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TRUST - 13 à Table (2008)

Was soll man nach über sechs Jahren noch groß Worte über ein Album verlieren, das man inzwischen zigfach gehört hat und das dennoch nicht so recht gezündet hat? Als TRUST-Fan der ersten Stunde habe ich mich mehrfach gefragt, wie man möglichst objektiv an eine CD heranzugehen hat, die derartig grenzwertig daherkommt - war schon die Ni Dieu, ni Maître ein ziemlich zwiespältiges Hörvergnügen, so setzte sich die einstige Kultband mit ihrem wohl definitiv letzten Studioalbum "13 à Table" anno 2008 nun aber so was von komplett zwischen sämtliche Stühle… und würde es sich eben nicht um TRUST handeln, so hätte die Scheibe bei mir wohl auch keinen zweiten Durchlauf erlebt!

Schon der Beginn von Toujours parmi nous zaubert einem die Fragezeichen nur so aufs Antlitz: Scratches und Beats??? TRUST mit DJ? Was bitte soll das? Im weiteren Verlauf steigert sich das Stück dann doch noch zu einem recht ordentlichen Rocksong mit durchaus eingängiger Melodieführung, bei dem lediglich die gescratchten Obertöne und Samples etwas negativ auffallen. Epistémophilique klingt trotz einer recht gefälligen Hookline eher beliebig, ja gar "bemüht", Promesse osée schlägt in eine ähnlich uninspirierte Kerbe: Nach einem melodischen Gitarrenintro verfällt die Band wieder in einen ziemlich stupide stampfenden Beat. Und wie bereits zuvor verschwindet das ein oder andere gute Lick im Einheitsbrei der Samples und Scratches, wummernden Bässe und Drums…

Tout est à tuer mit seinem knackigen Riff und dem guten Groove läßt dann erstmals wirklich aufhorchen, und in Form von Venez folgt das erste kleine Highlight: Ein recht gelungener Song, der insbesondere durch seine feine Melodielinie und ein wirklich als solches wahrnehmbares Gitarrensolo besticht! Psaume (dt.: Psalm) hätte man sich dann wieder sparen können, handelt es sich hierbei doch lediglich um eine äußerst theatralisch vorgetragene und mit Donnerhall unterlegte Tirade von Bernie, die dem - von mir nicht näher erforschten - Konzept des Albums wohl eine Art Hörspielcharakter verleihen soll. Naja…

Mit dem furiosen, beinahe schon mitreißenden Vae Victis folgt zum Glück sogleich ein weiterer Höhepunkt, der an die besten Momente von Europe et Haines erinnert und mit einem feinen Gitarrensolo aufwartet, gefolgt von der inzwischen wohl sattsam bekannten Neuversion von Surveille ton Look im Scratchgewand - allerdings veredelt durch eine gediegene bluesige Gitarrenarbeit. In Black blanc Beur und La Morsure folgen wieder zwei eher unspektakuläre "Plätschersongs" (ersterer immerhin mit einem starken Solo von Nono, bei dem er wieder einmal seine Klasse als Klampfer zeigen kann) ; Que serais-je sans moi deutet leider lediglich etwas verhalten das Potential an, das in dem an sich recht guten Song steckt und ist genauso wie das folgende Stück Là où je vis ("ganz nettes Tralala") einfach nicht straff genug umgesetzt! Des Mots wartet dann endlich wieder einmal mit einem satten Rock-Riff im Refrain auf und stellt den letzten kleinen Höhepunkt von 13 à Table dar, bevor mit dem etwas rockabillymäßigen Après les Hymnes, welches durchaus mit dezenten Anklängen an das legendäre Debütalbum gemahnt, und dem akustischen Outro En Apparence (wieder einmal läßt Europe et Haines grüßen!) der wohl letzte Kreis im Schaffen von TRUST geschlossen wird.

Ich denke, wirklich vermissen wird man sie als Fan der frühen Tage angesichts des finalement Dargebotenen nicht unbedingt, wenngleich ich - zu meiner "Schande" ;-? - zugeben muß, daß mir 13 à Table vor allem aufgrund der vielen kleinen instrumentalen Details doch recht gut gefällt! Eigentlich wurde hier ja auch nur die ohnehin schon ziemlich raprockige und groovemetallische Marschrichtung des Vorgängers Ni Dieu, ni Maître noch ein Stück weit konsequenter fortgeführt, indem man verstärkt zeitgemäße Arrangements mit einfließen ließ. Das mag vielleicht nicht jeder TRUST-Die hard-Fanatiker zu 100% nachvollziehen können; ich persönlich halte es zumindest - selbst trotz des phasenweise empfundenen Berieselungscharakters der Scheibe - immerhin noch für relativ schlüssig. Selbstverständlich hätte auch ich mir etwas mehr "Back to the Roots-Feeling" erhofft - bzw. etwas mehr Kante… "Rebelle - et toujours debout!" halt. Doch nimmt man dieses Motto wörtlich, dann haben TRUST wohl ihre ureigene Vision von Außenseitertum, Aufbegehren und Anecken schließlich auch noch in künstlerischer Hinsicht vervollkommnet…

- Klaus - 01/2014