirklicher Inspiration entströmt sein können! Und nicht nur das erwähnte Titelstück (wenn man es denn so nennen will), sondern das vollständige Werk strömt geradezu über vor diesen!!! 
...da wird beim federleichten "Mystical Morning Part I & II" jener Moment diesen zur Ehre gereichend musikalisch beschrieben, wenn am Firmament Gott Helios die Göttin Luna ablöst, und es beiden nur für die Zeit eines Wimpernschlages gegeben ist, sich zu begegnen und zu berühren... 
 .....da ranken sich melancholische und doch zugleich heitere Oboenstimmen in "A Seagull's Tale" zärtlich um tragend orchestrale Synthie-Streicher...
...da grüßen Harfen hinein in die, von der inneren Sehnsucht dorthin geleiteten, von Ungenügen freie Ferne, das seelenstille "Peaceful Heart"...
...da wird die romantische Seite der Natur, ihre forderungslose, vitale, prachtvolle Schönheit in "Blossoms Unfolding" sowie "Over The Hills, Across The Fields" mit anmutigen Gitarren, Streichern, Harfen, Flöten, perlenden lichten Tontropfen kunstvoll verehrend reflektiert... 
...und anschließend ... "Wandering In The Gardens Of God", dessen Name ebenfalls der Komposition bereits ein herrliches Bildnis beistellt, welche zart und verhalten beginnt wie ein sacht heraufdämmernder Frühlingsmorgen im Garten Gottes, durch dessen verschiedenste belaubte und blühende Bäume goldene Sonnenstrahlen fließen und auch auf die Oberfläche des versteckt liegenden kleinen Weihers treffen, an dem man im Geiste erwachte und aus dessen Tiefen emporsteigend sich die zauberischen Melodien, welche einen hierher riefen, gleich den prachtvollen Blüten zahlreicher Seerosen auf dem abgelegenen, stillen, verschwiegenen Gewässer eröffnen, schillernder Farbenrausch, dahingetupft in ahnungsvolle Bläue ...  und all dies illuminisziert von einer an diesem Orte spürbaren, beglückenden und allem innewohnenden Strahlung und Helle, welche Heimkehr und Heimat verheißt... 
...und nicht zuletzt das zweiteilige, sich langsam aber unaufhörlich steigernde "Higher Than The Birds Can Fly", in dessen Finale, von einem Duett aus akustischer und elektrischer Gitarre, gleich einer Feder vom warmen Aufwinden getrieben, schwingt man sich abermals in ebensolche im Titel angedeutete, Erdenschwere und -umlaufbahnen hinter sich lassende, selig-ekstatische Höhen hinauf... 
...um schließlich als sanfter Hauch "Under A Starry Sky" in stille Seligkeit zu verwehen - und sich dem gesamten Kosmos verbunden, eins zu fühlen............

Dies wäre nun eigentlich ein ungemein passendes, kein weiterführendes Geplapper mehr zulassendes Schlußwort gewesen, doch möchte ich diesem Ausdruck meiner Liebe zu der Musik Gandalfs noch zwei weitere Stimmen hinzufügen.
Zum ersten einen passenden Absatz über die magische, heilbringende Wirkung und Universalität der Musik aus dem "Glasperlenspiel" des hochgeschätzten und immer-wieder-gern-zitierten Hermann Hesse...

   "Er setzte sich und spielte behutsam, ganz leise einen Satz aus jener Sonate von Purcell, einem Lieblingsstück des Paters Jakobus. Wie Tropfen goldenen Lichtes fielen die Töne in die Stille, so leise, daß man dazwischen noch den Gesang des alten laufenden Brunnens im Hof hören konnte. Sanft und streng, sparsam und süß begegneten und verschränkten sich die Stimmen der holden Musik, tapfer und heiter schritten sie ihren innigen Reigen durch das Nichts der Zeit und Vergänglichkeit, machten den Raum und die Nachtstunde für die kleine Weile ihrer Dauer weit und weltgroß, und als Josef Knecht seinen Gast verabschiedete, hatte dieser ein verändertes und erhelltes Gesicht, und zugleich Tränen in den Augen."

Wunderbar. Unvergleichlich. Im Grunde ist diese Prosa selbst schon wie anmutige Musik. Mit wenigen Worten so vieles ausdrückend, die Größe ahnen lassend...    Nur wenige vermögen solch ein Erleben derart kraftvoll wie zugleich höchst sensibel zu beschreiben, daß man sogleich atemlos überzeugt ist, ein grundlegendes Weltgeheimnis vollkommen ausgesprochen zu finden.

Ein weiterer hat dies fertiggebracht, und zwar Adrian van Ares im sehr schätzenswerten österreichischen Spellbound Magazin, in einem im Zuge seiner persönlichen Huldigung an Gandalf sich anschließenden Gedicht, so einfach, trefflich und schön geraten, man wüschte sich fast, man selbst hätte die Idee dazu gehabt. Eben deshalb möchte ich es hier, Adrian hätte sicher nichts dagegen einzuwenden, hinzufügen...

"Die Musik von Gandalf ist Lachen und Weinen
der Tanz von Kindern, das Glück von Liebenden
und das Leid der Bedrückten, der Weg des Suchenden
das Gebet des Frommen, die Ruhe des Waldes
und das Rauschen des Ozeans, der Gesang der Vögel
das Licht des Mondes und der Lauf der Jahreszeiten
der Klang des Sternenhimmels."

Ich glaube, man muß nicht erst "Nada Brahma" von Joachim-Ernst Berendt gelesen haben, um zumindest zu erahnen, daß sich hinter diesen Bildern wesentlich mehr Wahrheit verbirgt, als der oberflächliche Blick zu erkennen vermag, sie weit mehr sind, als nur schöne Metaphern...
 
 

Das Licht.

Es ist Ursprung und Urgrund.

Alles Lebendige strebt dorthin.

"Into The Light" ist der Weg in diese Richtung.

Ein Weg.

Ein besonders inniger, ungemein schöner.

Ein Stückchen Himmel.

Ein Gleiten in die Regionen des Geistigen ..... 

                                           ..... auf durch die mannigfaltigen  Instrumente, die durchdringende Musik hervorgerufenen regenbogenfarbenen  leuchtenden Bahnen, durch die dunkle Unendlichkeit des Raumes, in immer  kleiner werdenden Spiralen fließt du dahin. Weiter und weiter.  Die  Dimensionen verwischen.  Atome wie Sonnensysteme bewegen sich in ihren  eigenen Bahnen im Raum um dich herum, denselben Harmoniegesetzen  gehorchend.  Die Zeit scheint ebenso aufgehoben, denn du erlebst die Geburt  und den Tod ganzer Galaxien in einem Augenblick...      ...dann, über dir, in  unmöglich abzuschätzender Nähe oder Ferne, glitzern zuweilen betörend  hypnotisch einzelne Lichterscheinungen auf.  Immer mehr und mehr  erscheinen, an Intensität  zunehmend  ...  ganze Lichterketten  ...  glühende  Lichtkugelhaufen  ...  schließlich unzählbare, fragil schimmernde Gebilde, eine Kathedrale bildend, einen Dom aus leuchtend weißem Licht und Klang  am Firmament, welchen du reflektierst und mit welchem du schließlich  vollkommen resonierst.....   - und dich unwillkürlich fragst, ob dies nun noch  immer die Jahrmillionen alten Sterne deines bekannten Universums sind, oder  die visualisierten Schwingungsmuster deiner eigenen, nicht weniger betagten  Seele, gar die funkelnden, sichtbar gemachten Schwingungen des Selbst,  dessen Rhythmus und Stille denen des Tanzes und der Ruhe des Kosmos  entspricht   .....   und alle Fragen werden nichtig, verlöschen schließlich und  werden gleichzeitig erschöpfend beantwortet, als sie zusammen mit dir ins  Licht treten 

           und 
                       eingehen 
                                                ins
                                                               gestaltlose 
                                                                                         Weiß.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

                                                      Lux Aeterna
 
 
 
 
 
 
 

- Heiko - 07/01 -